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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0303

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302

IVI Problematisierungen

bens war.i59 Die Straßen von Paris waren der ideale Ort für einen öffentlich-
keitswirksam inszenierten Anschlag.^" Nach Thomas Basin plante der Herzog
von Burgund den Mord an Ludwig von Orleans daher ganz bewusst in Paris.
Vor dem Hintergrund der bisherigen öffentlichen Auseinandersetzung, sollte
der Anschlag die krönende Propagandatat sein und für das (aus burgundi-
scher Sicht) geknechtete Volk geradezu wie ein Befreiungsschlag wirken -
dafür aber musste er sichtbar sein und sich schnell herumsprechenA' Ähnli-
ches gilt für das Fürstentreffen auf der Brücke von Montereau 1419, für das
schon im Vorfeld besondere Sicherheitsvorkehrungen getroffen worden wa-
ren.
Während sich die Attackierten an einem öffentlichen Ort, im Zentrum des
Reichs, befanden, diente der jeweilige Machtbereich der Auftraggeber, meist
eher in der Peripherie gelegen (Bretagne, Burgund), den Tätern als Zufluchts-
ort und entzog sie dem Zugriff der obrigkeitlichen Justiz. Die Tat konnte zwar
verurteilt werden, das Urteil aber hätte militärisch durchgesetzt werden müs-
sen, um Wirkung zu erlangen.^
Zeitpunkt: Charles d'Espagne wurde nachts in seinem Bett - und damit
wehrlos - getötet."^' Die Anschläge auf Olivier de Clisson und Ludwig von
Orleans fanden ebenfalls abends beziehungsweise nachts statt, wie in Chro-
niken und Traktaten betont wirdW Eine solche Tat erfüllte nach der Defini-
tion Philippes de Beaumanoir alle Charakteristiken eines verwerflichen
mcurfrc, da das Opfer ohne vorherige Ankündigung und damit auf heimtü-
ckische Art überfallen wurde."^ Froissart beschreibt, wie sich 1392 die An-
greifer Olivier de Clisson vermummt und ohne Fackeln genähert haben und
die Fackeln der Begleiter Oh vier s sofort zu Boden geworfen wurden, wonach

Zu Olivier de Clisson: Messire Pierre & CraoM t?Mi auoif uiiaiMemeMf Maure ei ip/Mrie dedeMS Paris, a
sa graul despiaisaMce, messire Oiiuier de Cii^OM, SOM eoMMesiadie. Monstrelet, Chronique, Bd. 1, S. 7f.
Zu Ludwig von Orleans: De aMcioridMS dM/Msmodi law ne/ande Mecis, t?Me doris MoeiMrMis ParisiMS in
siraia pMdiiea. Basin, Charles VII, Bd. 1, S. 18.
me Als Beleg für den öffentlichen Charakter des Mordanschags kann die Vielzahl an Augenzeu-
gen gelten, die in der späteren Untersuchung befragt wurden; Raymond, Enquete.
151 Basin, Charles VII, Bd. 1, S. 16-18.
152 Zu Ludwig von Orleans: Chronique du Religieux, Bd. 3, S. 742.
153 De MMÜ. Froissart, Chroniques (SHF), Bd. 4, S. 130 (1,343). Siehe auch Chronique des quatre
premiers Valois, S. 27; Chronique dite de Jean de Venette, S. 130; sowie die Chronique des
regnes, Bd. 1, S. 38.
154 Zu Olivier de Clisson: A MMe deure apres wp-MMÜ. Froissart, Oeuvres, Bd. 15, S. 7. Prdre .ix. ei .x.
dorez aM uespre. Chronique normande de Pierre Cochon, S. 190. Zu Ludwig von Orleans: AM
uespre, a duii orez deuard wiieMHii. Chronique normande de Pierre Cochon, S. 221. AM soir. Juvenal
des Ursins, Histoire, S. 444; Post Moeiis crepMSCMiMM!. Chronique du Religieux, Bd. 3, S. 734. Ce
jour, aM soir, eMuiroM duii deures. Nicolas de Baye, Journal [1885-1888], Bd. 1, S. 206. PMuiroM Vfi
deures de MMÜ. Les chroniques du Roi Charles VII, S. 21. PMuiroM sepi deMres dM soir. Monstrelet,
Chronique, Bd. 1, S. 155; Doris MoeiHruis. Basin, Charles VII, Bd. 1, S. 18; Par agMei de MMÜ.
L'honneur de la couronne, S. 74 (Dedais ei appoirdewierds).
155 Siehe dazu S. 281, Anm. 23 sowie S. 56, Anm. 36.
 
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