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Schwedler, Gerald; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Herrschertreffen des Spätmittelalters: Formen, Rituale, Wirkungen — Mittelalter-Forschungen, Band 21: Ostfildern, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.34738#0097

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1.2. Verhandlungen und Formen der Konsensbildung
Herrschertreffen wurden im späten Mittelalter gezielt dazu eingesetzt, Kon-
flikte zwischen Königreichen zu lösen, zu einem Konsens zu gelangen und
die erlangte Übereinkunft zu demonstrieren. Dabei gingen den Begegnungen
Verhandlungen auf verschiedenen Ebenen voraus, um Kompromisse zu fin-
den, gemeinsame Positionen festzulegen oder ggf. Präliminarien oder Verträge
schriftlich zu formulieren. Wenn später Könige an Verhandlungen teilnahmen,
konnten die Gespräche zwar an Dynamik gewinnen, doch durch das Repräsen-
tationsbedürfnis königlicher Autoritäten mit ihrer Formelhaftigkeit vor allem
bei großen Versammlungen an Flexibilität ebenso auch einbüßen. Am Beispiel
der Begegnung von König Albrecht I. von Habsburg und König Philipp IV.
von Frankreich im Dezember 1299 bei Quatre-Vaux sollen die Formen und vor
allem die Vielschichtigkeit einer internationalen Konsensfindung dargestellt
werden. Dabei ist auf die unterschiedlichen Konstellationen und äußeren An-
lässe, in denen Könige persönlich zu Verhandlungen in Kontakt traten, also auf
die Bandbreite zwischen Zwiegespräch und feierlicher Hoftagssitzung einzu-
gehen.

1.2.1. Albrecht I. von Habsburg und Philipp IV. von Frankreich
Bereits bei der Begrüßung der beiden regierenden Vertreter von z'zzzpgzilzzn und
zvyzzrzm zeigten sich die unterschiedlichen Erwartungen und vielfältigen Span-
nungen der Beteiligten, changierend zwischen der Demonstration von Kon-
sensbereitschaft und der Wahrung des eigenen Standpunkts. In plastischen
Bildern beschreibt Ottokar von Steiermark, wie die beiden Könige mit ihrem
jeweiligen Gefolge im deutsch-französischen Grenzgebiet bei Quatre-Vaux
zwischen Toul und Vaucouleurs aufeinander zurittenü Als Ort für das Tref-
fen hatte man jene Wiese auf dem rechten Maasufer gewählt, wo die Grenze
zwischen dem Reich und Frankreich vorsprungartig an die Maas heran und
sogar etwas auf das rechte Ufer herüberreichte. Dort hatten bereits mehrmals
zuvor Treffen zwischen den ostfränkischen und westfränkischen bzw. deut-
schen und französischen Herrschern stattgefunden. Zuletzt war dort im Jahre
1171 Friedrich Barbarossa mit Ludwig (VII.) zusammengetroffen. Die Ortswahl
scheint also an staufische Traditionen anzuknüpfen, die mit der Bedeutung des

1 Eberhard Windeckes Denkwürdigkeiten, ed. Altmann, Kap. 171, S. 153 zur Begegnung von
Sigismund von Luxemburg und König Wladislaw II. von Polen im Jahre 1423 in Käsmark.
2 Karten bei: DioM, Les frontieres de la France, S. 84f.; MicuAEL, Die Formen des unmittelbaren
Verkehrs zwischen Deutschen Kaisern und souveränen Fürsten, S. 24; KERN, Ausdehnungs-
politik, im Anhang.
3 HESSEL, Jahrbücher unter König Albrecht I., S. 84.
 
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