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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0249

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248

IVI Problematisierungen

machte? (siehe Abb. 2, S. 434). (3) Gewaltlose Kollektivstrafen: Den Verurteil-
ten beziehungsweise den Einwohnern insgesamt wurde meist eine finanzielle
Buße auferlegt. Darüber hinaus konnte der König der Stadt Privilegien ab-
erkennen und in Befestigungsanlagen zerstören lassen - beides Bereiche,
welche die städtische Selbstverwaltung betraten.'^
Die Repression der
Mit Blick auf ländliche Aufstände wie die zeigt sich ein anderes Bild.
Die kurze, aber heftige Rebellion wurde mit einer langanhaltenden Repressi-
on beantwortet. Auch wenn die in der des regnes genannte Opfer-
zahl von 20 000 wohl als symbolisch überhöht zu verstehen ist, war die Re-
pression durch den Adel zweifelsohne blutiger als der Aufstand sei bst. '"" In
einem Brief an französische und flämische Städte vom 11. fuli 1358, in dem
Etienne Marcel um Unterstützung warb, thematisierte er auch die /aojueno
von der er sich explizit distanzierte.^" Weiter schrieb er, Karl von Navarra,
der den Adel um sich versammelt und den Gegenschlag organisierte hatte,
habe zunächst an geordnet, dass aus jedem Dorf vier der Hauptschuldigen
bestraft würden und der Adel für seine Verluste entschädigt werde.'"" Diese
Beschränkung, die an das Vorgehen bei städtischen Aufständen erinnert (vgl.
S. 246f.), wurde jedoch kaum umgesetzt, so Bommersbach. Vielmehr habe es
nur wenige formelle Verfahren bei der Repression gegebenW Entsprechend
klagte etwa die Familie des getöteten Robert du fardin, man sei „ohne ver-
nünftigen Grund" in sein Haus eingedrungen und habe ihn einfach gehängt,
„weder auf dem Rechtsweg noch nach dem Gesetz."^
Die Berichte der Chroniken, die zumeist summarisch beschreiben, wie die
Adligen wahllos „sowohl die Bauern, die sie für schuldig hielten, als auch die
anderen in ihren Häusern, auf den Weinbergen und in den Feldern töte-
ten"^, scheinen also nicht jeder Grundlage zu entbehren. Es ist jedoch be-

14? Chronique des regnes, Bd. 1, S. 209f. Siehe auch Chronique dite de Jean de Venette, S. 186;
Chronique de Richard Lescot, S. 133.
148 Siehe zu den Eonnes villes in Frankreich S. 117, Anm. 72.
149 Chronique des regnes, Bd. 1, S. 137. Zur Repression generell siehe Bommersbach, Gewalt,
S. 63-70; Cazelles, Societe [1982], S. 330f.; Dommanget, Jacquerie, S. 88-100; d'Avout, Meurtre,
S. 24f.
150 Brief Etienne Marcels vom 11.07.1358, zuerst publiziert von Kervyn de Lettenhove, Deux
lettres, S. 95-104 (Nr. 2). Weitere Editionen: Perrens, Etienne Marcel [1860], S. 401-408 (Nr. 16);
Froissart, Oeuvres, Bd. 6, S. 466-472; Perrens, Etienne Marcel [1874], S. 278-282; Delachenal,
Histoire de Charles V, Bd. 2, S. 414—421 (Nr. 26). Siehe Bommersbach, Gewalt, S. 65.
181 Brief Etienne Marcels vom 11.07.1358, Kervyn de Lettenhove, Deux lettres, S. 102; Perrens,
Etienne Marcel [1860], S. 406; Froissart, Oeuvres, Bd. 6, S. 471; Perrens, Etienne Marcel [1874],
S. 282; Delachenal, Histoire de Charles V, Bd. 2, S. 420.
182 Bommersbach, Gewalt, S. 65-70; jedoch ohne Verweis auf d'Avout, Meurtre, S. 212f. Siehe
auch Dommanget, Jacquerie, S. 88-100.
i82 DowMW dich dc/MMch RoEerfi iMfrauerif de^cfo cf aEs^Me CHMsa racio?MEiii f...J cf ipso d^MMcfo RoEer-
fo (...) MOM eia jMsficic Mcc Juris ordiue seruafo, ad ^Mamdaw arEorew A^f suspeudi. Lehre
d'HMforisHfioM für die Angehörigen Roberts du Jardin, September 1358, Luce, Histoire, S. 275f.
Verweis bei Bommersbach, Gewalt, S. 67, Fußnote 94.
i84 RMsficos, faw illos t?Mos credelMMf Mocuos ^disse tpMm alios, per domos ef per uiueas Jodieufes, ef per
Hgros wiscrcEilifcr occidcivrd. Chronique dite de Jean de Venette, S. 178. Siehe auch Froissart,
 
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