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Sauter, Alexander; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation: die Habsburger im 14. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 12: Ostfildern, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.34726#0261

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Albrecht III. - Politik im Zeichen der Teilung

257

me stifft an vienge, wart im götleich geraten, das er ain hohe schul gen Wienn
solt pflanczen.«bi
Wie schon der Herausgeber des Textes, SEEMÜLLER, betonte, geht es dann im
folgenden vor allem um die Einrichtung des theologischen Studiums an der
Wiener Universität.6" Damit habe der Herzog »der öbristen weishait ain prunne«
geschaffen;66 aus diesem fülle
»maniger man das l'ere vazz seines herczens mit der weishait der heiligen
geschrift, die fiirbaz getailt wird in die weit durch merung willen des heiligen
kristens gelaubens. Daran ain werch volpracht hat der edel filrst sicherleich got
genemes.«6'
Auch hier kehren also, freilich weniger emphatisch als bisher, einige der an-
gesprochenen Vorstellungen wieder: Dem Fürst kommt das Verdienst zu,
einen Brunnen der Weisheit ins Leben gerufen zu haben. Die Universität ist
dabei ein Mittel, Gott zu loben und den christlichen Glauben zu stärken, wo-
bei wiederum auf ihre Außenwirkung (»in die weit«) besonders abgehoben
wird.
Zusammenfassend lassen sich zwei Ergebnisse dieses Abschnitts festhal-
ten. Erstens vermitteln die besprochenen Texte einen Eindruck von den Moti-
ven, die einen Herzog bewogen haben mögen, eine Universität zu gründen.
Zunächst ist anzumerken, daß pragmatische Gründe völlig übergangen wer-
den. Bis zu einem gewissen Punkt klingen sie zwar in der Formulierung »ewrr
leutt und landes nucz und ere« an,"6 doch wird das nicht weiter spezifiziert. Der
Hauptgrund und die wichtigste Funktion einer Universität sind religiöser
Natur. Die Sorge des Fürsten nicht für das eigene Seelenheil, sondern auch
für das seiner Untertanen ist dabei von größter Bedeutung. Aber auch weltli-
che Funktionen werden angesprochen: Der Ruhm des Herzogs werde in der
ganzen Welt verbreitet. Daher erfüllt die Universitätsgründung auch reprä-
sentative Zwecke, indem sie die Stellung des Fürsten legitimiert und zugleich
steigert. Außerdem wird der Herzog als Mitglied einer überaus christlichen
Familie dargestellt: Denn seine Universität steht am Ende einer langen Reihe
von Gründungen seiner Vorfahren und wird zu ihrem Höhepunkt stilisiert.
Deshalb ist sie zugleich ein Monument der Familie der Habsburger.
Zweitens erhält man einen Einblick in die Entstehungsbedingungen der
besprochenen Texte. Der Augustinereremit Leopold von Wien wurde dabei
als Vertreter der ersten Generation der »Wiener Schule« vorgestellt. Seine
Werke können als das mögliche Resultat einer langen und hervorragenden
Beziehung zwischen seinem Konvent und der herzoglichen Familie angese-
hen werden. Albrecht III. selbst hat offenbar im Zusammenhang mit der Uni-

64 Österreichische Chronik, 209.
65 Vgl. ebd., Anm. 1 zu § 415.
66 Ebd., 209. Zu dem geläufigen Bild des Weisheitsbrunnens vgl. die Hinweise ebd., Anm. 2 zu
§ 415, sowie STRNAD, Kanzler, 229, Anm. 94; LACKNER, Bemerkungen, 124.
67 Ebd., 210.
68 BuiISSEN, Durandus’ Rationale IV, 2.
 
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