Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0394

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
31 Ideal und Devianz

393

Schwüngen,48 Verletzungen und Tod werden jedoch verschleiert beziehungs-
weise anonymisiert.^ Stattdessen werden unermüdlich kämpfende Krieger
für ihre Ausdauer gefeiert.^ In einzelnen Passagen wird die Gewalt zwar
drastischer, bleibt aber immer eng in den Aufbau der Erzählung ein-
gebunden: Cuvelier beschreibt, wie dem Pferd von Heinrich von Trastämara
mit einem kräftigen Hieb der Schädel gespalten wurde und Heinrich zwar zu
Boden gegangen sei, aber alsbald ein neues Pferd bekommen habe und so
wieder in den Kampf geritten seiA Das Auslassen jeden Bezugs zu Schmerz
oder Leid zeigt sich auch, als in einer Kampfbeschreibung einem Krieger ein
Schwert ins Auge gebohrt wurde und Cuvelier daraus lediglich folgen ließ,
dass er sich ergeben musste und die Verletzung allgemein bedauert wurde A
Die Gewalt, die Bertrand ausübte, wird als notwendig und rational darge-
stellt: Er habe Verräter und Rebellen bestraft, Feinde besiegt und Gefangene
getötet, um Streitigkeit über ihre Lösegelder zu beenden. Selbst drastischere
Schilderungen waren fester Bestandteil der kriegerischen WeltA Plünderer
und Feinden wurde Gewalt angedroht, um sie zum Einlenken zu bewegen^
und mitunter habe Bertrand sogar den eigenen Leuten vor einem Kampf zu-
gerufen, dass jeder, der fliehe, gehängt werdeA Die C/ümson bot damit so-
wohl die formelhafte Beschwörung klassischer, ritterlicher Ideale (Großzü-
gigkeit, Treue, Mut, Abenteuerlust), setzte aber auch die kriegerischen Reali-
täten des Spätmittelalters um, wie etwa das Problem militärischer Disziplin,
den Spagat zwischen der Solidarität unter Rittern und den Engländern als
Kriegsgegnern, sowie die Geldnot vieler Adliger.56 Bertrand selbst wurde in
der Schlacht von Auray zwar als kräftig um sich schlagender Krieger darge-
stellt, der aber angesichts der drohenden Niederlage vor allem Angst um
seine eigenen Ländereien gehabt habe A
Mit dem Typus Bertrands du Guesclin, wie ihn die C/ümson zeichnet, war
der ritterliche Held des Hochmittelalters in der Realität des ausgehenden
14. Jahrhunderts angekommen.58 Seine Sorge galt dem eigenen Aufstieg und

48 D'MMe dae/ie a .11. madis doMMg wa/M/e eo/ee. Ebd., Bd. 1, S. 142, V. 7021 (§250).
48 Lg ud's/ OM doMMer wa/M/e graMde eo/ee / Mahd /iras i/ o/ rompM, wa/M/e /es/e es/oMMee. Ebd., Bd. 1,
S. 142, V. 7017f. (§250).
80 LM so podd doM/je di /ZrereM/ /oMgMemeM/ / LI d'MM cos/e e/ d'gM/re eoMi/ig/eM///erenieM/. Ebd., Bd. 1,
S. 427, V. 21814f. (Nr. 707). Siehe dazu auch ebd., Bd. 3, S 86-91.
84 Le /iraMe desseM/ aua/ dessMS /a WMSsgMdoMr / Lg /es/e /Z eoMppa /OM/ adissi c'MMe^oMr / LfeMn/ e/ soM
e/ieua/ a/ia/Z SMr Z'er/ioMr. Ebd., Bd. 1, S. 337, V. 17135-17137 (§570).
82 Lin escM/er // udd (?Mi /e coM/e ZaM^a / D'MM espoi/ & Bord/gMX, (?Mi MioMd e/ier // eoMs/a / LoM/ parw/ Za
u/s/ere Ze ZioM coM/e asseMg / Parw/ Ze seMes/re oe/Z Lader Jod ZZ ZioM/a / PeZZeweM/ ZeArZ Z'Med d hu/
ereua. Ebd., Bd. 1, S. 140, V. 6916-6920 (§247).
83 Ebd., Bd. 3, S. 149f.
84 Ebd., Bd. 1, S. 431 (§713).
88 Ebd., Bd. 1, S. 97, \L 4698-4704 (§167).
86 Ebd., Bd. 3, S. 253f.
87 1/ M'i/Aü LMgZoZs mes/ier ad & uie /ZiiMso eoM edz (?Mi /Me /es e/n'eMS SMr Za eaMde / Les a/ia/ deuaM/
/Mi/, e/ ,Nos/re Dame' crie. / De saMe e/ de SMeMr auod /a e/iar wodZZe. / Aide DZex, dZs/ i/ aZdez Mos/re
par/Ze/ / Seje SM/s deseoii/Zz, p/MS M'arai/ seZgMorZe.' Ebd., Bd. 1, S. 143, V. 7063-7068 (§252).
88 Contamine, Bertrand, S. 87, bezeichnet die Erhebung Bertrands zum Helden als ,Revanche des
Kleinadligen an den großen Fürsten'. Siehe dazu auch Lassabatere, Betrand.
 
Annotationen