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Sauter, Alexander; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation: die Habsburger im 14. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 12: Ostfildern, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.34726#0026

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22

Albrecht I. - die Ankunft einer Dynastie

War solchermaßen die Alleinregierung Albrechts I. eingerichtet, verlief
diese doch nicht reibungslos. Zuspitzend kann man zwei Problemfelder be-
nennen. Das erste war legitimatorischer Natur: Die Habsburger galten als
landesfremd, was in einer Reihe von Unmutsbezeugungen über die »Schwa-
ben« zum Ausdruck kam. Als legitimatorischer Anknüpfungspunkt bot sich
daher die von manchen Autoren idealisierte Zeit der Babenberger an, welche
der zunehmend negativ beurteilten Regierung Ottokars II. gegenübergestellt
werden konnte. Das zweite Problem betraf die konkrete Durchsetzung der
Landesherrschaft. Hierbei hatte König Rudolf seinem Sohn kein allzu leichtes
Erbe hinterlassen. Denn seine Zugeständnisse an die österreichischen und
steirischen Landherren waren teilweise so weit gegangen, daß Albrecht beim
Versuch, seine Position zu stärken, auf heftigen Widerstand traf, der in einer
Reihe von Aufständen kulminierte.
Vor diesem Hintergrund werden im folgenden einige Maßnahmen herr-
scherlicher Repräsentation der Zeit Albrechts I. betrachtet. Als zentral er-
scheinen dabei die Rückbezüge auf die Babenberger und die Interpretation
der Rolle der Zisterze Heiligenkreuz im Kontext babenbergischer memoria des
späten 13. Jahrhunderts. Den Abschluß dieses Kapitels bildet ein Blick auf die
zeitgenössische Kritik, die an Albrecht geübt wurde. An den Anfang ist aller-
dings eine Untersuchung der ersten habsburgischen Klostergründung in den
neu erworbenen Territorien, des Dominikanerinnenklosters in Tulln, zu stel-
len.

Tulln
Im Jahr 1280 gründete König Rudolf ein Dominikanerinnenkloster im nieder-
österreichischen Tulln.h Im ersten Stiftsbrief nennt der König seine Dankbar-
keit wegen des von Gott gewährten Sieges über Ottokar als Motiv für seine
Gründung.' Als Hinweis auf die Bedeutung, die Rudolf seiner Gründung
beimaß, kann wohl die Tatsache bewertet werden, daß er der Weihe der Kir-
che am 12. März 1290 beiwohnte; ebenfalls anwesend waren Mitglieder seiner
Familie sowie eine Reihe von Bischöfen.* Die Wahl Tullns ist gewiß nicht zu-

demzufolge, sei es auf der Grundlage des Regnum Arelatense, sei es auf der des alten Her-
zogtums Schwaben ein neues politisches Gebilde entstehen sollte.« S. dazu auch u. S. 207,
Anm. 332.
6 Auf die Umstände der Stiftung ist hier im einzelnen nicht einzugehen, da sie in der For-
schung ausführlich besprochen worden sind. Vgl. zu Tulln KERSCHBAUMER, Frauenstift-,
ders., Geschichte, 261-273; DOLEZAL, Geschichte; RÖHRJG, Tulln; BlACK, Geschichte, 486-497;
Ramharter, Kaiser Rudolf.
7 1280 Aug. 31 (KERSCHBAUMER, Geschichte, Nr. 13, 320; ein Abdruck der entscheidenden
Passagen findet sich unten Anh. 5, Nr. 1). Abgesehen davon, daß dem Kloster die Rolle zu-
gewiesen wird, als »tanti trophei memoriale perpetuum« zu dienen, ist auf die Anspielung auf
das konstantinische Kreuzmotiv (»victorioso salvifice Crucis signaculo«) hinzuweisen (vgl. da-
zu Ramharter, Kaiser Rudolf, 116). Auch das Kloster ist dem heiligen Kreuz geweiht.
8 Vgl. KERSCHBAUMER, Frauenstift, 138.
 
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