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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0386

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21 Körper und Körperlichkeit

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Puppe gemeint, hier noch als Minderung der ehrenrührigen Strafe angesehen
werden, hatten die Einwohner von Dinart 1466 keine andere Möglichkeit, ihre
Wut gegen den zukünftigen Herzog von Burgund Karl (damals Graf von
Charolais) auszudrücken und hängten anstatt des Fürsten eine ihn repräsen-
tierende Puppet
Im Feld der mittelalterlichen Gewalt erweist sich der Körper als hochsigni-
fikanter thematischer Aspekt. Die mit der Ausübung von Gewalt zwangsläu-
fig verbundenen Verletzungen und Verwundungen werden durch die Quel-
len meistens tabuisiert, Feid und Schmerz ebenso konsequent ausgeblendet
wie körperliche Versehrungen. Die Beschreibung von Tod und Verwundung
lag schlicht nicht in der Intention der spätmittelalterlichen Chronistik. In dem
Maß, indem Gewaltpraktiken jedoch als exemplarische Handlungen auf den
(toten oder lebendigen) Körper zielten, erweisen sich auch die wenigen Schil-
derungen der Quellen in diesem Bereich als exempelhaft angelegt. Wenn
Wunden und Verstümmelungen in Einzelfällen detailliert beschrieben wur-
den, dann als Teil einer gezielten Stilisierung: als Fehrstück ritterlichen Ver-
haltens, als Schreckensbild grausamer Verstümmelung oder als narrative
Dramatisierung. Insbesondere das explizite Vergießen von Blut oder die Be-
fleckung damit zeigt sich als wirkmächtiges Motiv, das äußerst negativ kon-
notiert war: Blutende Wunden galten auch im juristischen Sinn als gravie-
rend, der Kontakt mit Blut insbesondere für Kleriker als päpstlich verbotene
Befleckung und massenhaftes Blutvergießen als schockierendes Horror-
szenario.

du Roi Charles VII, S. 32; Monstrelet, Chronique, Bd. 1, S. 75. Siehe auch Schnerb, Armagnacs,
S. lllf. Zum Begriff der represenfado?! siehe Schmitt, Mort, bes. S. 25.
122 QM; ccMw DÖMMfenses ;'?! proegdfahs et uesHMie prorMperMMf, Mf HMS; süd sdmdHcdrMm pre/dh
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pedddo Pedsdns;', d;do Mons Pdeowis, suspensHS /orei. Basin, Louis XI, Bd. 1, S. 218-220. Zur
Schändung von Emblemen und Symbolen siehe Hablot, Emblemes.
 
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