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Rheinische Musen — 2,1.1795

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Journal für Theater und andere schöne Künste
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Briefe über das französische und deutsche Theater zu Hamburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.49528#0297

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281

malmend voll, und die Beifallsbezeugung, die
schon ihrer ersten Erscheinung entgegen fiog,
ausschweifend rumulkuarisch. Der zügellose Geist
der Franzosen zeigre sich hier im Kleinen auf eine
für den Beobachter höchst intereßante Art. Kaum
öffnete sie den Mund, kaum schloß sie einen Perio-
den, kaum neigte sich ihr Gesang zum Ausgang
eines musikalischen Sazzes, so rauschte ein barbari-
sches Applaudißement und Bravogeschrei durch's
Gebäude hin, und der ruhige Zuschauer trug leicht
Ohrenzwang aus dem Schauplatz hinweg. Nach
dieser Vorstellung trat sie, an verschiedenen auf ein-
ander folgende» Tagen, in mehreren Rollen auf.
Das Beifallsgetümmel wuchs, wo möglich, mit
jedem Tag, und zuletzt konnte sie fast keine Scene
ausführen, keine Arie schliefen; so heftig überstimm-
ten sie vte Ausbrüche der Theilnahme.
Nach Lksvalieir vereinigt mit einer niedlichen,
wellenförmigen Figur, ein reizendes, ausdrnckvolles
Gesicht, und das raffinirteste, hinreißendste Mienen-
spiel. Freude und Heiterkeit ergiessen sich auS ihren
Zügen, ein rastloses Feuer belebt die Schilderung
der Leidenschaften durch ihre ganze Organisation.
Ihr Gesang, als musikalische Künstlerin betrachtet,
ist, wie der Gesang der meisten Franzose», wenig
bedeutend; aber der Ton ihrer Stimme in ruhigen
Momenten, wo leidenschaftlicher Ausdruck sie nicht
verführt, giebt einen angenehmen, sonoren Wieder-
klang, wodurch sie sich vor allen übrigen Mitglie-
dern dieses Theaters auszeichnet; ohnerachtet ich ge-
funden habe, daß — was auch besoldete Miethlinge
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