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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0121

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120

1111 Voraussetzungen

keine Versorgung und keinen Schutz fanden.^ 1417 eroberte eine Truppe
unter dem Pariser Prevo) verschiedene Burgen in der Pariser Umgebung, um
so Handelswege zu schützen.^ Seitens des Königs wurde den Städtern sogar
die Bewaffnung erlaubt beziehungsweise befohlen, was sonst als untrügliches
Anzeichen einer Rebellion gewertet wurde.^ Die allgemeine Bewaffnung war
freilich nicht allen willkommen: Zum Jahr 1416 klagte Nicolas de Baye, selbst
er als Kleriker habe sich bewaffnen müssen, was ihn mehr als 40 planes gekos-
tet habe.^ Auch eine Ordonnanz von 1367, in der Karl V. forderte, man solle
sich um Umgang mit Armbrust und Bogen üben,9° musste bald ergänzt wer-
den, weil es offenbar zu Unfällen gekommen war. 1391 verfügte Karl VI., dass
die Korporation der Schützen, deren Tätigkeit „sehr große und unzählige
Vorteile" habe, an ihrem angestammten Übungsplatz nahe der Porte St. Denis
Schutzbauten errichten solle, da sonst „Todesgefahr" drohe.9'
Das der Bevölkerung zugestandene Widerstandsrecht mag auch beim
Ausbruch der Jooy/ene eine Rolle gespielt haben. Kurz vor ihrem Ausbruch
im Mai 1358 war es erneuert worden^ und die Bevölkerung versammelte sich
folglich, um zu beraten, „wie sie sich gegen den bösen Willen einiger Auswär-
tiger, den sie fürchteten, sowie auch gegen die Adligen des Reiches wehren
könnten, falls diese ihnen etwas antun wollten."^ Man verteidigte sich - egal
gegen wen.94
Die vielschichtigen Perspektiven der Bevölkerung zeigen, dass Gewalt als
Handlungsmuster umstritten war. Einerseits gab es Gruppen, die vom Krieg
direkt wirtschaftlich profitierten, und andererseits solche, die durch ihr
kriegsbedingtes Elend in die Kriminalität gedrängt wurden und dadurch
wiederum die Gewaltausübung potenzierten. Grundsätzlich lassen sich je-
doch zwei Perspektiven ausmachen, aus denen heraus Gewalt thematisiert
wurde.

86 Chronique dite de Jean de Venette, S. 228.
87 Chronique du Religieux, Bd. 6, S. 178-180.
88 Ordonnances, Bd. 3, S. 140 (§40) (Karl (Dauphin) 1357), 509f. (Johann II., 1361); Bd. 4, S. 169f.
(Johann II., 1355). Siehe dazu auch Juvenal des Ursins, Histoire, S. 432f.
84 S; m'aJäiM armer, tpd m'a coMsfe pdrs de xipaMcs, MOM odsfard (?Me;e soie presfre. De dowwe esdaiMMe
sod-d /rans ei tpdcd' par tpd /ard tpre presfres se armerd. Nicolas de Baye, Journal [1885-1888],
Bd. 2, S. 268. Zur Bewaffnung des Klerus siehe Duggan, Armsbearing.
40 Q:dds (...) eppdgMeMf & d!d:dse?d fo:des JeMMes gens, a exereder, co?dd!Mer & apprendre iejädd &
mardere de trade. Ordonnances, Bd. 5, S. 16 (Karl V., 1367), ähnlich ebd., S. 172f. (Karl V., 1369).
44 Ebd., Bd. 7, S. 395f. (Karl VI., 1391).
47 Vgl. S. 15, Anm. 25, sowie S. 98, Anm. 43.
48 Les daddans de pdrsieMrs udies d:r pai's de Perfols se pMsserd assemdies po:rr ordo?mer comme?d d
poMrroierd resisder a ia male uoieMfe d'aMCMMS de dors d:r roi/aMme do?d d se doMdtoieMt, et aMssi eoMfre
tes Modtes d:r roi/aMme, OM eas ^:re aMCMMe edose terrr uo:ddro;'eMf mes/äde. Lehre de remissioM für Jean
Flageolet, Juli 1359, Paris, AN, JJ 90,149'-150' (Nr. 292), zitiert nach Luce, Histoire, S. 293f. (Nr.
46).
44 Den Aspekt der Selbstverteidigung unterstreicht v.a. Roch, Guerres, S. 58f.
 
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