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Sauter, Alexander; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation: die Habsburger im 14. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 12: Ostfildern, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.34726#0057

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Die Söhne Albrechts I. - eine allmähliche Schwerpunktverlagerung

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sprach man ihrem Wunsch, sich bei den Minoriten bestatten zu lassen. Gemäß
ihrer testamentarischen Verfügung, ihr ein »erber grab von Mermelsteine«m zu
errichten, entstand kurz nach ihrem Tod im Jahr 1305 ein Tumbengrab von
prachtvoller Gestaltung, das im Herrschaftsbereich der frühen Habsburger
und auch darüber hinaus kaum Parallelen kennt.11" Seine kunsthistorische
Bedeutung liegt neben seiner Ausgestaltung vor allem in der Aufnahme fran-
zösischer Stilelemente, wodurch es in der Folgezeit erheblichen Einfluß auf
die österreichische Plastik nahm.1"1 Das heute nicht mehr erhaltene Grab be-
fand sich im Chor der Kirche."'
Als weitere Gönnerin für den Konvent trat Elisabeth von Aragon, die Ge-
mahlin König Friedrichs, auf. Sie ließ in den Jahren von 1317 bis 1328 eine
Kapelle zu Ehren des heiligen Ludwig errichten."" Patron war diesmal aller-
dings nicht der ehemalige französische König, sondern der 1317 kanonisierte
Franziskanerheilige Ludwig von Anjou (1274-1297), Bischof von Toulouse
und ein Verwandter Elisabeths." ' Während sich Elisabeths Gatte in der von
ihm gegründeten Kartause Mauerbach bestatten ließ, wählte sie selbst die
Ludwigskapelle als letzte Ruhestätte. Die nicht mehr erhaltene Grabtumba
war aus Porphyr gearbeitet, an den »mit Spitzbogen und dem Kleeblatt-
ornament geschmückten Seitenwänden«'211 fanden sich die Wappen Öster-
reichs und Aragons, die trotz fehlender Inschrift die in der Tumba liegende
Person eindeutig charakterisierte. Zur Kennzeichnung ihrer Stiftung ließ sich
Elisabeth mit ihrem Mann auf einem Tympanon darstellen, das zur ursprüng-

114 S.o. Anm. 112.
115 Zum Grab s. u. Anh. 2, Nr. 7, sowie Anh. 3, Nr. 4.
Andere, zeitlich vorangehende Tumbengräber verzeichnet GINHART (Bildnerei, 3f.). Erwähnt
sei z.B. das Grab des letzten Babenbergers Friedrich II. in Heiligenkreuz (vgl. auch F. DAHM,
in: GBKÖ 1, 398-400, Nr. 140).
116 SCHMIDT betont, daß die Kontakte, welche durch die Eheschließung Rudolfs III. mit Blanka
entstanden seien, »die Rezeption hochgotischer Stilformen durch die österreichische Skulp-
tur eingeleitet« hätten (Grabmal, 182). Beispiele dazu nennt WLATTNIG (Plastik, 1-4). Minde-
stens ein weiteres Werk wird dem Meister, der das Grabmal Blankas schuf, zugeschrieben,
nämlich die Klosterneuburger Madonna (vgl. H. SCHWEIGERT, in: GBKÖ 2, 325f., Kat.Nr. 71,
mit der älteren Literatur). Nach den Untersuchungen SCHMIDTS erhielt dieser Meister »einen
wesentlichen Teil seiner Ausbildung im süddeutschen Raum« und stammte »wahrscheinlich
überhaupt aus diesem Bereich«. Auf dieser Grundlage habe er sich mit westlichen Vorbil-
dern auseinandergesetzt, wobei er sich allerdings »an solchen französischen Skulpturen sti-
listisch inspiriert hat, die eher dem dritten als dem vierten Jahrhundertviertel angehörten«
{Grabmal, 188).
117 Vgl. PARUCKI, Erkenntnisse.
118 Zur Ludwigskapelle vgl. PARUCKI, Erkenntnisse; dies., Minoritenkirche, 64-70; SCHEDL, Mün-
ster, 485-489; M. SCHWARZ, in GBKÖ 2, 215, Kat.Nr. 13.
Die Stiftungstätigkeit Elisabeths ist einerseits durch ihr Testament von 1328 April 24 belegt.
Dort heißt es: »[...] daz wanne Got vber vns gebeut, daz man vns dann begraben soll, daz den min-
dern brüdern ze Wienne in sant Ludwiges Capellen, die wir gehauen haben, do wir hin erwählen ze
ligen von besonder lieb vnd Andacht, die wie darzue haben« (Maurer, Wohlthäterinnen, 43). Zum
anderen führt ein Nekrolog der Minoriten die Königin als »fundatrix capelle sancti Ludovici
episcopi et confessoris« an (MGH Neer. 5, 204; zum Nekrolog vgl. PARUCKI, Minoritenkirche,
34f.).
119 Ludwig war der Bruder von Elisabeths Mutter Blanka (s.u. S. 141, Anm. 36).
120 LIND, Grabdenkmale, 176, Anm. 3. Zum Grab s. u. Anh. 3, Nr. 4.
 
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