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Sauter, Alexander; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation: die Habsburger im 14. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 12: Ostfildern, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.34726#0243

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Tirol
Der Erwerb des Landes

Der Erwerb des Landes Tirol durch die Habsburger ist im größeren Kontext
der Verteilung des meinhardinischen Erbes, das durch den Tod Heinrichs II.
im Jahr 1335 angefallen war, zu sehen.1 Im wesentlichen vollzog sich diese
Verteilung in einer Auseinandersetzung der drei großen Dynastien des
Reichs, der Luxemburger, Habsburger und Wittelsbacher. Das Herzogtum
Kärnten gelangte bereits 1335 an die Habsburger.2 3 Erbin der Grafschaft Tirol
war hingegen das einzige Kind Heinrichs II., Margarete (Maultasch). Sie war
in erster Ehe mit dem Luxemburger Johann Heinrich, einem Bruder des spä-
teren Königs Karl IV. verheiratet, beendete diese Ehe jedoch 1341’ und heira-
tete daraufhin, ohne eine kirchliche Dispens erlangt zu haben, den Wittelsba-
cher Ludwig, den Sohn Kaiser Ludwigs. Die daraus entstehenden Auseinan-
dersetzungen zwischen den Wittelsbachern und Luxemburgern erreichten in
den Jahren nach der Wahl Karls IV. zum Gegenkönig (1346) ihren Höhe-
punkt4 und konnten erst mit dem Vertrag von Bautzen von 1350 Februar 14
beigelegt werden. Dieser Vertrag enthält u.a. einen Verzicht der Luxemburger
auf Tirol sowie die Anerkennung Karls als römischer König durch die Wit-
telsbacher.5 6 7
Die Tatsache, daß sich Margarete und Ludwig aufgrund ihrer illegalen
Eheschließung im Kirchenbann befanden, brachte den Habsburger Al-
brecht II. auf den Plan. Denn dieser konnte durch Verhandlungen mit der
Kurie in Avignon die Legalisierung der Ehe vorbereiten, womit gleichzeitig
Meinhard III., der Sohn des Paares, zum rechtmäßigen Erben deklariert wur-
de.5 Die Früchte dieser Verhandlungen konnte dann Rudolf IV. bei der end-
gültigen Legalisierung der Ehe im September 1359 einbringen. Das sich dar-
aus ergebende Nahverhältnis der Habsburger zu Margarete und Ludwig
manifestierte sich zum einen in der Verheiratung Meinhards III. mit einer
Tochter Albrechts II. im Jahr 1358 und zum anderen in zwei Urkunden Mar-
garetes vom September 1359 - vorausgesetzt diese sind echt, was in der For-

1 Vgl. zum Erwerb Tirols HUBER, Vereinigung; HÜTER, Eintritt; RlEDMANN, Mittelalter, 417^431;
Th. STRAUB, in: Handbuch der bayerischen Geschichte 2, 211-215; NlEDERSTÄTTER, Herrschaft,
154-158, 238-247.
2 Vgl. LHOTSKY, Geschichte, 318-328; FRÄSS-EHRFELD, Geschichte 1, 397-402; THOMAS, Ludwig
der Bayer, 286-288; NlEDERSTÄTTER, Herrschaft, 135-138.
3 Vgl. HUBER, Vereinigung, 35f.
4 Vgl. HÜTER, Eintritt, 21-23; RlEDMANN, Mittelalter, 421M23; Th. STRAUB, in: Handbuch der
bayerischen Geschichte 2, 207-209; THOMAS, Ludwig der Bayer, 329-337.
5 MGH Const. 10, 32f., Nr. 43; vgl. dazu auch STOOB, Karl IV., 68f.
6 Vgl. LHOTSKY, Geschichte, 372-374; RlEDMANN, Mittelalter, 424f.
7 Margarete.
 
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