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Deutscher Altphilologenverband [Hrsg.]
Mitteilungsblatt des Deutschen Altphilologenverbandes — 36.1993

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Nr. 2
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Buchbesprechungen
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[Rezension von: Emma Brunner-Traut (Hrsg.), Die großen Religionen des Alten Orients und der Antike]
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Wölke, Hansjörg: [Rezension von: Michael von Albrecht (Hrsg.), Das Märchen vom Heidelberger Affen. Lat.-dt. nach dem Sandhäuser Codex unicus]
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https://doi.org/10.11588/diglit.35882#0080

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sei (S. 1 30) - das war ein Aspekt, der in klassischer Zeit sehr an den Rand gedrückt war; die
berühmte Artemis in Ephesos besaß, wie wir inzwischen wissen, ja auch nicht viele Brüste,
sondern war wohl mit Stierhoden behängt -, daß Homer den bisher mit der fruchtbaren Erde
verbundenen Poseidon auf das Reich des Meeres eingeengt habe (S. 129) - Poseidon wird auch
als Gatte der Gaia bezeichnet -, sind durchweg arg schiefe Formulierungen. Wie wenig
durchdacht manche Sätze sind, dafür stehe als Beispiel der folgende auf S. 129 über Hera:
„Obgleich Schützerin der Ehe, war sie ihren beiden Kindern Ares und Hephaistos - den sie ihrem
Gatten Zeus allerdings aus sich, ohne dessen Zutun geschenkt haben soll - zutiefst gram."
Angemerkt sei, daß Hera Hephaistos nach Hes.theog.927 „nicht in Liebe vereint geboren habe,
Hephaistos in Ilias 1,578 Zeus dagegen seinen Vater nennt. Wenige Seiten später (S. 132) nennt
Hoheisel Hephaistos denn auch Zeus' legitimen Sohn.
Damit soll es genug sein. Natürlich findet sich daneben, insbesondere im Teil über die römische
Religion, auch so manches Richtige und Wichtige. Aber der Gesamteindruck bleibt doch
zwiespältig.
Unter zwei Voraussetzungen hätte dieses Buch auch für Altphilologen interessant sein können:
einmal hätte die Herausgeberin den Verfassern einheitliche Fragestellungen vorlegen sollen, die
allen Beiträgen die Gliederung liefern und so Vergleiche zwischen den geschilderten Religionen
ermöglichen, und zum zweiten hätte sie zumindest für die griechische Religion einen Autor
gewinnen sollen, der durch entsprechende Veröffentlichungen als Kenner ausgewiesen ist (was
für Karl Hoheisel nicht der Fall ist). So erscheint mir das Buch zumindest für Altphilologen
überflüssig.
Das Märchen vom He/de/berger Aden. Fat.-dt. nach dem Sandhäuser Codex un/'cus, herausge-
geben u. übersetzt von M/chae/ von A/brecht, ///usfuerr von He/nr/cb Grombe/'m, 87 S.,
Hetde/berg; Manut/us Vedag 7997.
Lucius, der so lange ein Esel hatte sein müssen und der natürlich inzwischen schon lange auf
den Inseln der Seligen (oder genauer in den Zwischenwelten) weilt, schaut durch ein Astloch auf
die irdische Wett und wird neugierig. Er beschließt, auf die Erde zurückzukehren, und zwar,
nachdem er sich mit Platon beraten hat, als Affe. Von Kirke läßt er sich verwandeln, aber nur
halb: er denkt und spricht weiterhin wie ein Mensch. Von Kirke bekommt er auch noch etwas
Kleidung mit, die, wie sie sagt, ein Fremder zurückgelassen hat. Und so kommt er auf die irdische
Welt „pileatus et bracis e corio factis indutus more Bavarico".
Waser dort erlebt, lesen wir in dem Codex unicus, den Michael von Albrecht verdienstvollerweise
herausgegeben und übersetzt hat: Großes Problem des Affen ist, daß er zunächst - er landet in
Rom auf dem Petersplatz - kaum jemanden findet, der Latein spricht. Wie er damit umgeht und
was ihm weiter widerfährt, sei nicht verraten - nur so viel, daß der Affe nach Augsburg zu
Valahfridus Strabo und nach Heidelberg zu Professor Aridus kommt, unter anderem ein Buch
des Saarbrücker Paters Cyaneus Dryolimnius geschenkt erhält und daß dem Leser mancher
lateinische Satz recht bekannt Vorkommen wird, weit er ihn so ähnlich, aber in ganz anderem
Zusammenhang auch schon bei Cicero, Caesar und anderswo gelesen hat.
Ein vergnügliches Büchlein nicht nur für altphilologische Insider, aber nicht zuletzt für sie.
DR. HANSjöRG WöLKE, Berlin

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