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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 36.1993

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Nr. 3
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Buchbesprechungen
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Schulz, Hartmut: [Rezension von: Reinhard Dithmar (Hrsg.), Schule und Unterricht in der Endphase der Weimarer Republik]
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Berichte und Mitteilungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.35882#0127

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ideologischen Zeitströmungen und politischen Vorgaben mit teilweise verhängnisvollen Konse-
quenzen besonders deutlich wird, erscheint dieser Band exemplarisch für eine sinnvolle
Beschäftigung mit der Entwicklung von Fachdidaktik und Unterrichtspraxis. Wo diese
Selbstreflexion ernst genommen wird - besonders in der Ausbildung in Hochschule und
Studienseminaren sollte dies selbstverständlich sein - ist die Lektüre dringend zu empfehlen.
HARTMUT SCHULZ, Berlin

Berichte und Mittedungen

Wir trauern um Studiendirektor Dr. Gerhard Jäger
Völlig unerwartet hat der Tod im Frühjahr dieses Jahres Dr. Gerhard Jäger aus dem Leben
gerissen, kurz vor seinem 55. Geburtstag. Die Altphilologen haben einen hervorragenden
Kollegen, viele einen guten Freund verloren. Noch drei Tage vor seinem Tod unterhielten meine
Frau und ich uns mit Jäger bei einem Konzertabend seiner Tochter in einem freundlich-heiteren
Gespräch; wir waren froh, daß er offensichtlich den Verlust seiner geliebten Frau vor einem
halben Jahr durch Krebstod wenigstens nach außenhin zu ertragen fähig war. Um so schockie-
render war die Nachricht, daß nun auch er plötzlich verstorben sei. Dieses tragische Ende
erfüllte viele mit tiefer Trauer; die Zahl derer, die an seinem Grab Abschied nahmen, war kaum
zu überschauen: Vertreter des Kultusministeriums, Lehrer des Karlsgymnasiums in München,
Universitätslehrer, Schüler, Eltern und Freunde. Jäger hatte im engen Bereich große Resonanz
(auch durch seine Beteiligung an einem Konzertorchester), war aber auch weit über seine Schule
und über Bayern hinaus bekannt und angesehen. Der geborene Augsburger examinierte und
promovierte an der Universität München, bereitete hier als wissenschaftlicher Assistent seine
Habilitation vor, die abzuschließen ihm allerdings nicht gegönnt war. Jäger wurde dann
Gymnasiallehrer, hier sofort auch tätig in der Ausbildung der Studienreferendare. Diese
schätzten ihn ebenso wie ihn die Schüler liebten (zwei meiner Kinder hatten ihn zum Lehrer).
Seine Fachkompetenz offenbart sich in seinen Publikationen. Die Studenten kennen seine
„Einführung in die Klassische Philologie" (bereits 3. Auflage) und die Ausgaben derTUSCULUM-
Reihe im Artemis-Verlag, die er zusammen mit Manfred Fuhrmann und Karl Bayer herausgab,
die Schüler seine ratio-Textausgaben, deren Herausgeber er zusammen mit W. Flurl war, den
Kollegen ist er gegenwärtig durch viele fachdidaktische Beiträge, zuletzt durch den AUXILIA-
Band „Rede und Rhetorik" im Lateinunterricht: Gerhard Jäger verblüffte alle durch seine
stupenden Kenntnisse; die Fachgebiete, die er beherrschte, waren breit und umfassend, so daß
ihm hier wohl nur wenige gleichkommen können. Sein Tod hinterläßt daher eine große Lücke.
Gerhard Jäger war ein religiöser Mensch; deshalb wohl befaßte er sich nicht selten mit Themen
über das Wirken der Götter im irdischen Geschehen (eine seiner Textausgaben handelt von
Ciceros „De natura deorum"). In einem seiner letzten Aufsätze vergleicht der verstorbene
Kollege das Höhlengleichnis von Aristoteles mit dem von Plato; er schreibt hier - und mit diesem
Zitat wollen wir sein Andenken ehren - am Ende zusammenfassend: „Die Intention des
ARISTOTELISCHEN ,Höhlengleichnisses' ist ein teleologischer Gottesbeweis in einfachster
Form. Der unbefangene Blick auf die Gesetzmäßigkeit und Ordnung des Kosmos führt auf ihren
göttlichen Ursprung. Eine Aussage über Stufen des Seienden oder Ebenen der Wirklichkeit, ein
Hinweis auf Möglichkeiten der Erkenntnis oder die Paränese zu einem Aufstieg zu ,höheren'

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