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Schwedler, Gerald; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Herrschertreffen des Spätmittelalters: Formen, Rituale, Wirkungen — Mittelalter-Forschungen, Band 21: Ostfildern, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.34738#0384

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380

Teil 2: Abläufe und Formen von Herrschertreffen

2.2.3. Aufwendungen und Geschenke bei Herrschertreffen
Die spätmittelalterlichen Herrschertreffen waren eng mit dem Phänomen des
Gabentauschs verbunden. Für die Beurteilung im Rahmen der monarchischen
Begegnungen ist in einem ersten Schritt auf die Geschenke und ihrer mögli-
chen Bedeutung jenseits des materiellen Wertes einzugehen. Darauf ist auf die
Art und Weise des Geschenktauschs im Verhältnis zu anderen Aufwendungen
einzugehen.
Der genaue Umfang von Zuwendungen bei Herrschertreffen kann nur in
Einzelfällen ausreichend genau ermittelt werden. Verwertbare Aussagen über
den Geschenkverkehr entstammen dabei sowohl dem Verwaltungsschriftgut
der einzelnen Königreiche und Berichten und historiographischen Texten. Die
unterschiedlichen Quellenarten sind zunächst hinsichtlich ihrer Aussagekraft
zu bewerten. Die Auswertung von Aktenmaterial der königlichen Verwaltun-
gen erfordert zunächst spezifische Kenntnisse der unterschiedlichen Formen
der damals entstehenden Buchführung im königlichen Finanzwesen.'^ Dabei
stellen wechselnde Buchhaltungspraktiken, Umstrukturierungen des Perso-
nals, unspezifische Einträge bezüglich der Geschenke, ihres Werts oder der
Angabe ihrer Empfänger, aber vor allem der Verlust wichtiger Archivbestände
auch für eng umgrenzte Untersuchungen königlicher Geschenkpraxis große
Hindernisse dar. " Es kann hier leider nicht auf einschlägige Vorarbeiten zu-
rückgegriffen werden, um eine Bewertung des Geschenkverkehrs zwischen
Herrschern auf europäischer Ebene zu leisten. Die vorhandenen Quellen bieten
keine konsistente Basis zum Vergleich absoluter Zahlen. Für keines der un-
tersuchten Treffen sind Verwaltungsbelege über Geschenke der beiden Seiten
erhalten. Eine systematische Bewertung der wirtschaftlichen Bedeutung der
Geschenke bei Herrschertreffen wird weiterhin ein Desiderat bleiben müssen.
Mehrfach haben sich hingegen Geschenklisten erhalten, die, meist ohne
Wertangaben, aufgrund des unterschiedlichen Kenntnisstandes in ihrem
Aussagewert fallweise beurteilt werden müssen."^ Bisweilen entstanden sie
in der königlichen Kanzlei. Dagegen wurden Listen über den Empfang von
Geschenken in der Regel nicht geführt."" Die historiographischen Angaben

112 FAviER, Finance et fiscalite au bas moyen äge; für England: STEEL, The Receipt of the Exchequer
1377-1485.
113 HiRSCHBiEGEL, Etrennes, S. 9-11.
114 Beim Kongress von Wysehrad (R89) waren Karl Robert I. von Ungarn, Johann von Böhmen
und Kasimir III. von Polen anwesend. Die Liste der Geschenke von Karl Robert I. an Johann
von Böhmen überliefert der ungarische Chronist Johannes Thuröcz. Er berichtet von de dmer-
sis ef pref/osis denodü's, die dem König von Böhmen verehrt wurden. Kasimir, der König von
Polen, erhielt dem Chronisten zufolge als Geschenk die 5000 Schock böhmische Groschen,
also ein Vielfaches (Johannes Thuröcz, Chronica Hungarorum, ed. Schwandtner, Bd. 1, S. 165-
168).
115 Für den Aufenthalt Eduards III. im Reich geht eine hohe Zahl an empfangenen Geschenken
aus den englischen Rechnungsbüchern hervor, da Überbringer bisweilen unter Nennung des
Geschenks belohnt wurden: 17. Aug. 1338 erhielt Eduard zwei Pferde durch den Herrn von
Kuck, am 19. Aug. einen Sattel, am 28. Aug. ein Pferd vom Kölner Erzbischof sowie einen
Adler von Kaiser Ludwig. Am 31. Aug. erhielt er ein Hirschkalb vom Kölner Erzbischof, am
 
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