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Schwedler, Gerald; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Herrschertreffen des Spätmittelalters: Formen, Rituale, Wirkungen — Mittelalter-Forschungen, Band 21: Ostfildern, 2008

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https://doi.org/10.11588/diglit.34738#0391

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Einzelelemente bei Herrschertreffen

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beweisen die begeisterten Berichte von Augenzeugen und Chronisten, die die
Ausgaben des Gastgebers^ oder des Gastes^" einzuordnen wussten.
Erfolgreiche finanzielle Anstrengungen für ein Herrschertreffen konnten
unabhängig vom politischen Ergebnis von der eigenen Seite als Erfolg ver-
bucht werden. Ramon Muntaner berichtet nicht ohne aragonesische Parteilich-
keit, dass Jakob I. die Ausgaben für den Aufenthalt Alfons' X. von Kastilien
im Jahre 1274 in Valencia und Barcelona zwar auf Jahre hinweg in Schulden
gestürzt hätten, der König von Aragon dabei aber nicht nur die Üppigkeit und
den Reichtum^ seines Königreichs, sondern auch seine Freigebigkeit und sei-
ne Papsttreue unter Beweis stellen konnte, reiste Alfons doch zum päpstlichen
Konzil nach Lyon:
Glaube nicht, dass diese Reise den König und seine Söhne nur wenig geko-
stet habe. Ich versichere, dass es so viel war, dass Kastilien es in vier Jahren
nicht hätte bezahlen können. [...] In Wahrheit wäre es sogar schwierig für
den König von Frankreich, die Summe aufzubringen. Und wenn sein Schatz
ausgereicht hätte, würde sein Herz versagen, da er sich zugrundegerichtet
fühlen müsste. Aber der König von Aragon habe sich sehr darüber gefreut,
da die Ausgaben ein Dienst für den Papst und andere gewesen seien.''
Damit vergleicht der hofnahe Autor die Wirtschaftlichkeit Aragöns mit der des
benachbarten Frankreich. Die Dienstbereitschaft gegenüber dem Papst und an-
deren ist als Gemeinplatz im Sinne eines christlichen Herrscherideals zu bewer-
ten. Doch darüber hinaus wird von Muntaner impliziert, die hohen Ausgaben
wären aufrechenbar und Könige wie Königreiche würden nach ihrem Wohl-
stand beurteilt, der bei Treffen dargestellt wird. Geschenke und Ausgaben sind
in den Augen des Chronisten somit Ausdruck eines Wettbewerbs zwischen den
Königreichen. Mit dem Aufwand konnte somit der eigene Herrschaftsanspruch
legitimiert werden. So verknüpft auch Enguerran de Monstrelet den Aufwand
eines Festes mit dem dahinterstehenden Anspruch: Er beschreibt die Ausstat-
tung für die Hochzeitsfeierlichkeiten Heinrichs V. von England und Isabellas in
Troyes im Jahre allerdings nicht mehr als beeindruckendes Spektakel, sondern

154 Eberhard Windeckes Denkwürdigkeiten, ed. Altmann, Kap. 71, S. 66; Der Autor berichtet
beeindruckt vom Festeinzug, den Heinrich V. für Sigismund gestalten ließ: [...] nie kein nrensek
einen konig oker Jnrsien nock kein mensckenMcie kosfiieker keife e?np/oken. Der Gastgeber habe sich
den Einzug die enorme Summe von 1666L 13s. 4d kosten lassen; dazu WYLiE/WAUGH, Henry V,
Bd. 3, S. 11.
155 Der Autor der Annales Lubicenses, ed. Lappenberg, in: MGH SS 16, S. 428 hebt die Ausgaben
Johanns von Böhmen gegenüber seinem bescheidenen Gastgeber Karl IV. von Frankreich her-
vor: ynok expensae regis Franciae in coniparafo ikins mokicae rikekaniar.
156 Ramon Muntaner, Crönaca, ed. Soldevila, Kap. 22, S. 686f.: [...] yae per res ia ferra kei senyor rei
k'AragoJbs fanJerkwi ne ak fanfa k'akankancia [...].
157 Ebd., Kap. 22, S. 686f.: F no ns pensefs yae sia poc co yae cosfä ai senyor rei k'Arago e a sos/iks ayaesi
Jef, ans ros promef yae mania a iani yne fofa Casfeka no ko poria pagar ke ynafre anys. [...] en oeriiai
Joris seria yae ei rei ke Franca ki pogaes kasiar; e con ki kasiasio sen iesor, no ii kasiaria io cor tyae se
Jes, ^ae per kesjef se ienkria. E io senyor re En jac?ne k'AragonJö k'ayaesijei pus aiegre a ioaies kores,
yae nojora si iani con ei kespenia rengaes en kon o en serrei kei papa e k'aiires genis.
 
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