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Sauter, Alexander; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation: die Habsburger im 14. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 12: Ostfildern, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.34726#0236

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Rudolf IV. - quae decent principem

unter den österreichischen Landherren und der Wiener Bürgerschaft gegen
die Gründung.111 Alles dies führte dazu, daß die Universität in den ersten
zwei Jahrzehnten ihres Bestehens ein recht kümmerliches Dasein führte. Erst
Albrecht III. gelang es dann, den Hochschulbetrieb mitsamt einer theologi-
schen Fakultät in Gang zu bringen.

Herrscherliche Repräsentation im Zeichen der imitatio?
An vier Beispielen, nämlich an den Fälschungen und Urkunden sowie an der
Rolle Schwabens und Wiens, wurde das repräsentative Handeln Rudolfs IV.
beleuchtet. Als Ergebnis muß zunächst die Bedeutung des Fälschungskom-
plexes herausgehoben werden. Denn in diesem findet sich das für die gesam-
te Regierungszeit des Herzogs gültige Programm formuliert. Drei Aspekte
sind es dabei vor allem, die - durch die Fälschungen vorgegeben - im weite-
ren Wirken Rudolfs eine zentrale Rolle spielten.
Zunächst wäre das Vorhaben des Habsburgers zu nennen, eine Wiederer-
richtung des Herzogtums Schwaben zu erwirken und selbst als Herzog einge-
setzt zu werden. Mit dem Wunsch, unter die palatini archiduces gezählt zu
werden, wie er sich in Paragraph 15 des Privilegium maius findet, sowie mit
der Aufnahme dieses Elements und des Titels »Fürst von Schwaben und El-
saß« in seine Intitulatio führte Rudolf dieses Vorhaben der Welt sichtbar vor
Augen. Einen Höhepunkt erreichten die Bemühungen in dem Tag von Zofin-
gen, wo er als Herzog auftrat, indem er sich mit dem - wiederum in den Fäl-
schungen vorgedachten - Gezierde seiner fürstlichen Würde kleidete. Auf-
schlußreich war in diesem Zusammenhang vor allem die Reaktion Karls IV.
Denn sie verdeutlichte, daß den Zeichen im Rahmen der öffentlich ausgetra-
genen Konflikte eine zentrale Rolle zukam bzw. diese Konflikte für uns in
erster Linie auf der Ebene der Zeichen sichtbar werden. Rudolf wählte z.B.
das Auftreten in fürstlichem Gezierde zum Ausdruck seiner Ansprüche, wäh-
rend Karl genau dies zu unterbinden suchte, etwa indem er den Habsburger
zwang, sein Siegel zu brechen.
Als nächstes wäre auf die Insignien selbst einzugehen. Denn diese weisen
so, wie sie in den Fälschungen beschrieben sowie auf Siegeln, an Statuen u.ä.
ausgestaltet wurden, noch andere Implikationen als nur herzogliche auf.
Vielmehr deuten etwa das Szepter und die Bügelkrone des Erzherzogshuts
auf eine königliche, wenn nicht kaiserliche Ebene. Für solche Aspirationen
seitens des Habsburgers gibt es noch eine Reihe weiterer Beispiele. Zu nennen
wäre das Urkundenformular, das etwa mit der Datierung, der Rekognitions-
zeile oder den Arengen an das königliche gemahnt. Ebenfalls könnte man auf
das Auftreten Rudolfs als Universitätsgründer verweisen - eine Funktion, die
bislang nur gekrönte Herrscher wahrgenommen hatten. Schließlich müssen in

501 Vgl. dazu Rexroth, Universitätsstiftungen, 132-139.
 
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