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Sauter, Alexander; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation: die Habsburger im 14. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 12: Ostfildern, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.34726#0058

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54

Die Söhne Albrechts I. - eine allmähliche Schwerpunktverlagerung

liehen Bauplastik der Ludwigskapelle zu zählen ist.121 Das Königspaar ist an
den beiden Seiten einer thronenden, von Engeln umgebenen Madonna mit
Kind plaziert. Kniend betet es mit gefalteten Händen die Gottesmutter an,
blickt dabei jedoch »aus dem Bogenfeld heraus und auf den Betrachter«.122
Wie SCHMIDT überzeugend darlegt, sind die beiden Stifter in ihrer Anbetung
Mariens, die sie mit den Engeln teilen, diesen gleichgestellt. Zugleich bewirke
die im Vergleich zu Vorbildern mildere Darstellung der Madonna eine Auf-
hebung der Distanz zwischen himmlischer und weltlicher Sphäre, wie sie für
Stifterdarstellungen des 14. Jahrhunderts überhaupt typisch werde. Der Blick
aus dem Bogenfeld heraus verringert allerdings nach SCHMIDT das Moment
der Andacht. Vielmehr wird eine Beziehung zwischen Stiftern und Betrach-
tern hergestellt, wodurch die »Selbstverherrlichung« der Fürsten und ihre
Repräsentation neben die Andacht gestellt werden. Zugleich verweist die
Stifterdarstellung auf den memorialen Charakter der Kapelle. Sie markiert
den Ort einer königlichen Stiftung ebenso wie einer königlichen Grablege.12"
Eine Erweiterung der Kirche wurde in der Zeit Albrechts II. vorgenom-
men. Dabei vergrößerte man unter Einbeziehung der Ludwigskapelle die
bislang zweischiffige Halle um ein drittes Schiff.124 Die dabei geschaffene »ka-
thedrale Fassade mit einer Dreiportalanlage« wird von SCHULTES als »äußerst
aufwendige, für eine Franziskanerkirche völlig einzigartige Lösung« be-
schrieben. Die Anlehnung an französische Vorbilder, die »sowohl die Kon-
zeption der Portalanlage der Minoritenkirche als auch ihres Figuren-
schmucks« kennzeichnet,12" könnte durch den Bruder Jacobus von Paris,121’ den
Beichtvater Herzog Albrechts II., vermittelt worden sein, der in einem Nekro-

121 S.u. Anh. 2, Nr. 8.
Die Identifizierung der Personen ergibt sich aus stilistischen Erwägungen, durch die das
Tympanon in die erste Hälfte des 14. Jahrhunderts zu datieren ist. Zu dieser Zeit aber waren
Friedrich und Elisabeth die einzigen, die einen Anspruch auf die Königskrone, mit der sie
geschmückt sind, hatten. Zudem ist Elisabeth als Stifterin der Kapelle eindeutig belegt (vgl.
SCHMIDT, Marientympanon, 108f.).
Die Tatsache, daß neben der eigentlichen Stifterin auch ihr Mann dargestellt ist, kommen-
tiert SCHMIDT folgendermaßen: »[...] auch bei praktisch selbständigen Handlungen der Frau
wird im Mittelalter stets Wert darauf gelegt, das Einverständnis und die wenigstens morali-
sche Beteiligung des Gatten zu betonen« (,Marientympanon, 109).
Ob sich das Tympanon, das heute das Nordportal der Kirche schmückt, an seinem ur-
sprünglichen Ort befindet, ist umstritten; die ursprüngliche Zugehörigkeit zur Ludwigska-
pelle steht jedoch außer Frage (vgl. SCHMIDT, Marientympanon, 109 u. 119; SCHEDL, Münster,
488).
122 SCHMIDT, Marientympanon, 114. Zum Folgenden vgl. ebd., 113f.
123 SCHEDL verweist, ausgehend von der »Ursprünglichkeit des gesamten [heutigen] Portalar-
rangements«, darauf, daß mit der Ausrichtung des Portals auf den Friedhof »die memoria an
der Toten [!] - ohne die klösterliche Klausur zu stören - im Kreise der Familie und auch der
Ordensbrüder begangen werden [konnte]. Von außen markierte das dem Friedhof zuge-
wandte Portal mit der Darstellung des königlichen Paares der Öffentlichkeit die prominente
Stiftung« (Münster, 488).
124 Vgl. M. SCHWARZ, in: GBKÖ 2, 216f., Kat.Nr. 14.
125 L. SCHULTES, in: AK Kartause Gaming, 172, Kat.Nr. 44. Zur Portalanlage s.u. Anh. 2, Nr. 9.
126 Zur Person vgl. WLATTNIG, Plastik, 14f.; PARUCKI, Minoritenkirche, 53, Reg. 39; 62; LACKNER,
Hof, 156 mit Anm. 17.
 
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