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Die Wappen
Auf den habsburgischen Siegeln wurde dem Bindenschild - wie es ja auch
die Reihenfolge des Titels nahelegt - stets eine prominente Stellung zugewie-
sen:' Auf den Reitersiegeln führte der dargestellte Herzog das Wappen im
Schild, womit ein gewisser Vorrang gegenüber dem steirischen Wappen, das
im Banner seinen Platz fand, und den übrigen, auf der Pferdedecke ange-
brachten Wappen zum Ausdruck kam. Selten jedoch wurde der Bindenschild
auf einem Siegel ohne andere Wappen dargestellt. Man kann im Fall der Sie-
gel sogar davon sprechen, daß in der Regel darauf verzichtet wurde, den
Herrschaftsbereich des Herzogs nur durch ein einziges Wappen zu repräsen-
tieren. Jedenfalls herrschte sowohl auf den Reitersiegeln als auch auf den
Wappensiegeln die Kombination verschiedener Wappen vor. Jedem Wappen
war dabei in der Regel ein eigener Schild zugewiesen,lS und Rangunterschiede
kamen zwar in der Reihenfolge, nicht aber in der Größe der Schilde zum
Ausdruck. Die bis 1335 übliche Form zeigte den frei in das Siegelfeld gestell-
ten steirischen Panther mit dem Bindenschild am Körper.11’ Hierbei dürfte, wie
Sava zu Recht interpretiert, die Absicht im Vordergrund gestanden haben,
»die Vereinigung der Herzogthümer Österreich und Steier symbolisch darzu-
stellen«.1' 1335, 1363 und 1364 trug man dann dem Erwerb Kärntens und Ti-
rols sowie der Aufwertung Krains zum Herzogtum Rechnung, indem man
die Wappenschilde der genannten Länder auf den Wappensiegeln kombinier-
te. Die Rangfolge entsprach dabei derjenigen des habsburgischen (kleinen)
Titels: Nach Österreich folgten Steier, Kärnten, Krain und Tirol. Für das 14.
Jahrhundert und vor allem auf den Siegeln stand also bei den Habsburgern
die Betonung der »Pluralität«12 ihrer Länder im Vordergrund.
Neben diesen Wappenkombinationen gab es auch den selteneren Lall, daß
sich der österreichische Bindenschild, z.T. als Vollwappen, d.h. mit dem Helm
und dem Pfauenstoß als dessen Zier, allein auf einem Siegel abgebildet findet.
Dabei handelte es sich einerseits um die Siegel nicht-regierender Mitglieder
der Habsburger, so etwa im Pall Priedrichs II. oder Priedrichs III., der Söhne
Ottos bzw. Albrechts II.1' Daß Kinder (ebenso wie Prauen) mit dem Haupt-
wappen ihrer Familie gekennzeichnet wurden, ist nichts Ungewöhnliches.14
Bemerkenswerter ist dagegen, daß auch Leopold I. sein Wappensiegel ledig-
lich mit einem Bindenschild schmückte.'1 Denn hier fanden die in der Um-
7 S.o. S. 94f. sowie Anh. 6.
8 Vgl. Hye, Österreich, 147. Er betont an dieser Stelle auch, daß die Vereinigung mehrerer
Wappen in einem Schild, die in Bayern, Böhmen und Ungarn im 14. Jahrhundert praktiziert
wurde, unter den Habsburgern erst Mitte des 15. Jahrhunderts erscheint. Als Ausnahme zu
dieser völlig richtigen Beobachtung muß man lediglich die Wappen nennen, die den Figuren
an St. Stephan in Wien beigegeben sind (s.u. Anh. 2, Nr. 39-42).
9 Vgl. Hye, Österreich, 150.
10 S.u. Anh. 6, Nr. 17, 18, 20 etc. Ein letztes Beispiel gibt es bei Rudolf IV. (s.u. Anh. 6, Nr. 33;
vgl. Sava, Siegel 1, 211).
11 Sava, Siegel 1, 211.
12 Hye, Österreich, 151.
13 S.u. Anh. 6, Nr. 28 u. 43, außerdem: Nr. 19 (Friedrich I.).
14 Siehe dazu unten.
15 S.u. Anh. 6, Nr. 25, außerdem: Nr. 26 (Heinrich).
Die Wappen
Auf den habsburgischen Siegeln wurde dem Bindenschild - wie es ja auch
die Reihenfolge des Titels nahelegt - stets eine prominente Stellung zugewie-
sen:' Auf den Reitersiegeln führte der dargestellte Herzog das Wappen im
Schild, womit ein gewisser Vorrang gegenüber dem steirischen Wappen, das
im Banner seinen Platz fand, und den übrigen, auf der Pferdedecke ange-
brachten Wappen zum Ausdruck kam. Selten jedoch wurde der Bindenschild
auf einem Siegel ohne andere Wappen dargestellt. Man kann im Fall der Sie-
gel sogar davon sprechen, daß in der Regel darauf verzichtet wurde, den
Herrschaftsbereich des Herzogs nur durch ein einziges Wappen zu repräsen-
tieren. Jedenfalls herrschte sowohl auf den Reitersiegeln als auch auf den
Wappensiegeln die Kombination verschiedener Wappen vor. Jedem Wappen
war dabei in der Regel ein eigener Schild zugewiesen,lS und Rangunterschiede
kamen zwar in der Reihenfolge, nicht aber in der Größe der Schilde zum
Ausdruck. Die bis 1335 übliche Form zeigte den frei in das Siegelfeld gestell-
ten steirischen Panther mit dem Bindenschild am Körper.11’ Hierbei dürfte, wie
Sava zu Recht interpretiert, die Absicht im Vordergrund gestanden haben,
»die Vereinigung der Herzogthümer Österreich und Steier symbolisch darzu-
stellen«.1' 1335, 1363 und 1364 trug man dann dem Erwerb Kärntens und Ti-
rols sowie der Aufwertung Krains zum Herzogtum Rechnung, indem man
die Wappenschilde der genannten Länder auf den Wappensiegeln kombinier-
te. Die Rangfolge entsprach dabei derjenigen des habsburgischen (kleinen)
Titels: Nach Österreich folgten Steier, Kärnten, Krain und Tirol. Für das 14.
Jahrhundert und vor allem auf den Siegeln stand also bei den Habsburgern
die Betonung der »Pluralität«12 ihrer Länder im Vordergrund.
Neben diesen Wappenkombinationen gab es auch den selteneren Lall, daß
sich der österreichische Bindenschild, z.T. als Vollwappen, d.h. mit dem Helm
und dem Pfauenstoß als dessen Zier, allein auf einem Siegel abgebildet findet.
Dabei handelte es sich einerseits um die Siegel nicht-regierender Mitglieder
der Habsburger, so etwa im Pall Priedrichs II. oder Priedrichs III., der Söhne
Ottos bzw. Albrechts II.1' Daß Kinder (ebenso wie Prauen) mit dem Haupt-
wappen ihrer Familie gekennzeichnet wurden, ist nichts Ungewöhnliches.14
Bemerkenswerter ist dagegen, daß auch Leopold I. sein Wappensiegel ledig-
lich mit einem Bindenschild schmückte.'1 Denn hier fanden die in der Um-
7 S.o. S. 94f. sowie Anh. 6.
8 Vgl. Hye, Österreich, 147. Er betont an dieser Stelle auch, daß die Vereinigung mehrerer
Wappen in einem Schild, die in Bayern, Böhmen und Ungarn im 14. Jahrhundert praktiziert
wurde, unter den Habsburgern erst Mitte des 15. Jahrhunderts erscheint. Als Ausnahme zu
dieser völlig richtigen Beobachtung muß man lediglich die Wappen nennen, die den Figuren
an St. Stephan in Wien beigegeben sind (s.u. Anh. 2, Nr. 39-42).
9 Vgl. Hye, Österreich, 150.
10 S.u. Anh. 6, Nr. 17, 18, 20 etc. Ein letztes Beispiel gibt es bei Rudolf IV. (s.u. Anh. 6, Nr. 33;
vgl. Sava, Siegel 1, 211).
11 Sava, Siegel 1, 211.
12 Hye, Österreich, 151.
13 S.u. Anh. 6, Nr. 28 u. 43, außerdem: Nr. 19 (Friedrich I.).
14 Siehe dazu unten.
15 S.u. Anh. 6, Nr. 25, außerdem: Nr. 26 (Heinrich).