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Teil 1: Spätmittelalterliche Herrschertreffen
Zumindest belegt dies die Tatsache, dass sich derartige Begegnungen im un-
tersuchten Zeitraum kaum nachweisen ließen. Immerhin gibt es chronikalische
Hinweise, die, wenn sie schon nicht die persönliche Begegnung belegen kön-
nen, zumindest darüber Auskunft geben, wie sich Schriftsteller die Regelung
der Frage strittigen Königtums vorstellten.
Zu den Hinweisen auf ein Treffen von zwei Gegenkönigen mit dem Zweck
der Klärung von Thronansprüchen gehört die Begegnung von Kaiser Ludwig
dem Bayern und Karl IV. von Luxemburg. Die Begegnung ist ausschließlich in
einer kurzen Notiz des Kalendarium Zwetlense und der Zwettler Annalen er-
wähnt, beides anonyme Kompilationen des Stifts Zwettl/" Am 25. Januar 1347
seien die beiden Konkurrenten mit Ludwig von Ungarn und Herzog Albrecht II.
von Österreich in Wien zusammengekommen, um über einen Frieden (&o?M pa-
cz/t'co), sicherlich auch über den Thronstreit, zu verhandeln/' Doch so nahelie-
gend die Idee einer Einigung zwischen den jeweiligen Kandidaten erscheint, so
unwahrscheinlich war dies in der Konstellation, die das Kalendarium angibt.
Es ist denkbar unplausibel, dass Eudwig IV. seinen Widersacher in einer per-
sönlichen Begegnung als gleichwertige Konkurrenz anerkannt hätte. Den Itinera-
rien der Könige nach wäre eine Begegnung zu bewerkstelligen gewesen, denn
Karl befand sich auf der Reise von Prag nach Trient, bei der er längere Zeit in
Wien bzw. in Pressburg weilte, um bei Herzog Albrecht II. von Österreich bzw.
König Ludwig von Ungarn um Unterstützung zu werbenö Zunächst traf man
sich zu dritt in Wien, worauf Karl IV. den König von Ungarn nach Pressburg
begleitete. Nach den Ausführungen in einem Brief Papst Clemens'VI. an den
Kardinallegaten Bertrand habe Ludwig von Ungarn den Luxemburger aller-
dings nur halbwegs in Ehren empfangen (per z'psttm reyezrz UziynrUg/Eh modz-
CMZ7! izo?zo7"afMs)ö So hielt sich Karl im Januar 1347 bereits im Wiener Becken
auf, während nun Ludwig der Bayer ebenfalls nach Wien anreiste, um sich
46 LHOTSKY,QuellenkundezurmittelalterlichenGeschichteÖsterreichs,S. 187f.schätztdenQuellen-
wert des Kalendarium Zwetlense als »mitunter sehr einläßlich« ein, da mehrere Hände des 13.
und 14. Jahrhunderts sowohl gleichzeitig wie auch später eingetragene Nachrichten überlie-
fern (1317-1358). Die Zwettler Annalen entstanden von einem zeitgenössischen Berichterstat-
ter, der im Jahre 1349 (möglicherweise an der Pest) verschied: ebd., S. 187.
47 Kalendarium Zwetlense, ed. Wattenbach, in: MGH SS 9, S. 691: Eodezrz anno ezrea Jesüczz cozz-
oersz'ozzz's sazzetz Paal; cozzoezzerzzzzt Lzzdazz'cMS Batzarzzs et zzzarctzz'o t?M; se pro rege Rozzzazzorzzzzz geretzat,
et rex üzzgarz'e, z'zz Wz'ezzzzaztz ad dtHsfrz'ssz'zzzMzzz prz'zzcz'pezzz APzertazzz dzzcezzz Aastn'e, tz'actazztes z'zzter
se tzozza pact/zca. Dazu InoTSKY, Geschichte Österreichs, S. 350f. Das Kalendarium geht auf die
Angabe der Zwettler Annalen zurück (Kalendarium Zwetlense, ed. Wattenbach, in: MGH
SS 9, S. 683): fzz cozzoersz'ozze sazzetz Paaiz Pzzzoz'cMS z*ex Waizarze, z'Pasfrz's zrzarcizzc Bo/ze;z;z'e[,] Karzztas
rex LPzgarz'e cozzoerzerzzzzt z'zz Wz'ezzzzazzz ad zzoMz'ssz'zzzzzzzz dzzcezzz Aastrz'e Adzertazzz, racz'ozze cozzsz'iz'z et de
pace fenwanz pertractazzdazzz. Die irrige Kommasetzung des Herausgebers impliziert die Teil-
nahme Karl-Roberts von Ungarn, der bereits 1342 verstarb.
48 Ziel seiner Unternehmung waren Eroberungszüge gegen Tirol, Bozen, Meran und die Burg
Tirol, die er als luxemburgisch erachtete: TnoMAS, Ludwig der Bayer, S. 376; zum Eheskandal
in Tirol zuletzt MiETHKE, Die Eheaffäre der Margarete »Maultasch«.
49 Rom 1347 Nov. 13: Vetera Monumenta Hungariam Sacram Illustrantia, ed. Theiner, Bd. 1,
Nr. 1122, S. 746f. (Clemens VI. an den Cardinallegaten Bertrand): Aadzüz'zzzas tazzzezz, paod z'dezzz
z'ex Uzzgarz'ae pre/atz Rozzzazzorazzz z'egzs cozzsz'tz'z's parazzz credz't, z'zzzo czzzzz z'dezzz z*ex Rozzzazzorazzz se z'zz
Paizazzz cozztatz't, per z'psazzz regezzz Uzzgarz'ae/ad zzzodz'cazzz tzozzoratas.
Teil 1: Spätmittelalterliche Herrschertreffen
Zumindest belegt dies die Tatsache, dass sich derartige Begegnungen im un-
tersuchten Zeitraum kaum nachweisen ließen. Immerhin gibt es chronikalische
Hinweise, die, wenn sie schon nicht die persönliche Begegnung belegen kön-
nen, zumindest darüber Auskunft geben, wie sich Schriftsteller die Regelung
der Frage strittigen Königtums vorstellten.
Zu den Hinweisen auf ein Treffen von zwei Gegenkönigen mit dem Zweck
der Klärung von Thronansprüchen gehört die Begegnung von Kaiser Ludwig
dem Bayern und Karl IV. von Luxemburg. Die Begegnung ist ausschließlich in
einer kurzen Notiz des Kalendarium Zwetlense und der Zwettler Annalen er-
wähnt, beides anonyme Kompilationen des Stifts Zwettl/" Am 25. Januar 1347
seien die beiden Konkurrenten mit Ludwig von Ungarn und Herzog Albrecht II.
von Österreich in Wien zusammengekommen, um über einen Frieden (&o?M pa-
cz/t'co), sicherlich auch über den Thronstreit, zu verhandeln/' Doch so nahelie-
gend die Idee einer Einigung zwischen den jeweiligen Kandidaten erscheint, so
unwahrscheinlich war dies in der Konstellation, die das Kalendarium angibt.
Es ist denkbar unplausibel, dass Eudwig IV. seinen Widersacher in einer per-
sönlichen Begegnung als gleichwertige Konkurrenz anerkannt hätte. Den Itinera-
rien der Könige nach wäre eine Begegnung zu bewerkstelligen gewesen, denn
Karl befand sich auf der Reise von Prag nach Trient, bei der er längere Zeit in
Wien bzw. in Pressburg weilte, um bei Herzog Albrecht II. von Österreich bzw.
König Ludwig von Ungarn um Unterstützung zu werbenö Zunächst traf man
sich zu dritt in Wien, worauf Karl IV. den König von Ungarn nach Pressburg
begleitete. Nach den Ausführungen in einem Brief Papst Clemens'VI. an den
Kardinallegaten Bertrand habe Ludwig von Ungarn den Luxemburger aller-
dings nur halbwegs in Ehren empfangen (per z'psttm reyezrz UziynrUg/Eh modz-
CMZ7! izo?zo7"afMs)ö So hielt sich Karl im Januar 1347 bereits im Wiener Becken
auf, während nun Ludwig der Bayer ebenfalls nach Wien anreiste, um sich
46 LHOTSKY,QuellenkundezurmittelalterlichenGeschichteÖsterreichs,S. 187f.schätztdenQuellen-
wert des Kalendarium Zwetlense als »mitunter sehr einläßlich« ein, da mehrere Hände des 13.
und 14. Jahrhunderts sowohl gleichzeitig wie auch später eingetragene Nachrichten überlie-
fern (1317-1358). Die Zwettler Annalen entstanden von einem zeitgenössischen Berichterstat-
ter, der im Jahre 1349 (möglicherweise an der Pest) verschied: ebd., S. 187.
47 Kalendarium Zwetlense, ed. Wattenbach, in: MGH SS 9, S. 691: Eodezrz anno ezrea Jesüczz cozz-
oersz'ozzz's sazzetz Paal; cozzoezzerzzzzt Lzzdazz'cMS Batzarzzs et zzzarctzz'o t?M; se pro rege Rozzzazzorzzzzz geretzat,
et rex üzzgarz'e, z'zz Wz'ezzzzaztz ad dtHsfrz'ssz'zzzMzzz prz'zzcz'pezzz APzertazzz dzzcezzz Aastn'e, tz'actazztes z'zzter
se tzozza pact/zca. Dazu InoTSKY, Geschichte Österreichs, S. 350f. Das Kalendarium geht auf die
Angabe der Zwettler Annalen zurück (Kalendarium Zwetlense, ed. Wattenbach, in: MGH
SS 9, S. 683): fzz cozzoersz'ozze sazzetz Paaiz Pzzzoz'cMS z*ex Waizarze, z'Pasfrz's zrzarcizzc Bo/ze;z;z'e[,] Karzztas
rex LPzgarz'e cozzoerzerzzzzt z'zz Wz'ezzzzazzz ad zzoMz'ssz'zzzzzzzz dzzcezzz Aastrz'e Adzertazzz, racz'ozze cozzsz'iz'z et de
pace fenwanz pertractazzdazzz. Die irrige Kommasetzung des Herausgebers impliziert die Teil-
nahme Karl-Roberts von Ungarn, der bereits 1342 verstarb.
48 Ziel seiner Unternehmung waren Eroberungszüge gegen Tirol, Bozen, Meran und die Burg
Tirol, die er als luxemburgisch erachtete: TnoMAS, Ludwig der Bayer, S. 376; zum Eheskandal
in Tirol zuletzt MiETHKE, Die Eheaffäre der Margarete »Maultasch«.
49 Rom 1347 Nov. 13: Vetera Monumenta Hungariam Sacram Illustrantia, ed. Theiner, Bd. 1,
Nr. 1122, S. 746f. (Clemens VI. an den Cardinallegaten Bertrand): Aadzüz'zzzas tazzzezz, paod z'dezzz
z'ex Uzzgarz'ae pre/atz Rozzzazzorazzz z'egzs cozzsz'tz'z's parazzz credz't, z'zzzo czzzzz z'dezzz z*ex Rozzzazzorazzz se z'zz
Paizazzz cozztatz't, per z'psazzz regezzz Uzzgarz'ae/ad zzzodz'cazzz tzozzoratas.