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Sauter, Alexander; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation: die Habsburger im 14. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 12: Ostfildern, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.34726#0115

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Die Wappen

111

Seiten mit dem habsburgischen und hohenbergischen Wappen geschmückt
sind."8 Die Grabplatte, welche Liegefiguren der Verstorbenen sowie nochmals
den Reichsadler und das habsburgische Wappen zeigt, wird in der Forschung
auf das Ende des 13. Jahrhunderts datiert." Der Unterbau mit den Wappen
hingegen ist nicht genau zu datieren, dürfte aber wohl jüngeren Datums
sein.1111 Bemerkenswert an dem Grab ist vor allem die Anbringung der Wap-
pen Österreichs und Steiers. Denn Gertrud/Anna stand mit diesen Ländern
nur über ihre Söhne und Nachkommen in Verbindung. Deshalb schreibt Hye
völlig zu Recht, daß sie »in diesem Monument nicht nur als Gattin Rudolfs I,
des ersten römisch-deutschen Königs aus dem Hause Habsburg, sondern
auch als die Stammutter der dank der Belehnung mit den Herzogtümern
Österreich und Steier machtvollen neuen >stirps regia< geehrt und gewürdigt
worden ist.«101
Die zweite Kombination von Reichssymbolik und Bindenschild, die hier
anzusprechen ist, findet sich in der von Rudolf IV. angelegten Herzogsgruft
unter St. Stephan in Wien."12 Es handelt sich um ein in Stuck angebrachtes
Kreuz, das auf dem habsburgischen Wappenschild steht. Oberhalb des Quer-
balkens sind heraldisch rechts der einköpfige und heraldisch links der dop-
pelköpfige Adler zu sehen. Beide tragen den Bindenschild auf der Brust. Un-
terhalb des Querbalkens sind zwei Helme mit der österreichischen Helmzier,
dem Pfauenstoß, angebracht. "b Der doppelköpfige Adler ist in Verbindung
mit Katharina, der Frau Rudolfs und Tochter Kaiser Karls IV., zu sehen, und
zwar im Sinn einer im 14. Jahrhundert nicht unüblichen Kennzeichnung kai-
serlicher Kinder durch dieses Symbol."4 So zeigt auch das Siegel Katharinas
den Doppeladler mit dem Bindenschild als Brustschmuck, umgeben von den

98 Zum Grab s.u. Anh. 2, Nr. 1; Anh. 3, Nr. 2.
99 Vgl. AK Zeit der frühen Habsburger, 409, Kat.Nr. 196.
100 Vorgeschlagen wird eine Datierung nach 1356, d.h. nach dem Erdbeben in Basel. Vgl. HYE,
Staatswappen, 137. Nach ElYE (ebd.) würde »seine Errichtung [...] so in die Nähe »Erzher-
zogs« Rudolfs IV. bzw. in die Reihe der von ihm initiierten Familiendenkmäler« gerückt.
Dieser Gedanke ist verlockend, jedoch - wie der Autor selbst betont - nicht zu belegen. Zu
bedenken wäre allerdings, daß bei der Annahme einer so späten Errichtung das Fehlen etwa
des Kärntner Wappens erklärt werden müßte. Insofern wäre eine Datierung des Unterbaus
bzw. seines Programms, das ja auch nachgestellt sein könnte, vor 1335 zu erwägen.
101 Hye, Staatswappen, 138.
102 S.u. Anh. 3, Nr. 10.
103 Vgl. HYE, Dynastie, 209; ders., Staatswappen, 127f. mit Abb. 90, sowie die Abb. bei HERRGOTT,
Taphographia 1, Tab. XVI.
104 Der in der bisherigen Forschung (vgl. Hye, Doppeladler, 64-73; Pferschy-Maleczek, Nimbus,
441-447) vertretenen These, es handle sich bei dem Doppeladler um ein, wenn auch für das
14. Jahrhundert noch inoffizielles Symbol des Kaisers, widerspricht jetzt BLEISTEINER (Dop-
peladler) mit überzeugenden Argumenten. Für ihn ist der Doppeladler »nicht Ausdruck kai-
serlicher Macht, sondern heraldische Differenzierung« (ebd., 37) in Hinblick auf das offiziel-
le Symbol des Königs/Kaisers, den einköpfigen Adler.
Belege für den (vorübergehenden) Gebrauch des Doppeladlers für kaiserliche Kinder gibt es
außerdem für Katharinas Bruder Wenzel sowie - noch früher - für zwei Söhne Ludwigs des
Bayern (vgl. Hye, Doppeladler, 69; PFERSCHY-MALECZEK, Nimbus, 445; BLEISTEINER, Doppelad-
ler, 30-39).
 
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