Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 36.1993

DOI Heft:
Nr. 2
DOI Artikel:
Aktuelle Themen
DOI Artikel:
Maier, Friedrich: Aktion "Latein 2000" ein guter Erfolg: aber kontroverse Meinungen über das Bild-Motiv
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.35882#0055

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Aktueüe Themen

Aktion „Latein 2000" ein guter Erfotg
Aber kontroverse Meinungen über das Bild-Motiv
Die Aktion „Latein 2000" erweist sich jetzt schon als ein erfolgreicher Versuch, für das Fach zu
werben. Poster und Postkarten werden laufend in reicher Fülle bestellt. Viele Lehrerinnen und
Lehrer vor Ort nehmen die gebotene F-Iilfe dankbar an und bekunden ihre Zufriedenheit auch
in den beigefügten Notizen. Ein Brief von Katharina Domschke, Münster, lautet z.B.:
„Neulich erhielt ich eine Karte meiner Latein-Lehrerin aus Bayern: ,Latein 2000 - Europa und
der Stier'. Ich bin begeistert! Zumal ich nach Münster verziehen mußte und hier, selbst an sog.
humanistischen Gymnasien, kaum Wert auf diese wundervolle Sprache gelegt wird. So möchte
ich an meiner Schule in einem Vortrag ein wenig die Dimensionen des Latein aulzeigen und Sie
bitten, mir zu diesem Zweck - gegen Rechnung - ein Poster,Europa und der Stier' zukommen
zu lassen."
Es ist erfreulich, daß auch Menschen, die nicht direkt mit dem Latein zu tun haben, sich das
Plakat anschaffen. So hängt es etwa im Sekretariat von Dekanaten und Instituten an den
Universitäten, an den Wänden von Grundschulen, auch in Studentenbuden. Selbst in Buchhand-
lungen ist es gelegentlich zu sehen ... Der Zuspruch kommt aus allen Bundesländern, aber auch
aus Österreich, Südtirol und der Schweiz. Hier werden besonders die Postkarten bestellt. Kosten
und Mühen haben sich also für den DAV bereits jetzt gelohnt. Auf Wunsch wurden nun auch
Aufkleber hergestellt.
Und doch: Das Bild-Motiv „Europa und der Stier tanzen auf dem europäischen Kontinent" löst
unterschiedliche Reaktionen aus. Der oft schriftlich bekundeten Begeisterungfürdas Werbemittel
stehen auch Stimmen von mehr oder weniger harter Kritik gegenüber. Den einen ist der Stier zu
klein, die Dame Europa zu mächtig, andere sehen den Stier in der Schönheit dem Mädchen
gegenüber im Vorteil. Einer fragt, ob nicht für das schaurig schöne Abenteuer der Stier ein wenig
amouröser hätte gestaltet werden können. Manche halten die Bildkonstellation für schwer
identifizierbar. Ein offensichtlich fanatischer Anhänger des klassischen Schönheitsideals schreibt
entrüstet, daß man mit diesem schrecklichen Bild allenfalls eine Antiwerbung für das Fach
erreicht. Gewiß, über Geschmack läßt sich bekanntlich nicht streiten. Wissen sollte man
freilich, daß, wie die Fachleute der Werbepsychologie betonen, alle Bilder des klassischen
Vorbilds als Blickfang heute verbraucht sind. In der Bilderflut unserer Zeit achtet darauf kaum
noch jemand. Die Werbung zielt auf andere Schichten im Menschen als auf den rationalen
Zugriff. Das Bild will auch nicht zuallererst den Lehrer erreichen, sondern die Schüler, vor allem
der Unter- und Mittelstufe. Und da sollte man es fairerweise auch nicht mit dem Vermerk
anbieten: „Was haltet ihr von diesem Zeug" (wie geschehen) ... Das Poster kommt, wie man
hört, gerade bei den jungen Lateinschülern gut an. Oberstufenschüler, die eine schon wieder
weiter entwickelte Mentalität haben, reagieren unterschiedlich, eher rational kritisch. Wie da
etwa eine Klasse - im Durchschnitt - urteilt, zeigt das Beispiel eines lateinischen Leistungskurses
(13 Schüler) vom Gymnasium Donauwörth in Bayern, dessen Aussagen mir der Lateinlehrer StD
Simpert Reiter dankenswerterweise zugeschickt hat:
(Vorbemerkung: Den Schülerinnen und Schülern wurde das Plakat gezeigt, ohne daß vorher

50
 
Annotationen