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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 36.1993

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Nr. 2
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Zeitschriftenschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.35882#0076

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C. Filkau). „Über die Deutung der einzelnen Worte hinaus zeigt die Entdeckung von Pompeji
einige Dinge, und andere bestätigt sie uns erneut: 1. Es gab Christen in Pompeji 2. In jener
Zeit hatte sich sowohl die Verehrung des Kreuzes wie die Symbolhaftigkeit des Alpha und
Omega gebildet 3. Vor allem: Es gab bereits eine lateinische Übersetzung des Gebetes, das
Jesus gelehrt hat. Dies setzt voraus, daß der griechische Text des Evangeliums oder wenigstens
seine bedeutsamen Teile seit einiger Zeit im Umlauf waren, um bereits in die Sprache der Römer
übersetzt worden zu sein." (Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die Behandlung dieses
Buchstabenquadrats in dem immer wieder aufgelegten Buch von EJans Weis: Bella Bulla.
Lateinische Sprachspielereien. Bonn: Dümmler, 5. Auf). 1969 u.ö., S. 57 - 62.) - In derselben
Zeitschrift wird mit kritischer Distanz gegenüber der feministischen Theologie berichtet (Sp. 105
f.): „Nach zehnjähriger Arbeit der »Internationalen Kommission für die englische Sprache in der
Liturgie (ICEL)«, die von den Bischofskonferenzen der anglophonen Länder ernannt worden war,
ist die Übersetzung des lateinischen Meßbuches beendet. Gegenüber der bisher gebrauchten
Version gibt es einige Änderungen, die eine theologische Relevanz haben. Deren auffälligste ist
die Übersetzung des »et domo fäctusest«, wörtlich: »und er/'sf Mensch geworden», in: »er wurde
e/'n wahrhaft menscb/fches Wesen: he hecame a tru/y human be/'ng«. - In einem Beitrag von M.
BOTE1E wird unter Anführung des griechischen Originaltextes und der Parallelstellen exempla-
risch eine Stelle der deutschen „Einheitsübersetzung" der Bibel kritisiert: „Der letzte Schrei -
Anmerkungen zur Übersetzung von Mt 27,50s und Mk 15,37a". Theologisches Fazit der
knappen philologischen Analyse: Jesus „hat am Kreuz nicht aufgeschrien, sondern laut gerufen.
Unser Herr verschied nicht in Verzweiflung und Angst, sondern in Vertrauen und Hoffnung auf
seinen Vater. Das ist die Botschaft der Evangelien." Auch sonstzeichne sich die Einheitsübersetzung
„vor allem im NT durch einen flachen und dürftig flüssigen Stil aus, der sich an einem kraftlosen
«Small-talk-Deutsch» orientiert, linguistisch auch restringierter Code genannt. Hin und wieder
finden sich auch Sinnverdrehungen".
In dem Band „Wissenschaftstransfer in Deutschtand" (hg. v. Muszynki, Opladen: Leske+Budrich
1993, S. 179 - 194) berichtet H. FUNKE kritisch über die Entwicklung der „Altertumswissen-
schaft an der Humboldt-Univeristät Berlin". Im Postscriptum (April 1992) warnt der Autor, der
selbst anderthalb Jahre als Gastprofessor für Klassische Philologie dort tätig war (vgl. MDAV 2/
91, S. 46 f.): „Die Humboldt-Universität und die in ihr betriebenen altertumskundlichen
Disziplinen stehen im dritten Jahr nach der Wende, leider nicht im dritten Jahr ihrer Erneuerung.
[...] Bald ist die vom Einigungsvertrag gesetzte Dreijahresfrist abgelaufen, innerhalb derer
belastete oder unqualifizierte Hochschullehrer evaluiert und ggf. entlassen werden können, so
daß die Devise lautet: mauern und überleben. [...] Die Erneuerung einer Universität, die 56 Jahre
Diktatur erlebt hat, ist gewiß eine große Aufgabe; die Chance, daß sie vertan wird, ist auch groß."
Hinweis: Die Abkürzung ZS verweist auf frühere Folgen der Zeitschriftenschau: ZS 4/92, 170
bedeutet: Zeitschriftenschau in Heft 4/92, S. 170.
ANDREAS FRITSCH

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