Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Sauter, Alexander; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation: die Habsburger im 14. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 12: Ostfildern, 2003

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34726#0246

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
242

Tirol

Innsbruck und Halb1' sind in ihrer feierlichen Ausfertigung Glanzstücke des
rudolfinischen Urkundenwesens. Das schlug sich etwa in der Gestaltung der
Arengen nieder, die zu den ausführlichsten und differenziertesten Rudolfs IV.
zählen.' Vergleicht man die Urkunden für Meran, Innsbruck und Hall mit
denen der anderen Tiroler Städte, wird auch deutlich, daß bei der Ausstat-
tung - ebenso wie beim Rechtsinhalt - durchaus differenziert wurde. So be-
dachte Rudolf Meran, das aufgrund seiner Nähe zum alten meinhardinischen
Stammsitz in Schloß Tirol mit diesem eng verbunden war, mit einem großen
und weitreichenden Privileg,^ das allerdings von den Urkunden für Inns-
bruck und Hall noch überboten wurde.2' Darin kam vor allem deren militäri-
sche Bedeutung und die Unterstützung, welche sie Rudolf in den Auseinan-
dersetzungen mit den Wittelsbachern angedeihen ließen, zum Ausdruck. Ein
Nahverhältnis konnte demnach mit einer besonderen Urkunde sichtbar ge-
macht werden. Damit aber bewegte sich Rudolf insofern auf dem Feld genuin
herrscherlicher Repräsentation, als die Urkunden nicht nur in ihrem Rechts-
inhalt, sondern gerade auch in ihrer Ausstattung bestimmte politische Ver-
hältnisse sichtbar zum Ausdruck brachten.

Der Friede von Schärding (1369) und
der Altar von Schloß Tirol
Im Jahr 1363 und in der Folgezeit unternahmen die Wittelsbacher verschiede-
ne Versuche, die Herrschaft in Tirol auf militärischem Weg zu erringen." Ih-
ren Höhepunkt erreichten diese Bemühungen 1368. Erst am 29. September
1369 konnten die Auseinandersetzungen der beiden Dynastien um Tirol im
Vertrag von Schärding beigelegt werden.'1 Damit war der habsburgische
Herrschaftsanspruch gegen eine erhebliche Geldzahlung endgültig gesichert.
1370 unternahmen die beiden Brüder Albrecht III. und Feopold III. eine drei-
monatige Huldigungsreise durch Tirol. "
Vor dem Hintergrund dieser Ereignisse ist die Stiftung eines Flügelaltars
für die Burgkapelle von Schloß Tirol zu sehen. ’ Während dieser Altar im
geöffneten Zustand einen Marienzyklus zeigt, sind auf den Außenseiten die

26 Meran: 1363 Sep. 29 (Hüter, Rudolf der Stifter, Beilage, 9-11, Nr. 5, mit Taf. V); Innsbruck:
1363 Okt. 16 (ebd., 13-16, Nr. 8, mit Taf. VII); Hall: 1363 Okt. 27 (ebd., 17-20, Nr. 10, mit Taf.
IX).
27 S.o. S. 192-198.
28 Vgl. Hüter, Rudolf der Stifter, 45M9. Dagegen sei z.B. »die Begnadung Bozens eher als mager
zu bezeichnen« (ebd., 43).
29 Vgl. ebd., 49-56 bzw. 56-63. Zu den großen Freiheitsbriefen sind hierbei noch weitere Ur-
kunden der Folgejahre hinzuzählen: vgl. ebd., Übersicht auf 9-11.
30 Vgl. Hüter, Eintritt, 29-32; RIEDMANN, Mittelalter, 429f.
31 HUBER, Vereinigung, 268, Reg.Nr. 481. Vgl. dazu auch ebd., 115; Th. STRAUB, in: Handbuch der
bayerischen Geschichte 1, 215.
32 Vgl. Strnad, Albrecht UI., 138.
33 S.u. Anh. 2, Nr. 62.
 
Annotationen