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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0066

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31 Methodik und Quellenkorpus

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ybfs A Lonnes meurs dt/ sage rot/ GtarZes V (1404)75 als idealen König darstellt
(und dabei auch auf militärische Qualitäten zu sprechen kommt) und sich in
mehreren Werken (Le hure du corps de poheze (1407)76, La Laazenfaezon szzr les
Matzx de la Lrazzee (1410)77, Le hure de Za pazx (1412)78) an die französischen
Fürsten wendet und sie mit Verweis auf den elenden Zustand des Landes zur
Einigkeit aufruft. Ähnlich thematisiert auch Alain ChartieG in seinen Wer-
ken die zerstörerischen Auswirkungen des Krieges und diskutiert den Zwie-
spalt zwischen Krieg und Moral. Aus klerikaler Perspektive beklagen Jean
Juvenal des UrsitW und Nicolas de Ciamanges^' in ihren Werken vor allem
das Unrecht und Leid, das der Kirche widerfährt.
Das Korpus wird durch Rechtsquellen ergänzt. Auf normativer Seite sind
die Ordonnanzen der französischen Könige eine unverzichtbare Quelle, die
über die Möglichkeiten und den Willen zur gesetzgeberischen Gestaltung
seitens der Könige Auskunft geben A So werden Privatkriege verboten, eigen-
ständiger Widerstand der Bauern gegen Plünderer erlaubt, exzessive Plünde-

75 Edition: Christine de Pisan, Livre des fais.
76 Edition: Christine de Pizan, Livre du corps de policie.
77 Edition: Kennedy, Lamentacion, S. 181-185.
78 Edition: Christine de Pisan, Livre de la paix.
7'' Geboren zwischen 1385 und 1395 in Bayeux, Studium in Paris, dann im Dienst des Dauphins
Karl (VII.), mit dem er 1418 aus Paris nach Bourges floh und ihm als Sekretär diente. Verschie-
dene ihm verliehene Titel (Kanoniker, Erzdiakon, Kanzler von Bayeux) konnte er wegen des
Krieges nie antreten. Die meisten seiner Werke entstanden in den 1420er Jahren in Bour-
ges. 1425-28 Reisen nach Italien, Ungarn, und Schottland. Er starb 1430 in Avignon. Vgl. Bou-
chet, Vox dei; Strubel, Chartier; Bouchet, Alain Chartier; Tietz, Chartier; Bourgain-Hemeryck,
Note; Walravens, Alain Chartier.
Edition: Die lateinischen Werke sind ediert von Bourgain-Hemeryck: Chartier, Oeuvres.
Zudem sei Alain Chartiers allegorischer QMHdnlogMO NwU;'/" von 1422 genannt, ein fiktives
Streitgespräch zwischen dem personifizierten Frankreich, einem Kleriker, einem Ritter und
dem Volk über die innere Zerrissenheit des Landes - es bietet einen einzigartigen Einblick in
zeitgenössische Diskussionen über Krieg und Gewalt: Die drei gesellschaftlichen Gruppen ge-
ben sich gegenseitig die Schuld an der Misere des Landes und werden abschließend von der in
zerrissenen Kleidern auftretenden France zur Einigkeit aufgerufen.
Edition: Die Edition von Bouchet ersetzt die ältere von Droz: Chartier, Quadrilogue; Chartier,
Quadrilogue [1923].
80 Siehe S. 60, Anm. 54.
8' Geboren 1362 als Nicolas Poilevillain in Clamanges (Dep. Marne), unterrichtete Nicolas ab
1391 Rhetorik am College de Nauarra in Paris, 1397 wurde er päpstlicher Sekretär in Avignon,
war ab 1403-08 wegen des französischen Obödienzenwechselns in Langres und bekam 1405
eine Pfründe am Kapitel in Bayeux; 1418 Reise zum Konstanzer Konzil, 1423 wieder als Lehrer
in Paris, wo er 1437 starb. Er schrieb zahlreiche Briefe (u.a. an Jean Gerson) und Werke über
innerkirchliche Probleme (De mina ei reparaiione Fccleslae) und außerkirchliche Bedrückungen
(De lapsM ei reparaiione iMsililae). Vgl. Pons, Nicolas de Clamanges; Bellitto, Nicolas de Cla-
manges, S. 11-55; Ouy, Nicolas de Clamanges; Glorieux, Notations biographiques.
Edition: Nicolas' Briefe (ed. Dario Cecchetti, 1960) und Traktate (ed. Francois Berier, 1974)
wurden zwar neu ediert, diese Editionen aber nicht veröffentlicht. Die einzige bisher vollstän-
dige Ausgabe der Werke ist die dreibändige von Lydius (1613): Nicolas de Clamanges, Opera
omnia. Der Traktat Do no'fm oi rcparationo FccLsMO liegt in einer neueren Edition vor: Le traite
de la ruine de l'eglise, S. 111-156. Zur Editionslage siehe Bellitto, Nicolas de Clamanges, S. 6f.
87 Edition: Ordonnances. Die Ordonnanzen sind in der Edition nach der damals in Frankreich
üblichen Form datiert, die den Jahresanfang auf Ostern legte. Alle Datierungen in dieser Arbeit
wurden an unsere Zählung angepasst.
 
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