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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 36.1993

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Witzmann, Peter: Zur Situation des Unterrichts in den Alten Sprachen in Sachsen: (Stand: Juli 1993)
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https://doi.org/10.11588/diglit.35882#0101

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Zur Situation des Unterrichts in den A!ten Sprachen in Sachsen
(Stand: Juli 1993)
Mit der Gründung der neuen Bundesländer auf dem Boden des Beitrittsgebiets im Herbst 1990
begann als Wirkung des Föderalismus ein Ause/nanc/ercfr/ften: jedes der neuen Länder faßte sein
Schulgesetz, in jedem der neuen Länder entstand ein eigener Landesverband des DAV, bildeten
sich Verwaltungs- und Tätigkeitsstrukturen aus, die gegenüber den anderen sich mehr oder
minder ausgeprägt abgrenzten.
Ceme/nsam ist allen gegliedertes Schulwesen, Gründung von Gymnasien mit einem Fächerkanon,
wie er im wesentlichen dem der alten Bundesländer entspricht. Gemeinsam ist ferner der
überaus starke Ansturm auf das Gymnasium - in Sachsen ist die 50%-Grenze bereits deutlich
überschritten. Danach dann beginnen schon die Unterschiede. Eine fachspezifische Gemein-
samkeit sei noch genannt: die enorm gestiegene Nachfrage nach Latein (nach Griechisch sehr
viel weniger).
Die folgenden Aussagen beziehen sich nur auf Sachsen. Ihnen liegen nicht durchweg statistische
oder sonst meßbare Daten zugrunde. Eine bedeutende Rolle spielen unmittelbare Beobachtun-
gen und Erfahrungen.
Das Sächsische Staatsministerium für Kultus (SMK) verfügt über einen aus Baden-Württemberg
abgeordneten Beamten als Referenten im Bereich Gymnasium, der für die Alten Sprachen
zuständig ist: er ist auch Fachkollege. (In den Oberschulämtern werden die entsprechenden
Fachreferate gebündelt von einem Mitarbeiter vertreten, der nicht unbedingt fachkompetent ist.
Das kann natürlich Nachteile mit sich bringen.)
Im Referat Lehramtsprüfungen des SMK wird wohl an Prüfungsordnungen gearbeitet, auch für
Alte Sprachen. Im Herbst kommen die ersten Referendare, aus Halle, doch ist bisher nur
irgendwie eine Absprache dahingehend erfolgt, daß Latein durch das Oberschulamt Dresden
betreut werden soll: wer, wo, unter welchen Bedingungen ist noch unbekannt (oder auf einem
Dienstweg?) . . . Das Referat Lehrerfortbildung beim SMK verwaltet diese und auch die
Weiterbildung, d.h. die berufsbegleitende Zusatzausbildung von Lateinlehrern. Die meisten
befinden sich zu dieser Ausbildung an der Universität Leipzig - dazu später ausführlicher, nur
in Ausnahmefällen auch an außersächsischen Universitäten: damit entsteht die Frage der
Anerkennung von Abschlüssen! (Zur Illustration: Ein Lehrer, der von seinen 25 Dienstjahren 20
in Thüringen verbracht hat, dann, sagen wir: aus familiären Gründen nach Sachsen verzogen
ist, bekommt fünf Dienstjahre als Beschäftigungszeit anerkannt, denn Sachsen ist nicht
Rechtsnachfolger der DDR, wohl aber ist der jetzige Freistaat der des damaligen. Wenn es aber
eine KMK-Vereinbarung über gegenseitige Abschlußanerkennung gibt, fallen solche Schwierig-
keiten freilich weg . . .)
Das SMK hat bisher noch keine Schulordnung zustande gebracht. Es soll einen Entwurf geben,
es soll sogar wohl für/im Schuljahr 93/94 die GySO kommen, aber wer weiß das schon. -
Lehrpläne und Stundentafeln liegen vor. Die Sprachenfolge ist dargestellt. Aber: kürzlich fragte
mich ein stellvertretender Schulleiter, ab welchem Schuljahr denn Latein beginne. Der Gute
hatte noch nicht mitbekommen, daß Latein als eine Fremdsprache wie die anderen einen Platz
in der Sprachenfolge hat und nicht mehr als Exot gehandelt wird. Wahrscheinlich hatte er sich
bisher wohl nicht damit befassen müssen; das mag zu seiner Entlastung gesagt sein. Es ist aber
irgendwie symptomatisch, wenn auch nicht geradezu flächendeckende Massenerscheinung.

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