Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0269

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
268

IVI Problematisierungen

Vielmehr nannten sich die Gruppen selbst compa/mos oder socn und betonten
damit den Charakter einer Schwureinigung.^ Die Bezeichnung Tndun bekam
dann nach und nach einen pejorativen Charakter und näherte sich der Be-
zeichnung für .Plünderer' art;^ mitunter wird sie in Begnadigurtgsbriefen
sogar als derart schwere Beleidigung dargestellt dass sie einen Mord im Af-
fekt rechtfertigen sollte: Jehan Benat fühlte sich 1384 durch die Bezeichnung
als foMc/uM so schwer beleidigt, dass er Pierre Prouvensal in ..heißer Wut"
tötete, denn ..er meinte, man könne statt foMc/nn ebenso Rebell oder Verräter
sagen.
Die Tnduns der Auvergne hatten ihren Ursprung in den Verwüstungen
der Grandes compagmes 1361/63. gegen die sich vor allem städtischer Wider-
stand organisierte.^" Roch spricht hier von ..Praktiken der Gegen-Plün-
derung" seitens der Bevölkerung, sowie von aktivem Widerstand gegen klei-
ne Gruppen von Kriegern A' Mit dem Abziehen der Compagnzas endete diese
erste Phase bereits um 1367. Das Problem der Plünderungen wurde jedoch in
der Auvergne 1374 wieder aktuell und bewaffnete Gruppen schlossen sich
erneut zur Gegenwehr zusammen. Die Tnduns griffen wohl vor allem isolier-
te Krieger englischer Garnisonen an. arbeiteten aber teilweise auch mit den
umliegenden Städten zusammen, etwa 1380 mit Saint-Flour (Dep. Cantal).^
Es ist schwierig, die Bewegung präzise zu fassen: Es gab zwar eine lokale
Organisation, aber keine zentrale Führung und generell kaum übergreifende
Strukturen.^ Die Thdh'hs verschwanden schließlich um 1390 eher sang- und
klanglos, ohne größere Repressionsmaßnahmen, vermutlich, weil sich die

apelauaM fodn's ausgekratzt wurden und nur noch teilweise lesbar sind. Verweis bei Challet.
Mouvement. S. 22f.. Fußnote 13.
27? Challet. L'exclusion. S. 381 f.; Challet. Tuchinat. §4. Zum Aspekt der Schwureinigung siehe
Oexle. Kultur der Rebellion.
278 Line compaigMie de roIvMrs et pißoMrs. les^Mels se appeßo&Mf commMMaMmoMf ewtre /es FoMMes geMZ
dMdit pat/s ,ToMdn's'. Lehre de rewdssion für Pierre Sarament. April 1367. Paris. AN. JJ112. (Nr.
177). zitiert nach Boudet. Jacquerie. S. 125; siehe auch Cohn. Populär protest. S. lOlf.
279 (...) /g dd SMpphaMf eoMsiderHMf t?Me aMfaMf ualoh dire foMÜHM comme reFede et haihe, weM de edaMde
cole et de Fashuhe.^ M"e dagMe ^:dd porfod le dd Pierre ProMueMsal, MM seMi eoMp eM la pohrme
(...) Lehre de remissioM für Jehan Benat. Januar 1389. Paris. AN. JJ137. (Nr. 107). Letpfci LaMlvMrg.
weM de maMuaise uoMieMfe. /Mi respoMdd Arishe. uißaiM larroM drigHMd. uoMS uoMS eM refoMrMez/ Lehre
de reMM'ssioM für Colin Adellee. Juni 1423. JJ 172. fol. 139' (Nr. 275). zitiert nach Actes de la chan-
cellerie. Bd. 1. S. 36-38. hier 37. Siehe dazu Challet. L'exclusion. S. 384f.; Challet. La revolte.
S. lOlf.
280 Zum folgenden siehe Challet. Mundare et auferre. Bd. 1. S. 196-221. zur Vorgeschichte S. 125-
159.
281 AMparauaMf, MOMS auoMS apäire a des prah^Mes de eoMhe-pdiage. de .resisfHMce achue aMX geMS de
gMerre'. a((echMf pehfs groMpes et ^Mi se/Msfi/ieMf de iehres roi/ales aMforisaMf a se de(eMdre des geMS
degMerrepidards. Roch. Guerres. S. 51.
282 Die Stadt verhandelte im Mai 1380 mit der CowpagMie unter Pierre de Galard über ein pahs. als
die TMciHMS ihr einen Gefangenen der CowpagMie übergaben - was die Verhandlungsposition
der Stadt deutlich stärkte, vgl. Challet. Mundare et auferre. Bd. 1. S. 204.
288 Ebd.. Bd. 1. S. 202. vermutet, dass Pintoin. der einen gewissen Pierre de Bruyeres als Imperator
der TMÜHMS vorstellte, diesen von einem anderen Aufstand auf die TMÜMMS der Auvergne über-
tragen hat - ein Aufstand ohne zentrale Führung war für ihn wohl nicht vorstellbar, vgl. Chro-
nique du Religieux. Bd. 1. S. 308-310.
 
Annotationen