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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 36.1993

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Buchbesprechungen
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[Rezension von: Siegmar Döpp, Werke Ovids. Eine Einführung]
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https://doi.org/10.11588/diglit.35882#0037

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Buchbesprechungen

S/egmar Döpp; Werke Ov;&. Dne f;nfuhrung. München; Deutscher Taschenbuch Ver/ag 7992.
btv4667. 767 S., 79,60 DM.
Siegmar Döpp, Professor für Latinistik an der Ruhr-Universität Bochum, hat sein Werk nicht „Der
Dichter Ovid" genannt, auch nicht „Ovids Werke", sondern „Werke Ovids". Er beschreibt
damit exakt, was dieses schmale, aber auch für die Schule gewichtige Bändchen geben will:
nicht eine Gesamtdarstellung der Dichterpersönlichkeit oder des dichterischen Werkes,
sondern eine Charakterisierung einiger wichtiger Werke Ovids, nämlich der „Amores", der
(weitestgehend verlorenen) Tragödie „Medea", der „Heroides" (1-14), der „Ars amatoria" und
der „Metamorphosen". Ausgespart bleiben vor allem die „Fasti" und die Werke aus der
Verbannung. Welches der Grund für diese Beschränkung war, sagt Döpp nicht. Einen besonde-
ren Schwerpunkt legt er bei der Interpretation darauf, zu bestimmen, welches die besondere
Leistung Ovids ist, wenn man ihn mit seinen Vorgängern vergleicht. Sozialhistorisches bleibt
ausgespart, weil, so Döpp, hier noch so viel ungesichert sei. Das Werk Ovids, insbesondere die
„Amores" für Biographisches auszubeuten, demgegenüber bleibt Döpp zu Recht skeptisch;
lediglich die Gedichte, die erklärtermaßen Autobiographisches bringen, vor allem trist. 4,10,
wertet Döpp für eine Einführung „Zu Ovids Leben" aus. Auch Politisches wird nur am Rande
einmal gestreift. Dort, wo es am ehesten eine Rolle spielen könnte, wo nach den Gründen für
Ovids Verbannung ans Schwarze Meer gefragt wird, sieht Döpp keine Möglichkeit, genauere
Antworten zu finden: Ovid hat den Grund selbst nicht ausgesprochen, offenbar, weil, ihn direkt
zu nennen, Augustus hätte verletzen können. Da im selben Jahr Augustus' Enkelin ]ulia wegen
sittenlosen Treibens in die Verbannung geschickt wurde, liege es nahe, auch Ovid damit in
Zusammenhang zu bringen. Mehr sei aber nicht zu erfahren.
Die Kapitel zu den einzelnen Werken enthalten jeweils eine Einleitung, die Überlegungen vor
allem zum literarischen Genus enthält, und dann, das unterscheidet das Buch von den meisten
anderen Werken mit ähnlichen Zielen, einige Einzelinterpretationen, am ausführlichsten zu den
„Amores".
Die „Amores" erweisen sich für Döpp vor allem als ein Spiel mit der literarischen Tradition -
Ovid hat sich ja selbst als „tenerorum lusor amorum" (trist. 4,10,1) bezeichnet. Anknupfend an
sie, verleiht Ovid ihr überraschende Wendungen, taucht sie ins Licht nicht der Parodie oder
Travestie, wohl aber der Ironie. - Überzeugend zeigt Döpp, daß die „Heroides" nicht nur
versifizierte rhetorische Übungen in Suasorien sind (wenn sich Ovid auch deren Argumentati-
onstechniken bedient), auch keine Monodramen, sondern eben das, was sie auch vorgeben zu
sein: elegische Briefe, als solche voll feiner psychologischer Züge, wie Döpp in einer
eindringenden Interpretation von her. 3, dem Brief von Briseis an Achilles, zeigt. Wichtig ist der
Hinweis, wie sehr es hellenistisch ist, daß nunmehr Randfiguren des Mythos ins helle Licht
treten, daß so ein Perspektivenwechsel stattfindet, wie zu Briseis hin, die in Ovids Gestaltung
stets zeigt, wie wenig Verständnis sie für Achilles' heroische Perspektive hat. - Aus den
Metamorphosen greift Döpp die Erzählungen von „Pygmalion" und „Phaethon" heraus. Sein
Fazit sei in seinen eigenen Worten wiedergegeben (S. 153f.): „In den letzten jahren ist es mehr
und mehr üblich geworden, an Ovids ^Metamorphosen« das geistreich Frivole und die
zahlreichen Spielarten von Ironie oder auch Parodie herauszuheben. Derartige Beobachtungen
sind gewiß wichtig. Die Interpretation ... wollte aber zeigen, daß man darüber etwas anderes

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