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Schwedler, Gerald; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Herrschertreffen des Spätmittelalters: Formen, Rituale, Wirkungen — Mittelalter-Forschungen, Band 21: Ostfildern, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.34738#0321

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Zeremoniell und Inszenierung

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Königs von Frankreich. Oft begegnen uns weitergehende Überlegungen zur
rcx z'mpgrafor-Formel oder zum SMperz'omm trozt mcogonoscH. Im Sozrgg du
des Evrard de Tremaugon, eines königlichen Rates und Professors an der Pari-
ser Universität, sind viele Positionen juristisch so ausformuliert, wie sie dann
später zeremoniell beim Besuch Kaiser Karls ausgelegt wurden: Sätze wie die
Nichtanerkennung eines Oberen, eines »Souveräns« durch den französischen
König^ oder die Anwendung der rechtlichen Kompetenzen des Kaisers auf
den französischen König.^ Die Stoßrichtung der scharfen Argumentationen
war nicht der Kaiser, der ja, aus dem Hause Luxemburg kommend, Verbün-
deter war, sondern vielmehr zwei allzu nahe aufsitzende Mächte, der König
von England und der Papst. Das Verhältnis zu Letzterem ist für uns jetzt nicht
erheblich. Der Kern des Konflikts ist die Souveränität des Königs von Frank-
reich in seinem Königreich. Der britische Monarch, je nach Stand des Krieges
zeitweise Lehnsmann des französischen Königs, hatte mit aller Macht, mit al-
len Mitteln versucht, die Rechtssprechung in der Gascogne, in der Guyenne
und den nordfranzösischen Territorien (Calais, Pointheau) an sich zu ziehen.
Der gesamte Hofstaat Karls V., soweit nicht in Kampfhandlungen im Norden
und Westen verwickelt, arbeitete an der Durchsetzung der Lehnshoheit und
der Anerkennung des Souveränitätsanspruchs des französischen Königs. Da-
bei griff man nicht nur auf rechtliche und theoretische sondern auch kulturelle
Überzeugungsstrategien wie der kaisergleichen Herrschaftsrepräsentation zu-
rück.

1.8.2. Zeremoniell und Inszenierung
Der Aufenthalt Karls IV. in Paris zeigte anschaulich, wie mittels symbolischer
und förmlicher Verhaltensweisen ein Verhältnis zwischen zwei bzw. drei Mon-
archen zum Ausdruck gebracht werden konnte, das nicht in allen Punkten mit
politischen und persönlichen Zielvorstellungen übereinstimmte. Dabei agier-
ten die Urheber, Gestalter und Ausführenden des politischen Zeremoniells auf
unterschiedlichen Ebenen und mit unterschiedlichen Machtbefugnissen. Auf-
bauend auf den Ergebnissen der Untersuchung zum Januar 1378 ist im Fol-
genden darauf einzugehen, inwieweit innerhalb des rituell und zeremoniell
vorgegebenen Rahmens Handlungsspielräume für politische Zwecke genutzt
werden konnten.

83 Songe du Vergier, ed. Schnerb-Lievre, Bd. 1, Kap. 35, Nr. 5, S. 48: Et ce pooas aoas assez proaer
par te cdapttre Per Veaeraddeza, 1a oa d dtst, z?ae te Roy de Fraace, de ydt, "e recogaott acaa soaaerata,
atast coaare se d aoatst dPe z?ae, de Drott, P deaerott recogaotstre soaaerata, c'est assauotr t'Paperear,
coaaze d est dtst par aaaat.
84 Ebd., Bd. 1, Kap. 36, Nr. 50, S. 57: Et, poar ce, aast pooas aoas coactarre tyae se t'JPaperear, par
prPa'P'ege ^at ae sott pas escrtpt ea corps Drott, oa par prtadtege escrtpt ea corps de DroP, a prtattegte
Satate Egtyse et sez rataz'stres, ce ae se dott pas estaadre aax satyes da royaaaze de Fraace, azez paet te
Roy teatx prtattteges reaoqater et aaaater, ea taat yae dz toacdeat sez sab/'es.
 
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