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Sauter, Alexander; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation: die Habsburger im 14. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 12: Ostfildern, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.34726#0083

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Die Urkunden der Habsburger im 14. Jahrhundert

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Obwohl es sonst keine Belege für zeitgenössische Reaktionen auf die Titelfüh-
rung etwa Albrechts II. gibt, macht dieses eine Beispiel doch deutlich, daß
man der Intitulatio trotz ihrer Traditionalität Beachtung schenkte. Der mo-
derne Betrachter sollte also Intitulationen als Mittel herrscherlicher Repräsen-
tation neben anderen gebührend berücksichtigen.

Die Arenga
Seit den Forschungen FICHTENAUSist allgemein anerkannt/' daß die Arenga,
deren Geschichte als Einleitungs- bzw. Übergangsformel bis in die Antike
zurückgeht, mehr ist als eine bloße Worthülse. Zwar steht sie ihrer Definition
nach nicht in einem direkten inhaltlichen Zusammenhang mit dem Rechtsge-
schäft, das die Urkunde in Narratio und Dispositio behandelt. Vielmehr be-
gründet sie das Geschäft bzw. den Typus eines solchen in einer allgemeinen
Form. Das geschieht auf sehr unterschiedliche Art und Weise. So treten priva-
te, religiöse, rechtliche und politische Elemente, um nur einige zu nennen,
vermischt auf. Wie FICHTENAU betont, können Arengen als »der wichtigste
Ort - keineswegs der einzige - [angesehen werden], an dem sich die Propa-
gierung des Staatsdenkens und der mit ihr eng verknüpften monarchischen
Tugendlehre entfalten konnte.«94 Somit seien sie das »natürliche Zentrum der
monarchischen Propaganda< in der Herrscherurkunde«/5
Freilich, und das ist im folgenden zu beachten, gilt das auch im Fall von
Herrscherurkunden nicht oder nur mittelbar, wenn die oben erwähnten pri-
vaten Elemente überwiegen. Insofern dienen die Arengen auch nicht immer
der herrscherlichen Repräsentation. Sie sollen deshalb hier zunächst als der
Ort aufgefaßt werden, an dem ein Herrscher die Gelegenheit hatte, sich in
ausführlicherer Weise zu äußern. Der Zusammenhang mit herrscherlicher
Repräsentation ist dann jeweils zu erweisen. Da es für unseren Zeitraum so
gut wie keine anderen Quellen gibt, die Aussagen, welche im engsten Umfeld
des Herrschers entstanden sind, überliefern,4'1 können Arengen bei der
Untersuchung politischer Ideen und Mentalitäten nicht übergangen werden.
Arengen sind allerdings in Inhalt und sprachlicher Gestaltung oft von
einem hohen Maß an Traditionalität geprägt. Häufig wurden Formeln seit
vielen Jahrhunderten von einer Urkunde in die nächste oder aus einem For-
melbuch kopiert, ohne daß klar ersichtlich wäre, ob die Intention, die dem

92 Vgl. vor allem FICHTENAU, Arenga.
93 Einen knappen Überblick über die Forschung gibt FISCHER, Studien, 3-5. Vgl. außerdem
GUYOTJEANNIN/PYCKE/TOCK, Diplomatique, 76-79. Zu den Arengen verschiedener Wittels-
bacher vgl. FISCHER, Studien; SPRINKART, Kanzlei, 331-338.
94 Fichtenau, Arenga, 10.
95 FICHTENAU, Propaganda, 32.
96 Bis zu einem gewissen Grad kann dafür zeitgenössische hofnahe Historiographie herange-
zogen werden, wie das weiter unten bei Johann von Viktring (S. 120-128) oder der Österrei-
chischen Chronik (S. 258-262) gezeigt werden soll. Eine Autobiographie, wie etwa die
Karls IV. (Vita Caroli quarti), hat ein Habsburger des 14. Jahrhunderts nicht geschrieben.
 
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