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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0097

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96

1111 Voraussetzungen

gen Karl zu wagend Ein Jahr später aber konnte Johann ihn wegen einer Ver-
schwörung mit normannischen Adligen verhaften. Die königsnahe
des regnes berichtet, Karl habe „mehrere Dinge zum Nachteil, zur Unehre und
zum Schaden des Königs, seines ältesten Sohnes sowie des ganzen König-
reichs ausgeheckt und voran getrieben."3" Dass er im November 1357 im Zu-
sammenhang mit dem Pariser Aufstand unter Etienne Marcel wiederum aus
seiner Haft befreit wurde, wurde daher als „eine große Gefahr und ein großer
Nachteil für den König und das Königreich'^ gesehen. Diese Einschätzung
erwies sich als zutreffend, denn Karl verbündete sich alsbald mit den Pariser
Aufständischen gegen den Dauphin. Rechtsansprüche, welche die dynasti-
sche Kontinuität in Frage stellen, verbanden sich mit eigenmächtigen, gewalt-
samen Übergriffen auf königsnahe Amtsträger zu einer Mischung, die unkon-
trollierbar schien und so eine nicht unerheblicher Herausforderung für den
König dar stellte.
Es ist bemerkenswert, dass die direkt mit dem Hundertjährigen Krieg ver-
bundenen Ereignisse kaum als Bedrohung für König und Reich dargestellt
wurden. Ein Krieg zweier souveräner Fürsten scheint gegenüber anderen
Unruheherden eher als regulär und damit als beherrschbar wahrgenommen
worden zu sein. Kriegsteilnehmer, die sich der obrigkeitlichen Kontrolle ent-
zogen, galten dagegen als irregulär und gerieten ins Visier. Ein solcher Fall ist
der berüchtigte Söldnerführer Arnaud de Cervole, genannt ,Erzpriester'A
Angesichts seines Todes 1366 berichtete die des regnes von allge-
meiner Freude. Arnaud habe sich einem Beschluss des Piudcozcth wider setzt,
mit seinen Leuten das Land verheert und trotz Zahlungen des Königs und
des Papstes entgegen seinem Versprechen nicht mit dem Plündern aufgehört:
„Es ist also kein Wunder, wenn man über seinen Tod erfreut war."33 Zwar
wusste man auch um die Zerstörungen, die englische, navarresische oder
sogar französische Truppen anrichteten,34 aber gegenüber der Unzuverlässig-
keit und dem Ungehorsam Arnauds unterstanden diese einem Fürsten und
damit einer legitimen Autorität - sie galten als ,Feinde', während Arnaud ein
„Rebe!! "33 beziehungsweise ,Räuber' war: Als Arnaud 1354 eine normanni-
sche Burg eingenommen hatte und der König sich erkundigte, mit welchem

29 Froissart, Chroniques (SHF), Bd. 4, S. 137 (1,346); Chronique des quatre premiers Valois, S. 29;
Chronique des regnes, Bd. 2, S. 51. Siehe dazu Cazelles, Societe [1982], S. 157-159.
30 Le d; roi/ & Nauaue Huod WMcddre ei fndede piMseMrs edoses, HM doz?Mge, desdozmeMr ei md dM Lot/ ei
& MOMseigMeMr son nAne/dz ei de ioMi ie roi/HMwe de Lrenee. Chronique des regnes, Bd. 1, S. 64.
Siehe dazu Cazelles, Marcel, S. 229f.; Autrand, Charles V, S. 174—186; Cazelles, Societe [1982],
S.286-292.
33 AM grHMi perd ei pre/Mdice dM Lot/ ei dM roi/HMwe. Chronique des regnes, Bd. 1, S. 116.
32 Siehe Contamine, Cervole; Denifle, Desolation, Bd. 2/1, S. 188-211; Cherest, Archipretre.
33 S; we/M pas meruedies se Len/M dez de SH wiori. Chronique des regnes, Bd. S. 18-20, hier S. 20.
34 Le pdd pHi's esiod ioMi gasie per ies eMMewds HMgiois ei ZMUHmds, ei HMSs; per ies gHrzdsons des Jbrie-
ressespHMpdses. Chronique des regnes, Bd. 1, S. 238.
33 In einem Brief an Papst Clemens VI. beschwerte sich Gautier de Rufhnac über Arnaud und
bezeichete ihn als ZModedieMS ei rededis. Vatikan, ASV, Suppl. Clem. VI, n. 13, fol 78' (01.07.1347),
zitiert nach Denifle, Desolation, Bd. 2/1, S. 190, Fußnote 1.
 
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