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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

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https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0392

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31 Ideal und Devianz

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oder furchtsamen Respekts seiner GegnerA Deutlich wird letzteres anhand
einer Episode in der OuvmdyMd des premiers Vdiois: Als einige persönliche
Feinde Bertrands einen Mordanschlag auf diesen geplant hätten, habe ein
englischer Ritter diesen Plan an Bertrand verraten, weil er keine Mitschuld
am Tod eines „so tapferen und edlen Ritters"^ tragen wolle. In dieser Schilde-
rung wurde die ständische Solidarität über politische Lager hinweg exempli-
fiziert, wie sie der ritterlich-adligen Welt als Ideal galt.
In Bezug auf derartige Ideale erfüllte Bertrand in der Darstellung Froiss-
arts auch die Anforderung an einen Kriegshelden, seine Affekte zu kontrollie-
ren und bewusst auf Gewaltausübung zu verzichten: Als Bertrand 1372 die
Burg von Moncontour (Dep. Vienne) belagerte, gewährte er deren Garnison
freies Geleit; einerseits, um seine eigenen Leute nicht unnötig zu strapazieren,
andererseits aber auch, weil er seine Gegner als „gute Krieger"^ anerkannte.
Selbst einzelne Misserfolge, wie wiederholte Niederlagen und Gefangennah-
men in Schlachten, scheinen gegenüber Bertrands beständigen Kampfeinsät-
zen im Dienste der Valois und ihrer Verbündeter nicht sehr ins Gewicht zu
gefallen zu sein - die Vielzahl der Kämpfe, an denen Bertrand beteiligt war,
wurde zum Fundament seines Ruhmes und die hohen Lösegelder zum Indi-
kator seines Rangs, den er in der adligen Gesellschaft einnahm A Entspre-
chend betonten die Quellen auch die Nähe Bertrands zu Königen wie Karl V.
und Heinrich von Trastämara, sowie zu anderen großen Fürsten.^
Die besondere, königsnahe Stellung Bertrands wurde vor allem bei und
nach seinem Tod deutlich: Während der Belagerung von Chäteauneuf-de-
Randon (Dep. Lozere) 1380 erkrankte Bertrand. Die C/irompoe des poAre Premi-
ers Vdiois berichtet, dass ihm die Einwohner der Stadt wegen seines „Rufes
und der Furcht, die sie vor ihm hatten'^, auf dem Totenbett ihre Stadtschlüs-
sel überreichten. Jenseits der Achtung durch Standesgleiche drückt der Chro-
nist durch diese Episode beispielhaft aus, dass Bertrand auch von Stadtbe-

34 Car d Fugies ei d eoMSHMis doM pnnce disodwi eusi t?Me, se d fBerirHMdJ esiod nmpwMes ne dedures, d
Jerod de rdefp/MS Jbrfe gMerre t?Me deuHMi PoMr ia^Mei rose d! deduenmee d woMseigweMr BeriHM
n'esiod pas s; dede ne s; dasdeue, ei ioMi d coMuenod porier. Ebd., Bd. 7, S. 58 (1,590); siehe auch
ebd., S. 62-64 (1,592).
33 MoMseigneMr Hue de Pdruedei/ f...J ie/d Hssauod d woMseigweMr BerirHM seereiewewi. Car ie dd won-
seigweMr Hue de Pdruedei/ ne uoMdod pas esire coM7p<dde ne eoMsewiHMi de ia mori d'MMg s; preMX ei s;
uadiHMi edeuader eowwe woMseigweMr BerirHM de CiHe^MiM. Chronique des quatre premiers Valois,
S. 173.
36 P; eoMMesiad/es ^Mi ne uoiod wies hop^o:der ne greuer ses gens, ne edMMS doM Jbri hop presser, poMr
iHMi ^Me d esioiewi drodes gews d'arwes, eniend; d ees ireides ei /es idssH passer. Froissart, Chroni-
ques (SHF), Bd. 8/2, S. 53 (1,695). Zum Aspekt der Gewaltbeschränkung bei Helden der Kreuz-
zugsliteratur siehe Rouse, Crusaders, S. 177f.
37 Vernier, Flower, S. 10f.; Henneman, Clisson, S. 57f.
33 Froissart, Chroniques (SHF), Bd. 6, S. 212f. (1,552); Bd. 7, S. 30 (1,575); Bd. 7, S. 83 (1,600); siehe
auch Chronique des quatre premiers Valois, S. 199 und 226.
39 Fi dMpMei edasiei ies Ang/ois tpd ie ienodwi /Mi apporiereni ies eie/s dM dd edasiei gmwi pieee apres ^M'd
i'oMd assd poMr ia ires gründe rewowwee ei do:dde ^M'dz Huoieni de /Mi ew sow pauedioM od d esiod eoM-
edie weiede HM di de ie wori. Chronique des quatre premiers Valois, S. 285f. Zu verschiedenen
Schilderungen von Bertrands Tod sowie zu seiner Bestattung siehe Minois, Du Guesclin,
S. 450A55.
 
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