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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0101

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100

1111 Voraussetzungen

ten.561352 wurden unter Johann II. die möglichen Strafen um Enteignung und
Körperstrafen erweitert.^ Zu einem umfassenden und dauerhaften Verbot
der Privatkriege kam es jedoch nicht. Im Gegenteil, den Adligen einzelner
Regionen wurde der Privatkrieg immer wieder explizit erlaubt: 1315 gestatte-
te Ludwig X. den Adligen Burgunds, der Bistümer Lengres und Autun sowie
der Grafschaft Forez, dass sie
„Waffen nutzen dürfen, wie es ihnen gefällt, dass sie Krieg führen
und Gegenrache üben dürfen. Wir gestehen ihnen Waffen und
Kriegführung] zu, so wie sie es bisher getan haben und seit alters
her gewohnt sind."58
Es folgten ähnliche Regelungen für Aquitanien (1331)/9 das Vermandois
(1350)80 und die Dauphine (1367)84. Ohne die Fehdeführung generell zu ver-
bieten, beschränkte Karl V. sie 1367 jedoch auf geschickte Weise: Es gebe kein
Recht, gegen andere Adlige Krieg führen zu dürfen, außer beide Seiten wür-
den auf eine gerichtliche Einigung verzichten. Doch selbst dann sollten weder
gegnerische noch sonstige Untertanen geschädigt werden.^ Die Hürde der
beiderseitigen Zustimmung dürfte angesichts der materiellen Schäden durch
Fehden hoch gewesen sein - zumal der traditionelle Weg, den Gegner durch
Zerstörung seiner Güter zum Einlenken zu bewegen, nun verboten war.
Ab Mitte der 1360er Jahre verschwand die Thematik der Privatkriege
weitgehend aus den Ordonnanzen. Man darf vermuten, dass dies durch den
Hundertjährigen Krieg begründet ist, der mehr und mehr in den Vorder-
grund rückte.85 Kaeuper und Kaiser betonen dagegen, dass sich in Frankreich
statt der Gesetzgebung vielmehr die königliche Rechtsprechung als erfolg-
reich erwiesen habe, um Konflikte durch obrigkeitlichen Zugriff oder Schlich-
tung zu entschärfen.84 Für die Zeit des Bürgerkriegs wiederum ist das ,Fehlen'

56 Ordonnances, Bd. 1, S. 328f. (Philipp IV., 1296), 390 (Philipp IV., 1304), 538f. (Philipp IV, 1314);
Bd. 2, S. 61-63 (Philipp VI., 1331), 511 Johann II., 1352). Sprandel merkt mit Bezug auf das rö-
misch-deutsche Reich an, dass die Kriminalisierung der Fehde als dednm priunfnm diesen vor
allem strafrechtlich interpretiert habe, wohingegen der Krieg weiter auf das Völkerrecht ge-
gründet war; Sprandel, Die Legitimation, S. 68.
55 Ordonnances, Bd. 2, S. 511f. Johann II., 1352).
55 Rem, Qne Mit noMe pndssenf & doienf nser des armes, (?nnnf lenr pddra, & t?ne d pndssenf gnerroier &
eonfregagier. Nons lenr oefroions Ms armes & Ms gnerre, en M maniere t?ne d en onf nse, & aeeonsfnme
aMcdmemenf. Ebd., Bd. 1, S. 559 (Ludwig X., 1315).
54 Ebd., Bd. 2, S. 61-63 (Philipp VI., 1331). Cazelles, Reglementation, S. 530-532, äußerte Zweifel
an dieser Datierung und korrigierte sie auf 1338/39.
60 Ordonnances, Bd. 2, S. 395 Johann II., 1350); in den Folgejahren von lohann II. mehrfach bestä-
tigt: ebd., S. 507f. (1352), 530f. (1353), 568f. (1354).
64 Ebd., Bd. 5, S. 42 (Karl V., 1367).
65 Nons de/Jendons par ees presentes, a fonz /es NoMes & andres de nosfre Roi/anme, t?ne md de (ynedyne
esfaf t?n'd sod, nejäce gnerre a andre de nosfre Roi/nnme; fd se de LassenMmenf des denx Pardes, A?"
soMnf gnerre, Nons Mnr de/Jondons snr poinne de eorps & de Mens, & snr ^nan^ne d se peuenf me^äire
enuers Nons, t?ne d ne prennenf nnenne edose snr noz sndgMz ne snr Ms Mnr. Ebd., Bd. 5, S. 21 (Karl
V., 1367).
65 Siehe dazu auch Brown, Violence, S. 255-261.
64 Kaeuper, War, S. 256-260; Kaiser, Selbsthilfe, S. 71f.
 
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