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Sauter, Alexander; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation: die Habsburger im 14. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 12: Ostfildern, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.34726#0210

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206

Rudolf IV. - quae decent principem

Das Münzsiegel Rudolfs IV. stellt einen Höhepunkt herrscherlicher Reprä-
sentation in seiner Zeit dar, die an solchen Höhepunkten nicht arm war. Da-
bei schöpfte er die Möglichkeiten, die ihm das Medium bot, in bisher unge-
kanntem Maß aus. Das betrifft vor allem die Kombination von Schrift und
Bild. Daß Wappen sich anboten, eine in der Umschrift enthaltene Botschaft in
Bilder umzusetzen, wurde bereits betont. ’2' Davon machte Rudolf ausgiebige-
ren Gebrauch als etwa seine Vorgänger. Doch ging er noch darüber hinaus.
Besonders das Standbild mit seinen Insignien ist als Übersetzung des in der
Umschrift nur angedeuteten programmatischen Inhalts der Fälschungen in
ein bildliches Medium zu verstehen. Der Hauptakzent liegt dabei auf der
quasiköniglichen Stellung des Herzogs. Die in Um-, Auf- und Randschrift
enthaltenen Texte ergänzen diese Aussage noch um weitere Aspekte, ohne
freilich dieselbe Wirkung entfalten zu können wie das Siegelbild.
Das Münzsiegel stellt freilich nicht das einzige Medium dar, das vom Ein-
fluß der Fälschungen zeugt. Doch vergleicht man es einerseits mit den Sta-
tuen des Herzogs,323 können diese aufgrund des fehlenden Texts nicht diesel-
be differenzierte Wirkung erzielen. Andererseits boten die Urkunden zwar
die Möglichkeit einer wesentlich differenzierteren Argumentation, doch fehl-
te ihnen wiederum die Umsetzung in ein bildliches Medium. Dagegen ermög-
lichte das Siegel gerade aufgrund seiner Kombination von Text und Bild ei-
nen hohen Anspielungsreichtum, verbunden mit einer Verknappung der
Aussagen auf einige zentrale Punkte. Insofern ist das Münzsiegel wohl als das
Medium zu begreifen, in dem das Programm der Fälschungen am kompakte-
sten und wirkungsvollsten zum Ausdruck kam.

Schwaben und der Tag von Zofingen 1361
Bei der Behandlungen der rudolfinischen Fälschungen wurde bereits fest-
gehalten, daß das Herzogtum Schwaben im Rahmen der Politik des Habsbur-
gers eine große Rolle spielte. Im folgenden soll es nunmehr um Rudolfs Han-
deln in Schwaben gehen, wobei der Lehenstag, der Anfang 1361 in Zofingen
stattfand, im Zentrum der Überlegungen steht.32 ’
Das staufische Herzogtum Schwaben hatte 1266 aufgehört zu existieren.3’0
Dennoch war es als vakantes Fürstentum während des gesamten Spätmittel-
alters im politischen Bewußtsein verankert, und es hat auch gelegentliche
Bemühungen zu seiner Wiederherstellung gegeben.”1 Entsprechende Pläne

327 S.o. S. 93-96.
328 Zu ihnen s.u. S. 224-226.
329 Die Literatur zur Geschichte der habsburgischen Oberen Lande ist oben auf S. 137, Anm. 1,
verzeichnet.
330 Zum Herzogtum Schwaben vgl. MAURER, Herzog; HOFACKER, Reichslandvogteien, sowie
zusammenfassend Th. ZOTZ, in: LMA 7 (1995), Sp. 1598-1602.
331 Vgl. Maurer, Karl IV., 645f. mit Anm. 3; HOFACKER, Herzogswürde.
 
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