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Sauter, Alexander; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation: die Habsburger im 14. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 12: Ostfildern, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.34726#0056

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Die Söhne Albrechts I. - eine allmähliche Schwerpunktverlagerung

stie fortführten, konnte in Gaming keine gesamtdynastische Grablege be-
gründen. Dies sollte erst Rudolf IV. in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts
mit der Stephanskirche in Wien gelingen.IÜS

Die Wiener Klöster
Die Minoriten
Die zahlreichen Zeichen, welche die Habsburger an der Wiener Minoritenkir-
che hinterließen, könnten dazu verführen, diese für eine habsburgische Stif-
tung zu halten. Doch die Gründung des Wiener Minoritenkonvents10" geht in
die Zeit der letzten Babenberger zurück, d.h. in die erste Hälfte des 13. Jahr-
hunderts.* 11" Nach 1282 scheinen zunächst vor allem die weiblichen Angehöri-
gen der Habsburger dem Orden und dem Wiener Konvent nahegestanden zu
haben.111 Den Anfang bildete die Gemahlin Herzog Rudolfs III., Blanka von
Frankreich, die sich die Wiener Minoritenkirche als Begräbnisort wählte und
in ihrem Testament von 1304 September 22 einen Kirchenneubau mit dem
Patrozinium ihres Großvaters, des heiligen Ludwig IX. (1214-1270), Königs
von Frankreich, stiftete.11" Das dafür bestimmte Geld wurde allerdings zweck-
entfremdet und für den Bau der Klarissenkirche verwendet." Immerhin ent-

108 S.u. S. 221-226.
109 Zu den Wiener Minoriten vgl. Lind, Kirchen, 129-156; PERGER/BRAUNEIS, Kirchen, 133-146;
HLW 4, 273f.; PARUCKI, Erkenntnisse; dies., Minoritenkirche; SCHEDL, Münster; M. SCHWARZ,
in: GBKÖ 2, 213-217, Kat.Nr. 11,13 u. 14.
110 Die Minoriten waren vielleicht schon unter Herzog Leopold VI. in Wien ansässig. Sicher
belegt sind sie jedoch erst unter Herzog Friedrich II. (vgl. PARUCKI, Minoritenkirche, 55-57).
König Ottokar II. von Böhmen, der (nach einer allerdings unsicheren Quelle) nach einem
Brand von 1276 den Grundstein für einen Neubau gelegt haben soll, wird von PARUCKI als
»einer der wichtigsten Gönner des Klosters und auch als Mitinitiator des Neubaus der Kir-
che« (Minoritenkirche, 60, dazu 50, Reg. 19) bezeichnet, zumal er nach seinem Tod 1278 drei-
ßig Wochen im Wiener Konvent aufgebahrt lag und auch nach seiner Überführung nach
Znaim sein Herz dort verblieb (dazu vgl. KUSTERNIG, Probleme, 304-308), was auf eine »be-
sonders enge Beziehung« (PARUCKI, Minoritenkirche, 60) zwischen König und Minoriten
schließen lasse. Kritisch zu dieser in der Forschung weitgehend akzeptierten Meinung äu-
ßert sich SCHEDL (Münster, 481-485): Zum eilten reiche der Bau in die späte Babenbergerzeit
zurück, zum anderen sei die öffentliche Ausstellung des königlichen Leichnams vielmehr als
politischer Akt König Rudolfs zu verstehen (vgl. dazu auch KUSTERNIG, Probleme, 307: Ru-
dolf habe »einer allfälligen Wiederkunftssage von vornherein entgegenwirken« wollen).
111 Zur engen Verbundenheit der Habsburger zu den Franziskanern s.u. S. 141.
Im übrigen fanden auch weibliche Mitglieder anderer fürstlicher Familien in der Wiener
Minoritenkirche ihre letzte Ruhestätte, z.B. Agnes (+ 1295 in Wien), eine späte Nachfahrin
der Babenberger, und Margarete Maultasch (t 1369), die nach ihrem Verzicht auf Tirol ihre
letzten Lebensjahre in Wien verbrachte (vgl. LlND, Kirchen, 132 u. 155; FEIL, Pürstinnen-
Gräber, 58; zu Margarete s. auch u. S. 239f.).
112 »[...] vnd schaffen vmb ein erber Grab von Mermelsteine yber vns fünfzig phunt, [...] vnd schaffen
thausend phunt, dacz man darvmbe die Chirchen vnd dacz Münster dacz den Minnern Prüdem zu
Wienne in eren sand Ludwiges newe mache, vnd von newen Dingen erbawe, vnd wihe in eren sand
Ludwiges dieselben Chirchen« (Maurer, Wohlthäterinnen, 41).
113 S. dazu am Ende dieses Abschnitts.
 
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