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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0409

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408

VI Vertiefungen

noch einen Schritt weiter und berichtete, wie Jeanne tagtäglich mit einer Lan-
ze um sich geschlagen habeW Mehr noch, so wieder der BoMrgeozs, sie habe
Männer und Frauen nicht nur im Kampf getötet, sondern auch aus privater
Rache, was nach den Grundsätzen eines gerechten Krieges und ritterlichen
Kämpfens keinesfalls akzeptabel war.'^ Als Beispiel dafür führen Chastellain
und Monstrelet den Fall des Franquet d'Arras an: Franquet war ein burgundi-
scher Capitaine, der im Mai 1430 in französische Gefangenschaft geriet und
den Jeanne „grausam" habe hinrichten lassen.^
Neben den Schlägen, die sie ausgeteilt haben soll, sind dies die einzigen
Belege, die Jeanne direkt mit Gewalt in Verbindung bringen. Zwar lastete der
Bourgeois ihr die während der Belagerung Compiegnes Gefallenen direkt art'^
und Heinrich VI. warf ihr in einem Brief an den Herzog von Burgund vor, die
Krieger zu Grausamkeiten angetrieben und so für Blutvergießen gesorgt zu
haben^s - dass sie aber selbst gekämpft habe, wurde nicht erwähnt.^
Während die armagnakischen Chronisten jeden Hinweis auf Franquet
d'Arras vermieden, rechtfertigte Jeanne selbst seine Hinrichtung damit, dass
er als geständiger Mörder und Dieb ordnungsgemäß verurteilt worden sei
Auch wenn das problematische Schicksal Franquets in armagnakischen Quel-
len dem Schweigen anheimfiel, scheint die Assoziation Jeannes mit Gewalt
nicht so problematisch gewesen zu sein, dass sie vollständig unterbleiben
musste. Mehrfach wird auf ihre dauerhafte Bewaffnung verwiesen,'^ ihre
Briefe, in denen sie den Engländern mit dem Tod drohte, wurden in Chro-

144 Car eile Jälsolf werMellle darwes & soM eorps ef waMi/olf MMg FoMrdoM & laMce frespMlssaMweMf ef seM
aldolf rMddemeMf cofmjMic on oeolf joHrMcHcmcMf. Anonyme (wohl wallonische) Fortsetzung der
Chronik Sigeberts von Gembloux, Paris, BnF, ms. fr. 23018, fol. 484'; vgl. Brassart, Mission,
S. 149.
145 Rem, CM plMsleMrs lleMX elle/lf fMer Pommes ef faMf CM Fafallle eowwe & ueMgeaMee uoloMfalre,
ear ^Ml M'oFelssalf aMX leffres ^M'elle A^salf eile Jälsalf faMfof woMrlr saMS plfle ^MaMd eile CM aualf poM-
uolr. Journal d'un Bourgeois, S. 295 (§577).
146 fPJ/Mf decaplfe apres par la erMdellfe & eesfeJeiM^ ^Ml dcslrod sa wort, doMf plalMfc assez/Mf Jälfe CM
SOM parft/, car ualllaMf FoMimc esfolf cf FoM gMerroi/eMr. Chastellain, Oeuvres, Bd. 2, S. 42. Siehe auch
Monstrelet, Chronique, Bd. 4, S. 384f. Siehe dazu Contamine, Franquet d'Arras.
147 Ff/MreMf NcM ^Mafre ccMfs de Fommes a fa PMeelle faMf fMes ^Me MOi/es. Journal d'un Bourgeois, S. 277
(§536).
148 Monstrelet, Chronique, Bd. 4, S. 442-447; ähnlich Jean de Wavrin, Recueil, Bd. 3, S. 397-403
und Chastellain, Oeuvres, Bd. 2, S. 204—209.
149 Fläufig findet sich nur der Hinweis, sie sei mit ihrer Standarte im Kampfgeschehen gestanden:
Monstrelet, Chronique, Bd. 4, S. 326; ähnlich auch Journal de Fauquembergue, Bd. 2, S. 307 (an
dieser Stelle befindet sich im Manuskript (Paris, AN, 1481, fol. 12') die wohl früheste Zeich-
nung Jeanne d'Arcs mit ihrem Banner in der Hand).
150 Proces de condamnation, Bd. 1, S. 150f.
151 Flic cl?cuaMcl?olf foMsJoMrs armee de foMfes pleces, ef eM FaFlllemeMf de gMerre, aMfaMf OM plMS (?Me capl-
falMe de gMerre ^Ml i//Msf; ef t?MaMd OM parlolf de gMerre, OM ^M'll Jälllof weffre geMS eM ordoMMaMce, 11 la
Jälsolf Fel OMi/r ef ueolrjälre les dlllgeMees; ef sl OM erlolf aMCMMes Jbls a Farwe, eile esfolf la plMS dlllgeMfe
ef prewlere, /Msf a pled OM a eFeual. Chronique de la Pucelle, S. 312. Ff eowFleM ^Me eapplfalMe ef
aMfres geMS de gMerre exeeMfasseMf ee ^Melle dlsolf, ladlfe JeFaMMe allolf foMsJoMrs a l'esearwoMede arwee
de soM darMols, eowdleM ^Me ee/Msf eoMfre la uoMleMfe ef opplMloM de la plMS graMf pari d'lceMlx geMS de
gMerre, ef moMfolf SMr soM eoMrssler foMfe armee aMssi/ fosf ^Me edeualller (pu'^Msf eM la eoMr dM roi/; de
^MOi/ les geMS de gMerre esfoleMf eoMroMcez ef moMlf esFadlz. Chartier, Chronqiue, Bd. 1, S. 75f. Siehe
auch Chartier, Chronqiue, Bd. 1, S. 72; Basin, Charles VII, Bd. 1, S. 144.
 
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