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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0131

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130

1111 Voraussetzungen

nicht ausschlaggebend. Selbst bei herrschernahen Klerikern überwog in Be-
zug auf Krieg und Frieden der obrigkeitliche Pragmatismus.^
Bei der Umsetzung der Staatsraison rückte der Herrscher in ein neues
Licht: Er war nicht so sehr die Verkörperung des Gemeinwohls, sondern eher
für dessen Umsetzung verantwortlich.^ In seinen Memonvs machte Philippe
de Commynes das Wohlergehen des Reiches folglich von den persönlichen
Eigenschaften des Fürsten abhängig. Mit einem schlechten, das heißt wenig
verständigen Fürsten könne Gott das jeweilige Volk strafen, denn dieser
würde durch seine Fehler zuerst Spaltung und Krieg, dann alle weiteren Übel
auslösen.57 Für Commynes übernahmen die Ratgeber die Aufgabe, die per-
sönlichen Schwächen des Fürsten auszugteichenA Politik wurde damit pro-
fessionalisiert.^

Exkurs: Systematisierung und Regulierung der Kriegsführung
Um ihre Funktion erfüllen zu können, mussten sowohl der Fürst als auch
seine Krieger über spezifisches Wissen verfügen. Vor diesem Hintergrund
widmete der Bologneser Jurist Johannes von Legnano seinen Tmcddos de &edo
1360 Kardinal Aegidius Albornoz, der durch seine Kriegszüge die päpstliche
Autorität in Oberitalien wieder her stellen konntet Der gelehrte Benediktiner-
prior Honore Bouvet verfasste seinen Ar Uv des Ada/des von 1386 bis 1390, um
dem jungen König Karl V. Wege aufzuzeigen, wie er den desaströsen Zu-
stand der Kirche und des Landes beheben könne/'' Christine de Pisan befand
es ihrerseits um 1410 - vielleicht auf Anregung des Herzogs von Burgund^ -
für nötig, Bouvets Werk mit ihrem Liwe desjms d'armes U de edeuadene aus
„wahrhafter Zuneigung und dem Bedürfnis des Wohlergehens der edlen

55 Vgl. die kritischen Bemerkungen zu Friedensschlüssen in der Chronique du Religieux, Bd. 3,
S. 160; Basin, Louis XI, Bd. 2, S. 240.
55 Siehe z. B. die Forderung der France im Quadr/o^HC dnvcii/: Si esi Jbrce & d'rc t?nc ccnix soni
desnainrez tpd an commnn ivsoing ei ponr ic saini de icnr paiz ei scigncnric m'c(Jbrccni icnr ponoir, ei
mienix uenieni soi/ iaissor perdre auco/nos ia ciiosc pnPin/no (?no ponr icciic soi/ exposer a porii. Char-
tier, Quadrilogue, S. 16.
57 Ainsi, ponr concinro cesi ariieie, me semide i?no Dien ne penii cnuoi/cr pins grand piai/e cn nng pai/s i/nc
d'nn princc pen ontondn, car & ia proccdcni Ions andres manix. Premier cn uiont diuision ei gnerre, car
ii meci ions/'onrs son ancioriic cn main d'andre, i/n'i deuroii pins uonioir garder ^ne nniie andre ciiose.
Fi & cesie d'uision procede ia A^i/ne ei moriaiiie ei ies andres manix i/ni deppendeni de ia gnerre. Phi-
lippe de Commynes, Memoires, Bd. 1, S. 122f. (11,6). Siehe auch Christine de Pisan, Livre de la
paix, S. 120f. (111,4).
58 Zum Verhältnis von Fürsten und ihren Ratgebern bei Commynes: Michon, Commynes; Ehlers,
Philippe de Commynes; Dufournet, Prince (wieder abgedruckt in Dufournet, Philippe de
Commynes, S. 55-72).
59 Blanchard, Oralite, S. 175.
80 Giovanni da Legnano, Tractatus de Bello, S. 71-73. Zu Albornoz siehe Claramunt Rodrigu-
ez/Severino, Albornoz.
8' Bonet, Arbre, S. lf. (Prologue). Zur Rezeption siehe Wright, Tree, S. 12f.
82 Willard, Introduction [1999], S. 5f.
 
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