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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0065

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64

III Orientierung

sen Neubearbeitung durch Christine de Pisarpo in ihrem Uwe d'amzes
ct de cdeuaZerie. Während der Bologneser Jurist Johannes vor allem rechtliche
Probleme thematisiert, widmen sich Bouvet und Christine auf Vegetius basie-
rend stärker praktischen Fragen der Kriegführung.^
(3) Eine dritte Gruppe bilden verschiedene Autoren, die sich in ihren Wer-
ken im weiteren Sinn mit den Auswirkungen von Gewalt auf die Gesellschaft
auseinandersetzen (und von denen hier nur einige exemplarisch vorgestellt
werden). Die Ereignisse des Bürgerkriegs sind in den meisten dieser Werke
deutlich präsent, waren teilweise sogar direkte Anlässe für deren Nieder-
schrift. Die Autoren setzten sich intensiv mit den Übeln ihrer Zeit auseinan-
der, bemängelten die fehlende militärische Disziplin und schwache Wirk-
samkeit der Justiz. Sie selbst schlugen Reformen vor, doch angesichts der
Gewalt, die 1418 in Paris ausbrach, verfielen nicht wenige derjenigen, die „mit
der Feder die Welt ändern wollten"^, in Schweigen.
Ein frühes Beispiel für eine Reflexion des Krieges und seiner Wirkungen
ist das TmgicMm argumentum de miseraMi sfafM regm Franeie des Frangois de
Monte-Belluna (1357)A das als direkte Reaktion auf die französische Nieder-
lage in der Schlacht von Poitiers 1356 verfasst wurde. Vor allem aber ist
Christine de PisatW anzuführen, die Karl V. in ihrem panegyrischen Lzure des

Er starb wohl nach 1405. Um 1386/90 verfasste er den Adw &s BafaBUs, in dem er die Werke
sowohl Vegetius' als auch Johannes' von Legnano rezipierte und an praktischen Beispielen
diskutierte, sein Interesse galt dabei auch den Exzessen des Krieges gegenüber der Bevölke-
rung. Vgl. Contamine, Structures; Wright, Tree; Vernet, Bouvet; Keen, Laws, S. 8-21; Coopland,
Introduction; Nys, Introduction.
Edition: Bonet, Arbre. Für eine kastilische Übersetzung des 14. Jahrhunderts, vermutlich von
Diego de Valera, siehe Bouvet/Valera, Arbol. Englische Übersetzung: Bonet, Tree of Battles.
Geboren 1364/65 in Venedig als Tochter des Bologneser Professors und Astrologen Karls V.,
Tommaso da Pizzano, mit dem sie 1368 nach Frankreich kam. Nach dem Tod ihres Vaters
(1385) und ihres Mannes (Etienne du Castel, kgl. Sekretär, 1390) war sie für den Unterhalt der
Familie verantwortlich und begann zu schreiben und ihre Werke adligen Gönnern zu widmen.
1418 zog sie sich in ein Kloster in Poissy zurück und starb 1429/30. Sie schrieb poetische, didak-
tische, moralphilosophische sowie politische Werke. Der Lkw &s /Ns B'armes ef de ekeuaierie be-
ruht v.a. auf dem Arlre des Bafadies Honore Bouvets, den Christine vor dem Hintergrund ihrer
Zeit (1410) aktualisierte. Vgl. Margolis, Introduction; Le Saux, Christine de Pizan; Dulac, Chris-
tine de Pizan; Willard, Introduction [1999]; Laennec, Christine, Bd. 1; Briesemeister, Christine.
Edition: Bisher liegt keine kritische Edition vor. Laennec edierte im Rahmen ihrer Dissertation
die Pariser Handschrift BnF, ms. fr. 603: Laennec, Christine, Bd. 2. Greifbar ist des Weiteren
eine mittelenglische Übersetzung von 1490 durch William Caxton: Christine de Pisan, Book of
Fayttes. Moderne englische Übersetzung nach Brüssel, Bibi. Roy. MS 10476 (1999): Christine de
Pisan, Book of deeds - alle drei Ausgaben werden parallel zitiert. Siehe auch Le Saux, War.
7i Flavius Vegetius Renatus war ein römischer Kriegstheoretiker des 4. Jahrhunderts, dessen
BpBoma re; mBkmi's im Mittelalter breit rezipiert wurden. Siehe Allmand, The De re militari
[2011]; Allmand, The De re militari [2004]; Fürbeth, Rezeption; Richardot, Vegece. Zu den
Übersetzungen und zur Rezeption: Allmand, The De re militari [2011], bes. S. 152-168; Nichol-
son, Medieval warfare, S. 17-19. Zur Rezeption antiker Kriegstraktate generell: Leng, Selektion.
Edition: Vegetius, Epitoma rei militaris. Mittelfranzösische Übersetzungen: L'art de chevalerie
(Jean de Meun, 1284); Li livres Flave Vegece (Jean de Vignay, 1320); Le Livre de l'art de cheva-
lerie (Anonym, 1380).
77 Gauvard, Grace especial, S. 55. Dazu auch Krynen, Ideal, S. 159f.
73 Edition: Vernet, Tragicum argumentum, S. 131-163.
74 Siehe S. 64, Anm. 70.
 
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