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Teil 1: Spätmittelalterliche Herrschertreffen
beim Einzug Johanns in London (1357) und dessen Freilassung in Calais (1360)
eingegangen.
Gg/aiTgemMiwzg zmd LmzMg m London
König Johann II. von Frankreich wurde am 19. September 1356 in der Schlacht
bei Poitiers gefangengenommen und verblieb bis zum 24. Oktober 1360 in eng-
lischer Haft. Mit ihm gelangte eine große Zahl hoher französischer Adliger in
die Gewalt von Eduard von Wales, des sogenannten schwarzen Prinzen, der
als Sohn Eduards III. von England den Feldzug anführte/ Bei seiner Gefangen-
nahme übergab König Johann dem Ritter Denis de Morbecque seinen rechten
Handschuh. Noch auf dem Schlachtfeld begrüßte Eduard den vor ihn geführ-
ten französischen König zwar ehrenhaft, doch unmißverständlich als Gefange-
nen. Gleichwohl erfolgte bereits am Tag nach der Schlacht ein Ehrenmahl, bei
dem Eduard mit Johann und den höchsten Kriegsgefangenen an einem Tisch
saß." Den Winter verbrachte Johann und einige Mitgefangene in Bordeaux im
Kloster St. Andre. In einer geheimen Anweisung untersagte König Eduard III.
von England seinem Sohn, über ein Lösegeld zu verhandeln, und wies ihn an,
die Gefangenen nach London zu bringen/ Am 11. April 1357 verließ Eduard
mit seinen Gefangenen Poitiers und erreichte am 5. Mai die englische Küste/
Von dort aus wurde der Zug auf Befehl Eduards III. nach London von einer
ranghohen Ehrengarde - Chandos Herald nennt 20 Earls - geleitet." Im Falle
dieses gefangenen Monarchen wird die zweifache Funktion des Geleits als Eh-
rung und Bewachung deutlich. Dem Verfasser der Anonimalle Chronicle und
den Grandes Chroniques zufolge kam es bereits auf dem Weg von der Küste
nach London zu einer Begegnung zwischen dem englischen König und dem
gefangenen König von Frankreich. Unterweg habe der englische König den
4 BARBER, Edward, Prince of Wales, S. 143-148.
5 Jean Froissart, Chroniques, ed. Diller, Bd. 1/3, § 399, S. 55: [...] Der König von Frankreich
sprach zu Morbecque: »p ?%e rec/i a UOMS« ef h iwiNa son cfesfre gcnf. Daraufhin wurden ihm vier
ausgewählte hochrangige Wächter zur Seite gestellt, die ihn unter Androhung des Verlusts
ihres eigenen Lebens zu bewachen hatten.
6 Jean Froissart, Chroniques, ed. Kervyn de Lettenhove, Bd. 5, S. 460-465, Jean Froissart, Chro-
niques, ed. Diller, 1/3, S. 120-123 (Beschreibung der Entwaffnung); Ausführlich zu Schlacht
und Gefangennahme: RoGERS, Anglo-French Peace Negotiations, S. 198f.; AuTRAND, La decon-
fiture, S. 93-121.
7 Bocx, Some New Documents, S. 97-99 (engl. Zusammenfassung: S. 77-79); Foedera, ed. Ry-
mer (H), Bd. 3/1, S. 133 (Nachricht an Prinz Eduard über die Bereitstellung von Proviant und
Pferden in Plymouth); GivEN-WnsoN/BERiAC-LAiNE, Les prisonniers de la bataille de Poitiers,
S. 62.
8 Überfahrt: Jean Froissart, Chroniques, ed. Kervyn de Lettenhove, Bd. 6, S. 13; die Angaben
über Ankunftsort (Plymouth, Sandwich oder Dover) gehen auseinander; Aufenthalte in
Kent, Canterbury, Rochester und Dartford: Johannes de Reading, Chronica, ed. Tait, S. 126;
Henry Knighton, Chronicle, ed./engl. Martin, S. 150; Register of Edward the Black Prince,
Bd. 4, S. 253; Jean Froissart, Chroniques, ed. Bouchon, S. 234; ausführlich: DELACHENAL, His-
toire de Charles V, Bd. 2, S. 54f.
Chandos Herald, La vie du Prince Noir, ed. Tyson, S. 89.
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Teil 1: Spätmittelalterliche Herrschertreffen
beim Einzug Johanns in London (1357) und dessen Freilassung in Calais (1360)
eingegangen.
Gg/aiTgemMiwzg zmd LmzMg m London
König Johann II. von Frankreich wurde am 19. September 1356 in der Schlacht
bei Poitiers gefangengenommen und verblieb bis zum 24. Oktober 1360 in eng-
lischer Haft. Mit ihm gelangte eine große Zahl hoher französischer Adliger in
die Gewalt von Eduard von Wales, des sogenannten schwarzen Prinzen, der
als Sohn Eduards III. von England den Feldzug anführte/ Bei seiner Gefangen-
nahme übergab König Johann dem Ritter Denis de Morbecque seinen rechten
Handschuh. Noch auf dem Schlachtfeld begrüßte Eduard den vor ihn geführ-
ten französischen König zwar ehrenhaft, doch unmißverständlich als Gefange-
nen. Gleichwohl erfolgte bereits am Tag nach der Schlacht ein Ehrenmahl, bei
dem Eduard mit Johann und den höchsten Kriegsgefangenen an einem Tisch
saß." Den Winter verbrachte Johann und einige Mitgefangene in Bordeaux im
Kloster St. Andre. In einer geheimen Anweisung untersagte König Eduard III.
von England seinem Sohn, über ein Lösegeld zu verhandeln, und wies ihn an,
die Gefangenen nach London zu bringen/ Am 11. April 1357 verließ Eduard
mit seinen Gefangenen Poitiers und erreichte am 5. Mai die englische Küste/
Von dort aus wurde der Zug auf Befehl Eduards III. nach London von einer
ranghohen Ehrengarde - Chandos Herald nennt 20 Earls - geleitet." Im Falle
dieses gefangenen Monarchen wird die zweifache Funktion des Geleits als Eh-
rung und Bewachung deutlich. Dem Verfasser der Anonimalle Chronicle und
den Grandes Chroniques zufolge kam es bereits auf dem Weg von der Küste
nach London zu einer Begegnung zwischen dem englischen König und dem
gefangenen König von Frankreich. Unterweg habe der englische König den
4 BARBER, Edward, Prince of Wales, S. 143-148.
5 Jean Froissart, Chroniques, ed. Diller, Bd. 1/3, § 399, S. 55: [...] Der König von Frankreich
sprach zu Morbecque: »p ?%e rec/i a UOMS« ef h iwiNa son cfesfre gcnf. Daraufhin wurden ihm vier
ausgewählte hochrangige Wächter zur Seite gestellt, die ihn unter Androhung des Verlusts
ihres eigenen Lebens zu bewachen hatten.
6 Jean Froissart, Chroniques, ed. Kervyn de Lettenhove, Bd. 5, S. 460-465, Jean Froissart, Chro-
niques, ed. Diller, 1/3, S. 120-123 (Beschreibung der Entwaffnung); Ausführlich zu Schlacht
und Gefangennahme: RoGERS, Anglo-French Peace Negotiations, S. 198f.; AuTRAND, La decon-
fiture, S. 93-121.
7 Bocx, Some New Documents, S. 97-99 (engl. Zusammenfassung: S. 77-79); Foedera, ed. Ry-
mer (H), Bd. 3/1, S. 133 (Nachricht an Prinz Eduard über die Bereitstellung von Proviant und
Pferden in Plymouth); GivEN-WnsoN/BERiAC-LAiNE, Les prisonniers de la bataille de Poitiers,
S. 62.
8 Überfahrt: Jean Froissart, Chroniques, ed. Kervyn de Lettenhove, Bd. 6, S. 13; die Angaben
über Ankunftsort (Plymouth, Sandwich oder Dover) gehen auseinander; Aufenthalte in
Kent, Canterbury, Rochester und Dartford: Johannes de Reading, Chronica, ed. Tait, S. 126;
Henry Knighton, Chronicle, ed./engl. Martin, S. 150; Register of Edward the Black Prince,
Bd. 4, S. 253; Jean Froissart, Chroniques, ed. Bouchon, S. 234; ausführlich: DELACHENAL, His-
toire de Charles V, Bd. 2, S. 54f.
Chandos Herald, La vie du Prince Noir, ed. Tyson, S. 89.
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