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Deutscher Altphilologenverband [Editor]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 36.1993

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Nr. 4
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Fritsch, Andreas: 2000 Jahre Horaz
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https://doi.org/10.11588/diglit.35882#0143

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2000 jahre Horaz

Campos Elysios habitas bis miile per annos
Et semper vivunt tot monumenta tui.
Semper honos nomenque tuum laudesque manebunt.
Nos Flacci memores suscipe posteritas.
JAKOB BoROVsxij (geb. 1896; lebt in St. Petersburg)

Anmerkungen zu den beiden Gedichten
1) Das anspielungsreiche Gedicht von Pietro Crinito (Petrus Crinitus) ist einem Schulbuch (!) des
vorigen Jahrhunderts entnommen: „Palaestra Musarum, Materialien zur Einübung der
gewöhnlicheren Metra und Erlernung der poetischen Sprache der Römer. Für höhere
Gymnasialklassen", 2. Teil, 2. Abteilung, hg. von Theodor Echtermeyer und Moritz Seyffert,
Lehrern am Königl. Pädagogium zu Elalle, Halle 1835. Der vordere Teil dieses Buches bringt
(ziemlich wörtliche) deutsche Prosaübersetzungen lateinischer Gedichte oder aber auch
deutsche poetische Originaltexte, die der Schüler in lateinische Verse eines bestimmten
Metrums übertragen sollte. Im hinteren Teil wird die lateinische Fassung geboten (das hier
vorgestellte Gedicht auf S. 28 bzw. 22).
Über den Autor Petrus Crinitus (1465 - 1504, geb. in Florenz, dort Professor) finden sich knappe
Angaben in Pökels Philologischem Schriftsteller-Lexikon; vgl. auch J. IJsewijn (s.u.), S. 61. - Die
deutsche Vorlage des ins Lateinische zu retrovertierenden Gedichts lautet in der „Palaestra
Musarum" (unter Fortlassung der Übersetzungshilfen): (1) Flaccus, der du in überreichem
Gesänge dich emporschwingst und in zarten Weisen sanfte Melodien lieblich hauchst und
Lieder harmonischen Baues singst: (2) reiche dem Bittenden jetzt zum ersten Mal die Cither, die
dir einst mit Recht der schöngelockte Apollo weihte. (3) Denn du gesellst die Charitinnen zu den
Camenen und erhebst das blonde Haar, das über dem Nacken der Glycera wallte, zu den
Gestirnen. (4) Magst du den Schild des Mars, wenn du im Liede von den wilden Sigambern
erzählst, und den pfeilkundigen Gelonen und Caesars Waffen besingen: (5)oderdesCyrrhäischen
Hains waldreiche Gefilde durchwandeln und nach den Bächen Tiburs verlangen, zugleich auch
nach dem Rasen des Gefildes: (6) frei ergehst du dich mit melodischem Kiele, wie Philomele in
grüner Grotte den Phoebus erblickt und den Himmel mit zartem Gesang entzückt. (7) Magst du
Becher alten Weins in ungerader Zahl nehmen und verlangen, unter Mädchen und Jünglingen
mit mutwilligem Scherze zu tändeln; (8) oder sollen die Satyrn lieber mit den Nymphen
heimlichen Diebstahl treiben: ein holdes Wehen erhebt den glücklichen Sänger in beflügeltem
Schwünge.
2) Der Autor des Epigramms, Professor Dr. Jakob Borovskij (in der Umschrift auch: Jacobus
Barovskij), wurde am 9. bzw. 21. November 1896 in Kremenez (Ukraine) geboren und lebt heute
in St. Petersburg. Dort besuchte ihn im März dieses Jahres der finnische Latinist Professor Dr.
Tuomo Pekkanen (Helsinki), der über diese Kurzreise in der lateinsprachigen Zeitschrift
„Melissa" (Editor: Dr. Gaius Licoppe, Avenue de Tervueren, 76, B-1040 Bruxelles) berichtete,
Heft 56/1993, S. 14 f.: „De itinere Petropolitano (26 - 29 III 1993)". Pekkanen ist für die weltweit
ausgestrahlten Nuntii Latin! des Finnischen Rundfunks verantwortlich. Über seinen Besuch bei
dem greisen Borovskij schreibt er folgendes: „Vespere Sabbati professor Jacobus Barovskij me

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