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Sauter, Alexander; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation: die Habsburger im 14. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 12: Ostfildern, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.34726#0144

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Die Oberen Lande der Habsburger - Präsenz und Abwesenheit

zeichenhafte Stellvertretung die Anwesenheit der Habsburger zwar simulie-
ren, nicht aber ersetzen konnte. Für das hier zur Untersuchung stehende Phä-
nomen bedeutet das grundsätzlich, daß Präsenz und Repräsentation auch als
komplementäre Erscheinungen zu verstehen sind oder - mit anderen Wor-
ten - daß die Präsenz des Herrschers bis zu einem bestimmten Punkt dessen
Repräsentation unnötig machte.24
Aus diesem kurzen Überblick wird ersichtlich, daß die Verbindung der
Habsburger zu ihren Oberen Landen zwar vielschichtig, doch von unter-
schiedlicher Intensität war. Dabei spielten Präsenz und Abwesenheit der
habsburgischen Herzoge eine nicht geringe Rolle. Als Konstante haben aller-
dings immerhin bis in die sechziger Jahre des 14. Jahrhunderts Königsfelden
und das dortige Wirken der Königin Agnes zu gelten. Dieser Gründung wol-
len wir uns im folgenden Abschnitt zuwenden. Im Anschluß daran soll dann
der Begriff Herrschaft zu Österreich besprochen werden. Denn die Geschichte
dieser Formel ist eng mit den Oberen Landen verbunden.

Königsfelden
Am 1. Mai 1308 wurde König Albrecht I. von seinem Neffen Johann (Parrici-
da) in der Nähe der habsburgischen Stammburg im Aargau ermordet.2" Die-
ses Ereignis gab den Anlaß zur bedeutendsten Klostergründung der Habs-
burger in den Oberen Landen.2'1 Denn an der Stelle des Mordes wurde das
Kloster Königsfelden, dessen Name auf die Gründer selbst zurückgeht,2 er-
richtet. Nach einigen vorbereitenden Urkunden und der Grundsteinlegung
im Spätherbst 13102" wurde von Elisabeth, der Witwe Albrechts I., und ihren
Söhnen Leopold I., Albrecht II., Heinrich und Otto am 29. September 1311 die
eigentliche Gründungsurkunde ausgestellt. 4 Im Jahr 1320 fanden dann die
Weihe der Klosterkirche und 1330 schließlich die Weihe des Chors statt.1"
Der Plan, ein Doppelkloster für Minoriten und Klarissen zu gründen, be-
stand offenbar bereits im Jahr 1309.11 Dabei waren die Klarissen, die 1312 in
das Kloster einzogen, besitzrechtlich die eigentlichen Trägerinnen der Güter
und deren Äbtissin Herrin der gesamten Anlage. 2 Das Klarissenkloster war
deshalb auch der bei weitem bedeutendere Teil der Gründung. Die Hinzuzie-

24 Vgl. dazu grundsätzlich ZOTZ, Präsenz; s. auch unten S. 241.
25 Zum Vorgang vgl. LHOTSKY, Geschichte, 154-164; NlEDERSTÄTTER, Herrschaft, llOf.
26 Zur Gründungsgeschichte vgl. vor allem BONER, Gründung; außerdem MAURER, Königsfelden,
3-8; Beck, Geschichte; Röhrig, Königsfelden.
27 Vgl. BONER, Gründung, 120f.
28 Vgl. BONER, Gründung, 118-125,128f.
29 GERBERT, De translatis, Appendix altera, 140f., Nr. 8; vgl. dazu BONER, Gründung, 143-145.
30 Vgl. BONER, Gründung, 134-140. Dementsprechend ist auch 1320 mit der Fertigstellung des
Langhauses und 1330 mit der des Chors zur rechnen. Zur Baugeschichte der Klosterkirche
vgl. auch MAURER, Königsfelden, 43-59, 71 f.
31 Vgl. BONER, Gründung, 119.
32 Vgl. Boner, Gründung, 150.
 
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