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Sauter, Alexander; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation: die Habsburger im 14. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 12: Ostfildern, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.34726#0161

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Rudolf IV. - quae decent principem

Als Albrecht II. 1358 starb, galt er seinen Zeitgenossen als weiser und friedlie-
bender Herzog und als »pater principum«, der vielfach einen Ausgleich zwi-
schen anderen Herrschern herbeigeführt habe.1 Das Wien seiner Zeit war Ort
zahlreicher Versammlungen, auf denen Fürsten, unter ihnen auch wiederholt
der König und spätere Kaiser Karl IV., zu Verhandlungen zusammenkamen.2
Zudem hinterließ er seinem Sohn und Nachfolger Rudolf IV. trotz einer Reihe
von Naturkatastrophen und der Pest im Innern wie nach außen konsolidierte
Verhältnisse.3
Die Würdigungen dagegen, die Rudolf IV. erhielt, waren bei weitem nicht
so positiv. Dem zugegebenermaßen habsburgerfeindlichen Autor der Annales
Matseenses, Christan Gold, galt er als Tyrann, als »devastator cleri« und als
zweiter Nero.4 5 6 Auf der anderen Seite hatte der Panegyriker der Habsburger,
der Verfasser der Österreichischen Chronik von den 95 Herrschaften, der bei Al-
brecht II. noch dessen Weisheit zu rühmen wußte," von Rudolf in erster Linie
zu berichten, daß er eine neue Schrift erfunden und Edelsteine geliebt habe."
Nach Auskunft der sogenannten Kleinen Klosterneuburger Chronik habe der
Herzog »ain böss endt« genommen, was von dem Text mit der vielumstritte-
nen Maßnahme der Einführung des Ungelds in Zusammenhang gebracht
wird.7 8
Auch verlor Wien unter Rudolf IV. die hervorragende Stellung, die es zur
Zeit Albrechts II. in der großen Politik eingenommen hatte.3 So war die Stadt

1 »[...] qui quasi pater principum habetur et eius consilio miro modo omnes obtemperabant« (Kalenda-
rium Zwetlense, in: MGH SS 9, 694); »[...] sapientia a deo sibi prestita reges et principes de circum-
iacentibus regnis superabat et ad ipsum pro negotiis suis terminandis consilio et auxilio requirendo
confluebant« (Continuatio Novimontensis, in: MGH SS 9, 670); »[...] bene et in pace regens terram
suam« (Heinrich von Selbach, Chronik, 102); »sapiens et pacificus princeps et suis inimicis terribi-
lis et suis assistens« (Heinrich von Diessenhoven, Chronik, 113); »[...] ain allerlöbleichister fürste,
erfüllet mit weishait und in aller piderbchait lauter und hat vil gestriten. [...] der allerleiiterist fürst«
(Österreichische Chronik, 199).
2 Zu nennen wäre etwa die Zusammenkunft von 1353, auf der u.a. die Hochzeit Rudolfs IV.
mit Katharina, der Tochter Karls IV., beschlossen wurde. Anwesend waren neben dem Kö-
nig sein Bruder Markgraf Johann von Mähren, König Ludwig I. von Ungarn, ein Herzog von
Sachsen, Markgraf Ludwig von Brandenburg, die Erzbischöfe von Mainz, Köln, Trier und
Prag u.a. (vgl. dazu LHOTSKY, Geschichte, 362f.; KOCH, Besuche, 109-111; zu anderen Treffen
in Wien vgl. LHOTSKY, Geschichte, 350, 371f., sowie KOCH, Besuche, 93-114; OPLL, Nachrichten,
73f., 79, 87f.).
3 Vgl. dazu die Würdigung bei STELZER, Herzog Albrecht II. [1991], 19-25.
4 MGH SS 9, 831f. Zum Autor und zu diesen Stellen s.u. S. 171.
5 S.o. Anm. 1.
6 Vgl. Österreichische Chronik, 207. Zu dem Text s.u. S. 258-262.
7 ZEIBIG, Chronik, 234. Zum Ungeld und zur Gesetzgebung Rudolfs IV. in wirtschaftlichen
Fragen überhaupt vgl. TRUSEN, Jurisprudenz; LOHRMANN, Werden, 268-276. Weitere kritische
Stimmen zu Rudolf bietet TRUSEN, Jurisprudenz, 180.
8 Vgl. KOCH, Besuche, 115-128.
 
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