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Schwedler, Gerald; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Herrschertreffen des Spätmittelalters: Formen, Rituale, Wirkungen — Mittelalter-Forschungen, Band 21: Ostfildern, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.34738#0243

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Zwei Könige desselben Reichs

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andere Angelegenheiten entzweit/* Somit endete die einzigartige Sonderform
eines Doppelkönigtums im spätmittelalterlichen Reich.

1.6.2. Begegnungen zwischen zwei Königen
desselben Reichs.
Bei Herrschern, die Anspruch auf dasselbe Königreich erhoben, stand im-
mer der Wille auf alleinige Anerkennung als König im Vordergrund. Dage-
gen konnte es unter besonderen Umständen dazu kommen, dass Monarchen,
die denselben Königstitel beanspruchten, zusammenkamen bzw. zusammen-
gebracht wurden, um eine Lösung des Konflikts herbeizuführen. Diese Be-
gegnungen wurden wenig formell, bisweilen geheim gestaltet oder wurden
öffentlich als königliche Zweikämpfe um das fragliche Reich inszeniert. Für
eine Untersuchung von Ritualisierung und Staatszeremoniell sind jedoch nur
die letztgenannten aussagekräftig genug. Auf sie soll sich daher die folgende
Untersuchung stützen.
Die Begegnungen zweier Könige desselben Reichs sollen als Ausgangs-
punkt genommen werden, um der Frage der physischen Präsenz von Königen
und der Wirkung königlicher Herrschaftsrepräsentation nachzugehen. Dabei
führte es zu weit, jeweils die genaueren Umstände zu klären, wie es in den ein-
zelnen spätmittelalterlichen reyna zum Gegenkönigtum kommen konnte, wie
z. B. durch Uneinigkeit bei Wahlen, unklarer Erbfolge oder Dynastiewechsel/'
Ebenso kann hier nicht darauf eingegangen werden, wie Zeitgenossen mit dem
oft lang währenden Zustand konkurrierender Thronansprüche umgingen/^
Zeitgenössisches politisches Schrifttum, das über den Kampf zweier Könige
um dasselbe Amt reflektierte und den Dissens als Schaden für die Einheit ei-
nes Gemeinwesens und als Quell für Unfrieden und Krie^ verurteilte, soll im
Folgenden ebenfalls nicht weiter berücksichtigt werden/' Vielmehr sind die
Einzelfälle dahingehend zu beleuchten, ob eine Repräsentation bei gleichzeiti-
gen Thronansprüchen überhaupt möglich war. Dabei ist auch auf Treffen ein-
zugehen, die geplant wurden, um eine instabile Situation mittels Abdankung,
gegenseitige Anerkennung oder einen regulären Zweikampf zu bereinigen.

XömgEUie Begcgntmyen
Das persönliche Gespräch zwischen den Protagonisten oder eine Verhandlung
in kleinem Kreise wurde bei einer gespaltenen Wahl, unklarer Erbfolge und
dergleichen nicht mehr als Lösungsweg zur Regelung der Thronfrage erachtet.

42 Heinrich Taube von Selbach, Chronica, ed. Bresslau, S. 36.
43 Zu Wahl bzw. Nominierung von Gegenkönigen KERN, Gottesgnadentum und Wider-
standsrecht, S. 325-327; PETERS, The Shadow King, S. 240f.; zum umfangreichen Schrifttum
bezüglich des Widerstands gegen Könige durch die Wahl eines Gegenkönigs vgl. WALTER, Das
Problem des untauglichen Herrschers..
44 KAUFHOLD, Deutsches Interregnum, S. 17f.
45 Dazu MiETHKE, Einheit als Aufgabe, S. 241-272, insb. S. 254f.
 
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