Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Schwedler, Gerald; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Herrschertreffen des Spätmittelalters: Formen, Rituale, Wirkungen — Mittelalter-Forschungen, Band 21: Ostfildern, 2008

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34738#0017

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Einleitung

13

meintlicher Anschlag auf die persönliche Ehre ungesühnt. Selten werden die
Mechanismen und Mittel wie hier die avantage-Position des Pferdes in ihrer
Bedeutung und ihren Folgen so drastisch ausformuliert/ Diese Episode lenkt
den Blick darauf, dass die Beteiligten bezüglich Form und Umgang, Prestige
und Ehre eine hohe Sensibilität besaßen, die von außen betrachtet allzu schnell
als persönliche Eitelkeit abgetan werden kann. Was hier eine spontane Reak-
tion zu sein scheint, drückte die zeitgenössischen Vorstellungen aus, inwieweit
Ansehen, Autorität und Macht über entsprechende Instrumentarien der Dar-
stellung gezeigt wurden. Königliche Würde war gerade in Gegenwart eines an-
deren (hier lehnsabhängigen) Königs in besonderer Weise zu berücksichtigen,
keinesfalls zu verletzen. Auch bei anderen Begegnungen von Herrschern spiel-
te die angemessene Repräsentation eine Rolle. Könige traten in ihrer doppelten
Eigenschaft als Amtspersonen und natürliche Persönlichkeiten deutlich anders
auf als Gesandte und Vertreter, die bisweilen in Angelegenheiten desselben
Inhalts zusammenkamen.'' Königliche Handlungsweisen unterschieden sich,
auch wenn Vertreter bisweilen nahezu uneingeschränkte Vollmachten erhiel-
ten, um so zu agieren, sz pcrsonahUr zzzUmssewns/
Die Begegnung zweier Herrscher stellte eine Ausnahmesituation dar, bei
der sich nicht nur die Regenten, sondern auch deren jeweiliger Hofstaat ge-
genüberstanden. Dabei ging es nicht nur um eine Demonstration von Insignien,
Symbolen, Wappen, Auftritten in kostbaren Gewändern, also äußerlichen Zei-
chen repräsentativer Prachtentfaltung, sondern auch um die Formen repräsen-
tativen Verhaltens. Dem öffentlichen Auftreten, den Gesten und Handlungen
eines Königs als höchstem Entscheidungsträger kamen bereits im eigenen Kö-
nigreich entsprechende Bedeutung zu. Im Kontakt mit gleichrangigen auswär-
tigen Herrschern und vor allem in Situationen, wo eine Begegnung zur Lösung
eines Konfliktes notwendig erachtet wurde, gewann formales Verhalten an
Gewicht.

Forschungsstand
Dem somit grob angerissenen Themengebiet widmeten sich bereits einige brei-
ter angelegte wissenschaftliche Studien. Dabei stammen die wichtigsten syste-
matischen Arbeiten wie die von Wolfgang Michael (1888), Ingrid Voss (1987)
und Werner Kolb (1988) aus dem deutschen Sprachraumd Während Kolb sys-

5 WiLLEMSEN, Jakob II. von Mallorca und Peter IV. von Aragon, S. 91, Anm. 43 geht davon aus,
dass die Zeilen direkt auf ein Diktat Peters zurückgehen; dagegen AßADAL, Pere el Ceremo-
nios, S. 144.
6 KANTOROwicz, Die zwei Körper des Königs, S. 21.
7 Häufige Formulierung in Prokurationsschreiben wie hier für die böhmischen Gesandten zur
Vorbereitung des Treffens von Wenzel von Luxemburg mit Wladyslaw II. Jagiello von Po-
len 1404 in Prag bei: PELZEL, Lebensgeschichte des Römischen und Böhmischen Königs Wen-
ceslaus, Bd. 2: Urkunden, Nr. 196, S. 101.
8 MicHAEL, Die Formen des unmittelbaren Verkehrs zwischen Deutschen Kaisern und souverä-
nen Fürsten vornehmlich im X. XI. und XII. Jahrhundert; Voss, Herrschertreffen im frühen
und hohen Mittelalter; KoLB, Herrscherbegegnungen im Mittelalter.
 
Annotationen