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Sauter, Alexander; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Fürstliche Herrschaftsrepräsentation: die Habsburger im 14. Jahrhundert — Mittelalter-Forschungen, Band 12: Ostfildern, 2003

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https://doi.org/10.11588/diglit.34726#0268

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264

Zusammenfassung

tausen Mauerbach und Gaming in Österreich und der Zisterze Neuberg in
Steier. Indem sich Friedrich (der Schöne), Albrecht II. und Otto in ihrer jewei-
ligen Gründung bestatten ließen, brachten sie zum Ausdruck, daß sie sich
nunmehr in den östlichen Herzogtümern und nicht mehr im Westen behei-
matet fühlten. So kam den Grablegen eine memoriale, zugleich aber auch eine
repräsentative Funktion zu. Auf der anderen Seite stellten die Söhne Al-
brechts I. mit der Wahl verschiedener Grablegen ihre Eigenständigkeit ge-
genüber ihren Brüdern unter Beweis. Besonders deutlich ist das im Fall Ottos
zu sehen, der nahezu zeitgleich mit der Gründung Neubergs Teilungsforde-
rungen erhob. Die Konflikte wurden zwar bereinigt, verweisen jedoch auf die
spätere Teilung von 1379.
Zunächst aber konnte Albrecht II., der seine Brüder um mehrere Jahrzehn-
te überlebte, die Herrschaft über den habsburgischen Gesamtbesitz in seiner
Hand vereinigen. Damit kamen neue Themen auf, wobei der 1330 ausgespro-
chene (vorläufige) Verzicht auf die Reichskrone eine nicht unbedeutende
Rolle spielte. Auf der Basis einer bereits erfolgreich vollzogenen Etablierung
habsburgischer Herrschaft in dem - 1335 um Kärnten erweiterten - östlichen
Territorienkomplex widmete sich Albrecht II. einer Einheits- und Vereinheit-
lichungspolitik, welche zum einen die Länder Österreich, Steier und Kärnten
stärker an die habsburgische Dynastie binden und mit der zum anderen ein
Einheitsbewußtsein des dort ansässigen Adels entstehen sollte. Diese Politik
kommt im Liber certarum historiarum Johanns von Viktring, in der Landhand-
feste für Kärnten, in der Hausordnung, vor allem aber in der Schaffung eines
einheitlichen Urkundenformulars für alle habsburgischen Territorien zum
Ausdruck.
Auf diesen Zielen aufbauend, schuf dann Rudolf IV. mit der Aufnahme
des - schon vorher in den Oberen Landen gebräuchlichen - Begriffs dominium
Austriae eine zusammenfassende Bezeichnung für den gesamten habsburgi-
schen Territorienkomplex, wobei als neue Nuance die auch durch andere
Mittel zum Ausdruck gebrachte Aufwertung Österreichs auftrat, welche bis-
lang nur als gewisser Vorrang in der Urkundenintitulatio und im Wappenge-
brauch erkennbar war. Der Begriff, der freilich nur bei Rudolf IV. diese spezi-
fische Bedeutungsnuance erhält, kann somit als Vorläufer der im 15. Jahr-
hundert auftretenden Wendung Haus Österreich angesehen werden. Als Hö-
hepunkt der Bemühungen, Österreich an die Spitze des habsburgischen Besit-
zes zu stellen, hat das herzogliche Wirken in der Stadt Wien zu gelten. Wie-
wohl schon von seinen Vorgängern intensiv vorbereitet, erfolgte erst unter
Rudolf IV. eine Stilisierung Wiens zur »Hauptstadt« des habsburgischen Ge-
samtbesitzes. Nach außen wurde diese sichtbar gemacht durch die Gründung
der Universität sowie durch die baulichen Maßnahmen - die Errichtung eines
Kollegiatstifts und das herausragende Statuenprogramm an der Wiener
Stephanskirche, vor allem aber die dortige Errichtung der herzoglichen Grab-
lege, die zur wichtigsten gesamtdynastischen Begräbnisstätte des folgenden
Jahrhunderts werden sollte. Diese Ansätze griffen die Nachfolger Rudolfs,
Albrecht III. und Leopold III., allerdings nur in Ansätzen auf, bis dann die
Teilung von 1379 ohnehin neue Verhältnisse schuf.
 
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