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Schwedler, Gerald; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Herrschertreffen des Spätmittelalters: Formen, Rituale, Wirkungen — Mittelalter-Forschungen, Band 21: Ostfildern, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.34738#0335

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Teil 2: Abläufe und Elemente
spätmittelalterlicher Herrschertreffen

2.1. Chronologie einer Begegnung
Die Grundelemente eines Herrschertreffens unterlagen einer chronologischen
Abfolge. Diese unterlag den physischen Gegebenheiten, also den notwendigen
Vorstufen von Verständigung und Vorbereitung, dem Ort der Zusammenkunft
und der Dauer der unmittelbaren Präsenz beider Könige. Dagegen sind für die
Bewertung des Zeremoniells bei Herrschertreffen gerade diejenigen Abläufe
von Bedeutung, bei denen sich auch eine Alternative geboten hätte, die aber aus
bestimmten Gründen abgelehnt wurde. Bei Betrachtung des chronologischen
Ablaufs von Herrschertreffen muss es also zunächst um die Bewertung ein-
zelner Handlungselemente und deren Abfolgen als Teil eines unabdingbaren
Grundgerüsts gehen, dann aber auch um notwendige oder funktionale Ergän-
zungen, soweit dies aus den Quellen herauszuarbeiten ist. Innerhalb des Ge-
samtablaufs von Herrschertreffen werden übliche Reihungen von Gesten und
Handlungen, Verzögerungen oder das Weglassen bestimmter Elemente erst
in vergleichender Perspektive erkennbar. Dabei wird im folgenden Abschnitt
der Ablauf eines Herrschertreffens idealtypisch beschrieben. Die wichtigsten
Elemente werden somit in der geläufigen Reihenfolge erscheinen, wobei einer
Abweichung vom Üblichen, also unvorhergesehenen Ausnahmen und beson-
deren Konstellationen, Rechnung zu tragen ist.

2.1.1. Vorbereitung
In die Phase der Vorbereitung fallen zunächst die Vereinbarungen bezüglich
der Wahl von Termin und Ort, Maßnahmen für den Reiseverlauf bei auswär-
tigen Aufenthalten sowie Vorbereitungen für bauliche, technische und logisti-
sche Voraussetzungen, die einzeln zu behandeln sind.

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Bei der Festlegung der Örtlichkeit und des Zeitpunktes einer Zusammenkunft
war die Wahl des Ortes von größerem symbolischen Wert als der zu bestim-
mende Zeitpunkt. Gleichwohl konnte auch die Terminwahl zu einer politischen

1 Zum Idealtypus-Modell Max Webers, das in der mittelalterlichen Forschung bereits vielfach
ertragreich eingesetzt wurde, zuletzt SCHENK, Zeremoniell und Politik, S. 238f.
 
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