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Schwedler, Gerald; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Herrschertreffen des Spätmittelalters: Formen, Rituale, Wirkungen — Mittelalter-Forschungen, Band 21: Ostfildern, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.34738#0361

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2.2. Einzelelemente bei Herrschertreffen

In einem letzten Untersuchungsschritt sind Kontinuitäten und Diskontinuitä-
ten beim Gebrauch einiger weniger, aber signifikanter Elemente darzustelien.
Hierfür werden die untersuchten Herrschertreffen in vier eng verknüpften Be-
reichen verglichen: erstens bezüglich des zeremoniellen Gebrauchs von Objek-
ten wie Insignien, Herrschaftssymbolen und Kleidung, zweitens im Hinblick
auf den repräsentativen Einsatz von Festakten und Staatsbanketten, drittens
allgemein zu materiellen Aufwendungen und der Geschenkpraxis und vier-
tens in Bezug auf die Geste des Kusses.

2.2.1. Insignien, Symbole und Kleidung bei Herrschertreffen
Bei Begegnungen von Herrschern kam es als Bestandteil aufwendiger Pracht-
entfaltung zur Verwendung von königlichen Insignien und anderen Symbolen
des Herrschaftsanspruchs. Im Folgenden ist darauf einzugehen, welche Zei-
chen beim Gegenübertreten von Herrschern verwendet wurden und welche
Bedeutung dies für die Herrschertreffen hatte. Darunter sind zunächst die Insi-
gnien des König- bzw. Kaisertums im engeren Sinne zu verstehen, also Krone,
Szepter, Globus und Schwert, wie sie für das Reich als Vierheit identifiziert
wurdenJ Darauf sind weitere bedeutungstragende Objekte, Zeichen und Sta-
tussymbole zu berücksichtigen, wie sie bei Herrschertreffen verwendet wur-
den. Hierbei steht weniger die Herkunft, Beschaffenheit oder Formtradition
der einzelnen Symbole im Vordergrund, für die es trotz zahlreicher Unter-
suchungen* immer noch Forschungsdesiderate gibt; vielmehr ist der Frage
nach dem gezielten Einsatz im europäischen Kontext nachzugehen.

Krone, Szepter, GloH;s, Schwert
Die Krone stellte ein äußeres Element von Würde und Ansehen dar und galt
als bedeutendstes mittelalterliches Herrschaftszeichen. Durch ihren materiel-
len Wert wie auch dadurch, dass sie den Träger physisch größer erscheinen
ließ, kennzeichnete sie ihn formal und staatsrechtlich als den höchsten Amts-
inhaber.' Dabei kann allgemein festgestellt werden, dass bei den europäischen
Monarchien der Gebrauch der Krone auf Festanlässe beschränkt blieb/ Auf
primär politischen Herrschertreffen kam es gerade auch aufgrund einer sakra-
len Konnotation, die auf dem Akt der Krönung im Sinne einer Weihe beruhte.

1 PETERSOHN, Über monarchische Insignien und ihre Funktion im mittelalterlichen Reich, S. 64.
2 Zu der von Schramm begründeten Forschungsrichtung SCHRAMM, HerrschaAszeichen und
Staatssymbolik; vgk den jüngsten Überblick von BouTY, Les armes symboles d'un pouvoir
politique.
3 Zur staatsrechtlichen Bedeutung: HARTUNG, Die Krone als Symbol monarchischer Herrschaft,
S. 51.
4 SCHRAMM, Die Geschichte des mittelalterlichen Herrschertums im Lichte der HerrschaAs-
zeichen, S. 1-24.
 
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