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Mauntel, Christoph; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Gewalt in Wort und Tat: Praktiken und Narrative im spätmittelalterlichen Frankreich — Mittelalter-Forschungen, Band 46: Ostfildern, 2014

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.34763#0426

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31 Ideal und Devianz

425

als „unchristlich"26i - womit die Verantwortlichen indirekt aus der cBnsüa-
infns ausgeschlossen wurden.^ Einige Sarazenen-Vergleiche lassen zudem
erkennen, dass die derart charakterisierten Praktiken als Widerspruch zu den
ritterlichen Regeln der Kriegsführung auf gefasst wurden: Vor allem harte
Haftbedingungen, willkürliche Hängungen und massenhafte Tötungen wur-
den so als der ,eigenen' Art der Gewaltausübung fremd und unwürdig dar-
gestellt.263
Der Aspekt der Unwürdigkeit fand im Vergleich mit Tieren beziehungs-
weise der Entmenschlichung noch eine Steigerung. Die entsprechenden Ver-
gleiche lassen sich grob in zwei Kategorien mit durchaus unterschiedlicher
Zielrichtung teilen: einerseits Vergleiche, die sich auf die Gewaltausübenden
beziehen, andererseits solche, die die Opfer in den Blick nehmen.
Im ersten Fall wurden diejenigen, die Gewalt ausübten, durch den Ver-
gleich zum Beispiel mit „wilden Hunden"^ (§o 1358 die Jacques) in ihrem
Verhalten Tieren gleichgesetzt, womit ihnen jegliche Menschlichkeit abge-
sprochen wurde. Auffällig dabei ist, dass sich die Belege ab etwa 1410 ver-
mehren, also ab dem Zeitpunkt, als die Auseinandersetzung zwischen Ar-
magnacs und Bourguignons offen eskalierte: Es ist der Bürgerkrieg, der den
Zeitgenossen besonders grausam vorkam und die Menschen scheinbar jedes
Mitleid und jede Menschlichkeit vergessen ließ. Folglich sind es nicht die
Taten selbst, die Schrecken hervorriefen, sondern das Umfeld, in dem sie be-
gangen wurden365 Die Handlungsbeschreibungen blieben im Umfeld der

Taceo de sacerdofifws ac mfnfsfrfs BcciesiarMM, (?Mos sie appredendere possfnf, aiMersis af^ne dorrfdfff-
fws modfs excrMcfanf; grantns dffs fffMdenfes ^nam Tarfaris a:d Barmans afps (si (?Mid daueren! dMmanf-
fafis) fff adere deFererd. Nicolas de Clamanges, Opera omnia, Bd. 1, S. 47 (De fapsa ei reparaffone
fasfiffae, Kap. 7). Af uasfafores regnf nosfrf, ^ao majas cdrfsffanffas non FaFeFaf, CFrfsffanf sanf, sf
famen dfgnf sanf Foc nomine (?ni CFrfsfam persecanfar fam fmmfserfcordffer. Nam ^af in CFrfsff/f-
defes fam fnFamane deseufanf, re uera inimici CFrfsff sanf J...J. Sanf ^ao^ae Fff^fsf cFrfsffanf, profF
fsfcj nefasf al predfxf, ex parfe majorf/ffff regnf nosfrf. Vernet, Tragicum argumentum, S. 140 (§6).
Ähnlich: Journal d un Bourgeois, S. 206 (§392); Monstrelet, Chronique, Bd. 3, S. 8f.; Juvenal des
Ursins, Histoire, S. 509; Froissart, Chroniques (liv. I & II), S. 276f. (1,105), Textzitat auf S. 369,
Anm. 38; Chronique du Religieux, Bd. 5, S. 576-578; Journal d un Bourgeois, S. 329 (§638),
Textzitat auf S. 369, Anm. 40. Siehe auch die Zuschreibung des Bourgeois, königliche Truppen
hätten wie Sarazenen Kinder ungetauft sterben lassen, Journal d un Bourgeois, S. 399 (§792).
262 Die Exkommunikation war als Folge zumindest nicht undenkbar: 1357 wurden die Compagnies
exkommuniziert, 1411 die Armagnacs, 1417 der Herzog von Burgund; siehe dazu S. 188 und
210 dieser Arbeit.
263 Bfaienf repris dos Brauchs cf fraffes sf craeffemenf cf par ft/rannfe comme Sarrasins. Journal d un
Bourgeois, S. 103 (§172). Bern, en ccf an 1423 J...J afferenf fcs Angfais deuanf Orsai/ f...J; car fcs far-
rons (?ai efaienf dedans fc cdasfcf, efaienf pires ^ae Sarrasiws ^af onc^aes^ssenf. Bf n'esf naf ^af cral
fa doafear cf fa ft/rannfe t/n'ifs ^fsafenf sot/(Jrfr aax cdrcficws t/n'ifs prenafenf. Journal d un Bour-
geois, S. 201 (§381). Bf/irenf fanf de maax, comme fes eassenf Sarrasiws, car ds pendafenf fes
gens, Bes gensj par fes pouces, (fes) aalres par fes pieds, fes aalres faafenf ef ran^onnafenf, ef e^br^afenf
Ä^mes, ef FoMfaieMf ÄMX' ^f ^MfcoM^Me ce^O on disaif; ,Ce^b"f f^s Armagnacs/ Journal d'un Bour-
geois, S. 39 (§16). Siehe auch Chronique du Religieux, Bd. 6, S. 248, Textzitat auf S. 258, Anm.
215. Insbesondere Kortüm schlägt für dieses Phänomen den Begriff der ,transkulturellen Krie-
ge' vor: Kortüm, Kriege, S. 58-63.
264 Froissart, Chroniques (SHF), Bd. 5, S. 100 (1,413).
265 Non enim affo racionis /adicio sea moderamine, sed t/aoeamt/ae fmpefas dMxerff ArMMfMB forrenffs
fnsfar at//*seufssfmaram more Fefaaram. J...J Cesfs enfm t/aos uofeFanf, domos cesoram aFst/ae affo or-
dfne pro ffFffo dfrfpfeFanf, ef propfer predas infer se decerfanfes ac dfmfcanfes, sese eefam fnferdMm, in-
 
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