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Sauter, Alexander; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation: die Habsburger im 14. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 12: Ostfildern, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.34726#0217

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Rudolf IV. - quae decent principem

213

Herrenfall notwendig gewordene Rechtsakt der Lehensmutung. Die große
Anzahl der dort Versammelten deutet darauf hin, daß sich Rudolf zudem
einen Gesamtüberblick über die habsburgischen Lehen der Oberen Lande
verschaffen wollte. Eng damit verknüpft ist die Tatsache, daß zum ersten Mal
seit langem ein habsburgischer Herzog mit einer großen curia in diesen Gebie-
ten Präsenz zeigte. Insoweit ging es also um die Stellung der Habsburger als
Dynastie und um ihre Territorialpolitik in den Oberen Landen. Diese sollten
durch einen großen Hoftag gestärkt bzw. gefördert werden. Auf der anderen
Seite erfüllte Zofingen für den Herzog die Funktion, seinem Vorhaben, das
alte Herzogtum Schwaben wiederherzustellen, Ausdruck zu verleihen. Das
aber hätte neben einer erheblichen Rangsteigerung wiederum die habsburgi-
sche Territorialpolitik im deutschen Südwesten in erheblichem Maß beför-
dert. Somit waren diese und der schwäbische Herzogsplan aufeinander ver-
wiesen. Im Rahmen der rudolfinischen Politik stellten sie geradezu zwei Sei-
ten derselben Münze dar.
Daß dabei das Ergebnis der Lehensaufnahme vielleicht nicht so ausfiel,
wie erwartet, daß Rudolf IV. mit seinem Vorhaben auf veraltete Formen zu-
rückgriff, daß schließlich im Grunde vorher schon ersichtlich war, daß dieser
Plan am kaiserlichen Widerstand scheitern mußte, tut dem keinen Abbruch.
Denn gerade die Reaktion Karls IV. zeigt doch, daß er das Vorhaben und die
damit verbundenen Zeichen ernst nahm. Damit aber gewinnt der Tag von
Zofingen eine zentrale Bedeutung innerhalb der Politik des Habsburgers in
den Oberen Landen und muß als Kulminationspunkt seiner herrscherlichen
Repräsentation betrachtet werden.
Rudolf IV. seinerseits gab nach dem Budweiser Eid offenbar alle schwäbi-
schen Pläne auf und wandte sich anderen Zielen zu. In die Oberen Lande, die
er bald nach dem Zofinger Spektakel verlassen hatte, kam er jedenfalls nicht
mehr. Auch das war ein Zeichen.

Wien (II)
St. Stephan
Die äußere Erscheinung der Wiener Stephanskirche hängt eng mit den seit
dem 12. Jahrhundert erfolgten Bemühungen zusammen, diese Kirche zum
Sitz eines Bistums zu machen. ,2 Seit dem frühen Mittelalter unterstand der
größte Teil des späteren Herzogtums Österreich kirchlich dem Bistum Passau,
das seinerseits ein Suffraganbistum Salzburgs war." Die Pfarre Wien selbst

372 Nach den Worten OETTINGERS (Werden, 209) ist der »Dom von St. Stephan [...] das steinge-
wordene Dokument dieser Kämpfe. Wir danken seine Größe und seine Schönheit dem
mehrfach erneuerten Versuch der Landesherren, mit der Schöpfung eines immer mächtige-
ren und prächtigeren Domes den Bischof herbeizuzwingen, der ihm fehlte.«
373 Vgl. FLIEDER, Stephansdom, 31.
 
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