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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0223

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222

IVI Problematisierungen

Prinzip des besoldeten Dienstverhältnisses ablöste. Friedensschlüsse und
Waffenstillstände führten angesichts dieses Professionalisierungsgrades je-
doch zu einer Unterbeschäftigung der Söldner mit fatalen Folgen: Immer
wieder schlossen sich in .Friedenszeiten' beschäftigungslose Krieger zu Ver-
bänden zusammen und plünderten auf eigene Rechnung.
Der Hinweis Timbals. dass es in Bezug auf die Briganten schwierig sei.
Fälle von kriegerischer Gewalt von üblichen Verbrechen zu unterscheiden,
greift zu kurzdsi Zwar waren Plünderungen im Rahmen regulärer Kriege
erlaubt und in anderen Fällen verboten/^ diese Perspektive übernimmt die
engen rechtlichen Vorstellungen der Zeitgenossen jedoch allzu unkritisch.
Briganten und unbeschäftigte Söldner wurden bewusst wegen ihrer fehlen-
den Rechtstitel ausgegrenzt und diffamiert. In dem Maß. in dem man den
Krieg als geregelt und geordnet imaginierte. wurden Söldner zum negativen
Gegenbild stilisiert. Aus moderner Perspektive hingegen erscheinen Söldner
nicht als Auswuchs des Krieges, sondern waren in der Art seiner Organisati-
on strukturell angelegt; statt der Ritter waren die Söldner die eigentlichen
professionellen Krieger.^'
Während Söldner als das Gegenteil guter, rechtmäßiger Krieger dargestellt
wurden, galt der Bürgerkrieg als Gegenbild regulärer und legitimer Kriegs-
führung. da er mit der Spaltung eines als Einheit gedachten Reichs einher-
ging. Aus der Sicht vieler Beobachter wurde dagegen den Engländern als
dem .eigentlichen Feind' das Land widerstandslos überlassen. Gewaltexzesse
wurden vor diesem Hintergrund von den zeitgenössischen Autoren vor allem
in der Kriegsführung der innerfranzösischen Parteien gesehen, nicht in der
des Hundertjährigen Krieges. Dabei hing es von der (politischen) Intention
des jeweiligen Autors ab. ob bestimmte kriegerische Handlungen als grauen-
voller Exzess oder Teil der legitimen Kriegsführung dargestellt und gedeutet
wurden. Dieser Befund lässt sich auf die Spaltung vornehmlich des Adels,
letztlich aber auch der Chronisten zurückführen, die oft höfischen Parteien
zugerechnet werden können. Parteiübergreifend war man sich jedoch einig,
dass im .Hass der Fürsten' die Ursache der damaligen Übel lag.

Timbal. Guerre. S. 493.
482 Wright. Pillagers. S. 16.
483 Toureille. Vol. S. 151-153.
 
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