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Reiners, Heribert
Die Kunstdenkmäler Südbadens (Band 1): Das Münster Unserer Lieben Frau zu Konstanz — Konstanz: Thorbecke, 1955

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https://doi.org/10.11588/diglit.51169#0416

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Münster zu Konstanz

346. Bildnis-Konsole im Scheitel des
Stützbogens der Orgelempore


Die Auskragung ruht auf neun reich geglieder-
ten Volutenkonsolen mit durchbrochenen, ka-
pitellartigen Endigungen. Die Mittelkonsole als
bärtige Halbfigur, anscheinend ein Selbstbild-
nis des Meisters der Empore (Abb. 346). Vorne
schließen die Voluten in kurzen mehrgliedrigen
Bündelsäulchen, deren mannig-
fache Musterung den Rund-
stäben der Zwischenpfeiler der
nordwestlichen Kapellen sehr
ähnlich ist. Am rückwärtigen
Säulchen der dritten Konsole
von Norden, fast versteckt, noch
ungedeutete Zeichen übereinan-
der und leicht erhaben, die
Zeichen sind durchschnittlich
4 bis 6 cm h. (vgl. die neben-
stehende Abbildung). Die Ka-
pitelle der Säulchen aus Sand-
stein teilweise mit durchbrochenem Stuckorna-
ment umkleidet, aber von einer Erneuerung,
während der ganze Schmuck ursprünglich aus
Stein war, entsprechend den Kapitellen in der
Welser- und Franz X.-Kapelle. An den Außen-


ecken Reste von Baldachinen. Auf den Kapitellen je ein geflügelter Engel aus Holz mit
Posaune, insgesamt sieben, durchschnittlich 109 cm hoch mit verschiedenen Sockeln.
Ob auch an den Ecken Figuren standen, ist ungewiß. Über den Eckbaldachinen auf der
Brüstung ein polygonaler Steinsockel, darauf ebenfalls ein Engel mit Posaune. Die
Engel wurden 1592 erneuert, von sechs auf vierzehn vermehrt und durch Meister
Frantzen (Franz Bockstorffer?) polychromiert, doch ist von den alten gotischen
Figuren keine mehr vorhanden. Nach Praetorius standen „auff den Lehnen umbher“

vierzehn Engel; wie sie ursprünglich angeordnet waren, ist ungewiß. Die Engel waren
mit dem Orgelwerk durch Windkanäle im Boden der Empore verbunden, die zum Munde
der Engel führten, in ihre Posaunen waren Stimmen eingesetzt mit der Tonleiter, welche
1592 die gewünschte Vermehrung der Engel erforderte. Bei der Erneuerung der Orgel
Anfang 17. Jh. war man darauf bedacht, diese Einrichtung der Figuren, „welche vor

Mallen auch gepfiffent hant“, die aber anscheinend nicht mehr zu gebrauchen war,
wieder herzustellen. Bei der Restauration 1922 wurden die Figuren neu polychromiert

und die Flügel und Posaunen ergänzt.
An der Unterseite der Engelkonsolen sind Kreismedaillons mit Reliefs geflügelter männ-
licher und weiblicher Halbfiguren mit Spruchbändern (Abb. 350 u. 351), die wohl ehe-
dem Aufschriften trugen zur Deutung der Figuren: Frau mit Traube in der linken Hand
— nackter Putto — Jungfrau im Zeitkostüm mit Barett —■ Jüngling in Zeittracht —

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